Kapitel 8

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Nanu?
Eine Rundmail von Marcel an alle Mitarbeiter.
Was soll das denn?

Ich öffne sofort meinen Posteingang und lese mir die Nachricht durch.
Er hat für zehn Uhr ein Meeting angesetzt, bei dem jeder Mitarbeiter pünktlich zu erscheinen hat.
Das ist sehr untypisch.
In der Regel nehmen an solchen Besprechungen immer nur die teil, die mit dem Projekt auch etwas zu tun haben. Also kann ich davon ausgehen, dass es für dieses einen anderen Grund geben muss. Nur welchen?
In der Meinung, noch genügend Zeit zu haben, schaue ich kurz auf die Uhr an meinem PC und springe sofort erschrocken auf.
Mist, es ist schon zehn vor zehn!
Ich muss mich beeilen! 

Gute zwei Stunden später neigt sich das Treffen dem Ende zu.
Marcel hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich ab sofort einiges ändern wird.
Er hat uns gesagt, das definitiv keine Zusammenarbeit mit dem Münchener Verlag zustande kommen wird, sich aber trotzdem niemand Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen muss.
Unserer Firma ginge es gut und wir wären so oder so nie auf die Hilfe dieser Leute angewiesen gewesen.

"Vor kurzem wurde mir von jemand ganz Besonderem mal so richtig der Kopf gewaschen." Er hält kurz inne und sucht Blickkontakt zu mir, den ich aber nur sehr kurz zulasse.
Ich weiß auch so, dass er damit mich meint..
"Wie dem auch sei. Diese Person hat mich zum Nachdenken angeregt.
Mir ist nun klar geworden, dass ich von keinem Fremden Hilfe annehmen muss, solange ich ein Team um mich habe, auf das ich mich vollkommen verlassen kann.
Jeder von Euch hat individuelle Stärken, die wir zusammen einfach nur sinnvoll nutzen müssen.
Wenn also jemand von Euch irgendwelche Verbesserungsvorschläge für diesen Verlag hat, möchte ich ihn Bitten, sie mir vorzutragen. Ich versichere Euch, dass ich für alles offen bin.
Sobald einige Vorschläge bei mir eingegangen sind, setzen wir uns noch einmal zusammen und diskutieren sie gemeinsam aus."
Sofort geht das Getuschel unter den Mitarbeitern los.
Sie scheinen mit Marcel's Ansprache zufrieden zu sein und ich bin mir sicher, dass er diese Entscheidung nicht bereuen wird.
Nach und nach leert sich der Raum.
Lou und ich stehen nun auch auf, jedoch hält Marcel mich zurück.
"Frau Jenkins, hätten Sie noch einen Moment Zeit für mich?"
Lou wirft mir einen vielsagenden Blick zu und schließt hinter sich die Tür.
Jetzt sind wir alleine..

"Danke." sagt er aufrichtig und kommt auf mich zu.
"Wofür?"
"Wie ich eben schon sagte, du hast mir ordentlich den Kopf gewaschen und das war schon längst überfällig.
Ich bin mir sicher, dass wir das zusammen schaffen. Aber ohne dich hätte es noch ewig gedauert, bis ich das eingesehen hätte. Vielleicht wäre es bis dahin sogar schon zu spät gewesen."
"Dafür musst du mir nicht danken Marcel. Ich habe dir einfach nur aufgezeigt, wie ich die Situation sehe."
Er steht nun direkt vor mir, was mich sehr nervös macht.
Wieder einmal schauen wir uns einfach nur an, ohne das jemand etwas sagen muss.
"Paula wird für längere Zeit ausfallen. Aber keine Sorge, es ist nichts schlimmes. Deshalb wirst du vorerst als meine persönliche Assistentin ständig an meiner Seite sein."
Bitte was?
Ihm scheint diese Idee sehr gut zu gefallen, denn er strahlt von einem Ohr bis zum anderen.
Ich bin mir da jedoch noch nicht so ganz sicher.
"Kann ich bei dir denn etwas bezüglich meiner Ausbildung lernen?" frage ich ihn provokant.
"Sag mir bitte, dass das gerade nicht dein Ernst war! Ich meine, hallo?! Ich leite diesen Verlag, falls dir das noch nicht aufgefallen ist. Ich bin der beste Lehrer den du dir nur wünschen kannst!"
Er versucht zwar ernst zu bleiben, aber es gelingt ihm nicht.
Lächelnd und kopfschüttelnd dreht er mir den Rücken zu und geht zu einer Wand herüber.
Kurz scheint er etwas zu suchen.
Was macht er denn da?
Gerade, als ich ihn das fragen möchte, hat er wohl gefunden, wonach er gesucht hat.
Plötzlich zieht sich die Wand zurück und schon ist sein Büro um einiges größer.
"Dieser Teil war ursprünglich für die persönliche Sekretärin meines Vaters gedacht. Aber er hat schnell gemerkt, dass er lieber für sich alleine arbeitet, deshalb wurde dieser Teil die ganze Zeit über nicht gebraucht."
Als ich mir den weiteren Raum genauer anschaue fällt mir auf, dass dieser komplett eingerichtet ist.
Dort stehen einige Schränke und ein großer Schreibtisch.
"Um den PC und alles andere habe ich mich schon gekümmert. Sollte alles heute noch geliefert werden." sagt er stolz und kommt wieder zurück zu mir.
"Kann es sein, dass du das schon etwas länger geplant hast, Marcel?"
Es sieht nämlich ganz danach aus!
Er grinst einfach nur und lässt meine Frage unbeantwortet im Raum stehen.
Also doch!
"Ist es möglich das du deine Mittagspause heute ausnahmsweise mit mir, statt mit Lou verbringst? Dann könnten wir in Ruhe darüber sprechen, wie ich mir das in Zukunft alles vorgestellt habe."
Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es die richtige Entscheidung ist, nicke ich und nachdem ich Lou Bescheid gesagt habe, gehen wir auch schon los.

Marcel führt mich in ein schickes, italienisches Restaurant, nicht weit vom Verlag entfernt.
Er scheint öfter hier zu sein, denn der Kellner spricht ihn beim Vornamen an.
Nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben haben frage ich ihn, was genau er mir nun erklären möchte.
"Naja, ehrlich gesagt gibt es da nicht viel zu klären. Du wirst praktisch weiterhin die selbe Arbeit machen wie bisher. Allerdings wirst du ab sofort, bei jedem Meeting und jedem Termin den ich habe, mit dabei sein. So kannst du am einfachsten lernen, wie die Verlagsbranche funktioniert."
"Und dafür mussten wir extra zusammen Mittagessen gehen?!" frage ich leicht ungläubig.
Plötzlich wird Marcel nervös.
"Nein. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich einfach nur Zeit mit dir verbringen und dich vielleicht etwas besser kennenlernen. Denn wie du weißt, bin ich jetzt ja nicht mehr verlobt."
Ich hätte es mir denken müssen!

Puh! Endlich mit diesem Kapitel fertig!
Irgendwie ist es mir unglaublich schwer gefallen, das zu schreiben.
Hoffentlich gefällt es euch trotzdem!
Lasst Feedback da! ;)

Tausche altes Leben gegen NeuesWhere stories live. Discover now