Kapitel 22

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Kapitel 22

Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem dröhnenden Schädel. Meine Kopfschmerzen hatten sich schon gestern Nachmittag, als wir bei Falk, Grace und den Kindern gewesen waren, bemerkbar gemacht, doch jetzt fühlte es sich an, als klopften lauter Zwerge mit kleinen Hämmern gegen meinen Schädel.

Der Nachmittag war echt schön gewesen und hatte mich ein bisschen von meinem Gefühlschaos abgelenkt. Nick und Eric waren wirklich goldig und hatten glücklicherweise beide nicht wirklich Ähnlichkeit zu meinem Nick.

Anfangs hatte ich mich reichlich unwohl gefühlt, vor allem weil Falk es sich zur Aufgabe gemacht zu haben schien, mich vollzutexten. Doch dann hatte Eric mich dazu gezwungen, mit ihm, Edwin und Nick Playmobil zu spielen und ab da war es bergauf gegangen. Folglich war es ja klar, dass jetzt wieder ein Tief kommen musste, nachdem ich den restlichen Tag gestern so genossen hatte.

In der Nacht war ich ein paar Mal aufgewacht und hatte nach einer besonders haarsträubenden Erinnerung ein bisschen gebraucht, bis ich wieder eingeschlafen war. Von daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass ich trotz neun Stunden im Bett noch immer müde war.

„Du guckst ja wie zehn Tage Regenwetter", begrüßte Xemerius mich nun und setzte sich neben mich auf die Bettkante.

„So geht es mir auch", antwortete ich mit kaum hörbarer Stimme. Und mein Hals tat auch noch weh beim Sprechen. Na toll. Ich hatte ja auch viel zu lange keine dicke Erkältung mehr gehabt.

Als ich gestern aus der Vergangenheit zurückgekehrt war, hatte Xemerius schon mehr als aufgeregt auf mich gewartet und mich mit Fragen nur so gelöchert. Natürlich hatte ich ihm in Anwesenheit der Wächter nicht antworten können und so hatte ich mich für ein paar Minuten auf die Toilette verkrümelt, um mich bei Xemerius über Gideon auszukotzen. Er hatte vollstes Verständnis gehabt und sich ein paar interessante Spitznamen für ihn überlegt.

„Gwenny?", holte Lucys Stimme mich aus meinen Gedanken zurück.

Ich drehte den Kopf in ihre Richtung und stöhnte auf, weil sich alles drehte. Oh Gott, was war denn jetzt los?

„Du müsstest jetzt aufstehen, wenn du rechtzeitig in der Schule sein willst", sagte Lucy und schaute mich besorgt an. „Stimmt was nicht?"

Ach ja, es war ja schon wieder Montag. Oh man, die Zeit rannte echt.

„Mir geht's nicht so gut. Bin total erkältet", krächzte ich, und zwar so stark, dass man nur jedes zweite Wort verstehen konnte.

Nachdem ich diese zwei Sätze ausgesprochen hatte, wich Lucy mir nicht mehr von der Seite, bis sie gegen halb acht das Haus verlassen musste. Es war klar, dass ich so nicht zur Schule gehen konnte und somit dazu verdammt war, den Vormittag allein zu verbringen. Dass das momentan das letzte war, was ich brauchen konnte, schien mein Immunsystem nicht sonderlich zu interessieren.

Am folgenden Tag hatte ich gar keine Stimme mehr und Mittwoch war ich auch noch nicht wieder ganz hergestellt, sodass ich erst Donnerstag wieder zur Schule gehen konnte.

Ob man vor lauter Kummer krank werden konnte? Bestimmt, aber sicher nicht in Form einer fetten Erkältung. Mein Grandpa, Tante Maddy und Lady Arista waren mich besuchen gekommen, genau wie Leslie und Charlotte. Von Gideon hatte ich in den letzten Tagen nichts gehört, doch das war wahrscheinlich auch besser so. Trotzdem wunderte es mich ein wenig, da er mich schließlich gefragt hatte, ob wir reden könnten.

Lucy hatte mir ein neues Handy gekauft, das ich in den letzten drei Tage zur Genüge ausgetestet hatte. Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen gehabt und ihr tausend Mal versichert, ihr das Geld wiederzugeben, doch sie hatte abgewinkt. Paul hatte gelacht und gesagt, dass mein Geld im Endeffekt ja sowieso Lucys Geld war, was mich ebenfalls zum Grinsen gebracht hatte. Die beiden waren wirklich toll und es gelang mir immer besser, sie als meine Eltern zu akzeptieren. Natürlich dachte ich noch immer oft an Grace, Nick und Caroline, aber es fühlte sich weniger schmerzhaft an.

MondsteingrauWhere stories live. Discover now