Kapitel 2

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Unglaublich, wie schnell mein erster Arbeitstag vergangenen ist!
Wie ich schon erwartet habe, verstehe ich mich mit Lou prima.
Auch die anderen Mitarbeiter sind wirklich nett und haben sich sogar ein paar Minuten Zeit genommen um sich mit mir zu unterhalten und sich vorzustellen.
Und das Beste, ich werde für das Praktikum sogar bezahlt!
Zwar nicht wahnsinnig viel, aber es reicht, damit ich Merry nicht komplett auf der Tasche liegen muss.
Herr Dressler meinte, er würde sich nicht gut dabei fühlen, mich ohne Entlohnung schufften zu lassen.
Dagegen habe ich natürlich nichts einzuwenden.
Mein Aufgabenfeld ist relativ begrenzt, aber das ist klar.
Immerhin bin ich neu und habe von dem meisten was sie dort machen keine Ahnung.
Wäre ich der Chef würde ich Praktikanten auch nicht gleich ein Manuskript in die Hände drücken und darauf vertrauen, dass er was damit anfangen kann.
Also habe ich über den Tag größtenteils Kopien gemacht, alle mit Kaffee und Tee versorgt und mir von Lou einiges erklären lassen.
Ich glaube, mit ihr werde ich mich sehr schnell anfreunden.
Es ist schön in einer neuen Stadt jemanden zu kennen damit man nicht komplett alleine dasteht.
Natürlich abgesehen von Tante Merry.

Auf dem Heimweg besorge ich noch ein paar Dinge im Supermarkt, die Merry mir vorher per WhatsApp geschrieben hatte.
Kaum zu Hause, empfängt mich schon der Duft vom Mittagessen.
Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.
Merry behandelt mich wirklich, als wäre ich ihre Tochter.
"Hallo meine Liebe. Pünktlich zum Essen. Erzähl, wie war der erste Tag?"

Am Abend telefoniere ich noch mit meiner Mutter.
Ihr ist es sehr schwer gefallen, mich gehen zu lassen, selbst wenn sie wusste, dass es für alle das Beste war.
Ich versichere ihr mehrfach, dass es mir gut geht und das es die richtige Entscheidung war.
Ich glaube, jetzt kann ich endlich mein Leben in die Hand nehmen und es auch wirklich durchziehen.
Ich wollte nie einsehen, dass alleine der Umgang mit meinen sogenannten Freunden mir alles kaputt gemacht hat.
Aber die Zeit ist jetzt vorbei!

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Zwei Wochen sind schon vergangenen seit ich im Verlag begonnen habe.
Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht.
Mit Lou habe ich mich, natürlich, sehr schnell angefreundet.
Inzwischen habe ich auch erfahren, dass sie schon verheiratet ist und sogar einen kleinen Jungen hat.
Er heißt Josh und ist fast vier Jahre alt.
Leider hatte ich noch keine Gelegenheit ihn kennenzulernen, aber auf den Bildern sieht er richtig knuffig aus.
Von ihrer Art her, hätte ich ihr nie zugetraut dass sie Mutter ist, denn sie ist noch so jung in ihrer Art.
Ich weiß auch nicht, wie ich es richtig beschreiben soll.

"Hey Pen, kannst du bitte auf meinem Schreibtisch etwas Ordnung machen?" fragt mich Lou, als sie den Raum betritt.
"Bist du krank oder so? Du bist doch diejenige, die mir jeden Tag einen Vortrag darüber halten könnte, dass man niemals Ordnung auf einem Schreibtisch haben soll. Warum auch immer.."
Lou schnaubt müde und kommt zu mir herüber.
"Ja ich weiß. Aber heute kommt der Sohn vom Dressler. Und für ihn ist Ordnung heilig. Glaub mir, ich habe damit schon meine Erfahrungen."
Muss ich das verstehen?!
"Was hat er denn mit dem Verlag zu tun?"
"Ach, ich vergesse ständig, dass du noch nicht lange hier bist. Also pass auf. Herr Dressler wird in naher Zukunft den Verlag an seinen Sohn weitergeben. Er investiert in den letzten Monaten sehr viel seiner kostbaren Zeit hier rein. Kümmert sich um neue Klienten und so weiter. Jedenfalls kann es nie schaden, dem baldigen neuen Chef nicht negativ aufzufallen."
Jetzt verstehe ich!

Während der Mittagspause, die ich mit Lou in einem naheliegenden Café verbringe, quetsche ich sie noch etwas über Dressler Junior aus.
Sie erzählt mir, dass er 25 Jahre alt und verlobt ist.
Angeblich handele es sich bei dieser bevorstehenden Ehe aber eher um eine Art Zwangsheirat. Der Vater der zukünftigen Braut muss wohl einen riesigen Verlag irgendwo in München haben. Wer eins und eins zusammen zählen kann, weiß worauf das wohl hinauslaufen wird...

Wieder zurück bei der Arbeit, gehe ich wie gewohnt meiner Arbeit nach, als plötzlich Lou dicht hinter mir steht.
"DAS ist Marcel Dressler!"
Leicht verwirrt drehe ich mich zu ihr um und folge ihrem Blick.
In diesem Moment erscheint ein junger Mann am anderem Ende des Raumes.
Holly Shit...!
Etwa zehn Meter von mir entfernt, steht ein junger Mann mit dunkelblonden, kurzen Haaren, einem Dreitagebart und den schönsten bernsteinfarbenden Augen die ich je gesehen habe.
Er hat eine sehr sportliche Figur. Es steht außer Frage, dass er mindestens zwei Mal in der Woche diesen Adoniskörper ausgiebig trainiert.

Für einen Augenblick sieht er sich im Raum um und kommt anschließend in unsere Richtung.
Selbst seine Bewegungen strahlen puren Sex aus.
Zu schade, dass er schon vergeben ist!

"Guten Tag Frau Bender, hat mein Vater Zeit für mich?" spricht er Lou an, die weiterhin völlig gelassen bleibt.
Gott, diese Stimme..!
"Natürlich Herr Dressler. Ihr Vater erwartet Sie bereits."
Und in dem Moment, in dem Lou sich auf den Weg zum Büro des Chefs macht, treffen sich die Blicke von diesem Gott und mir.
Seine Augen bohren sich förmlich in die meinen.
Er schaut mich lange Zeit einfach nur an ohne auch nur ein Wort zu sagen.
"Ich schätze, Sie arbeiten noch nicht sehr lange für meinen Vater. Ich würde mich definitiv an Sie erinnern.
Mein Name ist Marcel Dressler."
Ohne mich aus den Augen zu lassen reicht er mir die Hand.
Zum Glück kann ich meine Nervosität gut verstecken. Diese Genugtuung werde ich ihm nicht geben.
"Penelope Jenkins. Freut mich, Sie kennenzulernen. Sie haben Recht. Ich bin seit etwa zwei Wochen hier als Praktikantin angestellt."
Sein Händedruck ist fest, aber noch erträglich.
Er behält unseren Körperkontakt etwas zu lange aufrecht, bevor er mich wieder freigibt.
"Die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Ich hoffe, dass wir uns nicht zum letzten Mal begegnet sind."
Und schon ist er verschwunden.
Wow...

"Oh. Mein. Gott. Was war das denn?!"
Lou steht nun wieder neben mir und schaut mich strahlend an.
"Was war was?" frage ich sie uninteressiert obwohl ich genau weiß, was sie meint.
"Hallo?! Marcel Dressler hat noch nie mit den Angestellten seines Vaters gesprochen! Er fragt höchstens, wo sein Vater ist, aber alles andere interessiert ihn normalerweise nicht. Niemals, hörst du?
Glaub mir wenn ich es dir sage, er fährt voll auf dich ab!"
Schön wär's!
"Lou, rede keinen Unsinn! Und selbst wenn du Recht hättest, wäre das Zeitverschwendung. Du hast mir selbst erzählt, dass er verlobt ist. Außerdem bin ich einfach nur eine Praktikantin. Als ob er dafür seine Zeit verschwenden würde!"
Lou grinst verräterisch.
"Wir werden sehen." meint sie nur und widmet sich wieder ihrer Arbeit zu.

Tausche altes Leben gegen NeuesDove le storie prendono vita. Scoprilo ora