Kapitel 23

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Als ich ein paar Stunden später die Eingangshalle Temples betrat, war ich so aufgeregt wie ein kleines Mädchen vor der Einschulung. Und das war ich ehrlich gesagt den ganzen Morgen gewesen, seitdem Raphael mir von Gideon erzählt hatte.

Nach der zweiten Stunde hatte ich Gideon eine Nachricht geschrieben und ihm angeboten, mich nach der Schule in Temple zu treffen, um zu reden. Zu meiner übergroßen Freude hatte es nicht einmal fünf Minuten gedauert, bis mein Handy aufgeblinkt hatte und Gideons Antwort auf dem Bildschirm erschienen war, die ich gerade so vor Gordons neugierigen Blicken in Sicherheit hatte bringen können.

Ich werde da sein.

Das war alles, was in der Nachricht gestanden hatte. Trotzdem stimmten mich diese vier Worte so aufgeregt, dass ich mich kaum noch auf den Unterricht konzentrieren konnte und immer wieder auf mein Handy starrte. Er wollte reden. Mit mir. Allein. Heute. Oh Gott.

Nachdem die Klingel das letzte Mal Lärm gemacht hatte, war ich regelrecht aus dem Schulgebäude gestürmt und hatte mir ein Taxi gerufen, um nach Temple zu fahren. Und jetzt stand ich hier, direkt vor der Tür zum alten Alchemielabor und traute mich nicht hineinzugehen. Ob Gideon wirklich dahinter auf mich warten würde?

Tief Luft holend öffnete ich die Tür und trat in den Raum. Im ersten Moment sackte mir das Herz in die Magengegend, denn der Raum war vollkommen leer. Ich war sogar ein wenig zu spät, deswegen hätte Gideon eigentlich schon da sein müssen.

Doch dann fiel mein Blick auf den Chronografen, der direkt vor mir auf dem Tisch stand. Vorsichtig trat ich näher. Jemand hatte den 04.11.1973 eingestellt. War Gideon bereits gesprungen? Oh Gott, wieso hatte er denn nicht gewartet? Ich hatte den Chronografen noch nie allein bedient. Eigentlich musste ich ja nichts mehr tun als mich piksen zu lassen, aber es fühlte sich trotzdem komisch an, niemanden neben mir stehen zu haben, der jede meiner Bewegungen überwachte.

Stell dich nicht so an!, mahnte ich mich und legte meinen Zeigefinger auf die dünne Nadel. Augenblicklich wurde ich das rote Licht gesogen und wenige Sekunden später in der Vergangenheit wieder ausgespuckt.

Im ersten Moment wurde ich von tiefer Enttäuschung gepackt, da der Raum ebenfalls leer wirkte. Doch dann bewegte sich etwas links von mir an der Wand und ich erblickte Gideon, der nun auf mich zutrat.

„Hey", sagte er und schaute überall hin, nur nicht in meine Augen. Selbstverständlich war er wieder vollkommen schwarz gekleidet, doch irgendwie machte ihn diese mysteriöse Art sexy. Die Schlinge um seinen Arm fiel kaum auf, so lässig waren seine Bewegungen.

„Hi", antwortete ich.

„Ich bin schon mal vorgesprungen", erklärte er mir unnötigerweise und ich nickte nur.

Gideon seufzte tief und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Trotz allem was er mir angetan hatte, wollte ich einfach nur zu ihm gehen und ihn in den Arm nehmen, ihn küssen, und ihn nicht mehr loslassen. Doch das ging nicht. Zumal er dann wahrscheinlich wieder irgendeinen Alarmknopf drücken und mir drohen würde, mich anzuzeigen.

„Okay . . .", sagte er und sah ein wenig frustriert zur Decke, um dann noch einmal zu seufzen.

Ich räusperte mich und nickte zu Cousine Sofa hinunter. „Wie wär's, wenn wir uns erst mal setzen?"

Gideon sah mir zum ersten Mal in die Augen, nur um dann schnell wieder wegzusehen. Er nickte.

Ach du meine Güte. Was war denn los mit ihm? So nervös hatte ich ihn noch nicht einmal in meinem früheren Leben erlebt. Er schien wirklich sehr dringenden Redebedarf zu haben.

MondsteingrauTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang