Tausche altes Leben gegen Neues

Kapitel 12

Und genauso schnell, wie das Glücksgefühl kam, ist es auch schon wieder weg.
Denn plötzlich klopft es an der Tür.
Konnte das nicht noch fünf Minuten warten?
Reflexartig trete ich sofort ein paar Schritte von Marcel weg, auch wenn ich mir sicher bin, dass man mir deutlich ansehen kann, was hier gerade passiert ist.
"Herein!" sagt Marcel mit belegter Stimme.
Wenigstens passt es ihm ebensowenig!
"Herr Dressler, ich brauche dringend eine Unterschrift von Ihnen."
Lou betritt das Büro, ohne zu schauen, ob Marcel überhaupt hier ist.
Erst als sie den Kopf hebt und uns beide da stehen sieht, scheint ihr aufzufallen, das sie vielleicht stören könnte.
"Oh, tut mir leid. Soll ich später wieder kommen?"
Ja!
"Nein, geben Sie her, dauert ja nicht lange."
Lou gibt ihm die Unterlagen, mit denen er zu seinem Schreibtisch geht um sie kurz zu überfliegen.
Der Blick den sie mir zuwirft, nachdem uns Marcel den Rücken zugedreht hat, spricht Bände.
Sie weiß genau, was passiert ist, bevor sie uns gestört hat.
"Hier, bitte. War das alles?" fragt Marcel nun an Lou gerichtet.
"Jepp, bin schon weg!"
Sie verbeißt sich sichtlich ein Grinsen, als sie das Büro mit schnellen Schritten verlässt.
"Wo waren wir stehen geblieben?"
Marcel steht wieder vor mir, legt seine warmen und großen Hände an meine Wangen und dann küssen wir uns endlich wieder.

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Die restliche Zeit über während der Arbeit fühle ich mich schwerelos.
Marcel und ich können kaum die Finger voneinander lassen und bekommen auch dementsprechend wenig geschafft.
Aber das ist uns gerade ziemlich egal.
Leider geht es jetzt auf den Feierabend zu was bedeutet, dass wir uns voneinander verabschieden müssen.
"Bis morgen." flüstert er mir ins Ohr, bevor ich mich endgültig von ihm löse und das Büro verlasse.
Da Lou sich selbst eingeladen hat, begleitet sie mich nach Hause

Und wie nicht anders zu erwarten, bin ich für sie und Tante Merry praktisch nicht da.
Ich sitze zwar neben ihnen auf dem Sofa, jedoch beachten Sie mich überhaupt nicht.
Sie diskutieren aufgeregt darüber, wie es nun mit Marcel und mir weitergeht. Sogar das Wort Hochzeit ist schon gefallen!
Man merkt sofort, dass die Beiden keine großen Hobbys haben...

Da mir das Ganze wirklich zu bunt wird, verabschiede ich mich von ihnen, was sie nichtmal wirklich mitbekommen, und gehe in mein Zimmer.
Ich brauche jetzt auch mal ein bisschen Zeit für mich.
Das ging jetzt alles so schnell.
Wochenlang weiß ich nicht, wie ich Marcel's verhalten richtig deuten soll und dann passiert innerhalb von vierundzwanzig Stunden so viel auf einmal.
Und trotzdem weiß ich nicht, wie das jetzt weitergehen soll.
Selbst wenn wir jetzt ein Paar wären, würde ich nicht wollen, dass wir es in nächster Zeit öffentlich machen.
Wie würde ich denn dann vor meinen Kollegen da stehen? Alle würden denken, dass ich mich nur an den Chef rangemacht habe, um beruflich weiter zu kommen.
Das wäre mein Ende!
Ich muss in den nächsten Tagen unbedingt mit Marcel darüber reden!

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Inzwischen sind seit unserem ersten Kuss schon knapp vier Wochen vergangen.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir das zwischen uns (ich kann immer noch nicht sagen, ob wir zusammen sind oder nicht) erstmal geheim halten. Auf Lou kann ich mich hundert Prozent verlassen. Sie würde uns niemals verraten.
Marcel konnte meine Bedenken verstehen und hat deshalb auch zugestimmt.
Wir haben uns in den letzten Wochen des öfteren auch außerhalb der Arbeit getroffen.
Waren abends zusammen Essen, sind ins Kino gegangen oder sind nach der Arbeit zu ihm gefahren und haben dort die Zweisamkeit genossen.

Dennis war ja aus beruflichen Gründen eine Weile im Ausland.
Als er zurückkam, habe ich mich gleich mit ihm getroffen und die Affäre zwischen uns beendet.
Ihm war wohl klar, dass das früher oder später passieren würde, dementsprechend gelassen hat er auch reagiert.
Zum Glück!
Natürlich habe ich auch Marcel von Dennis erzählt.
Er konnte sich denken, dass da was zwischen uns lief, hat mir aber sofort geglaubt als ich ihm erzählt habe, dass ich das beendet habe.