// Forty-nine //

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Untätig, ohne auf mich aufmerksam zu machen, sehe ich Harry noch immer dabei zu, wie er mit gesenktem Kopf das Wohnzimmer betritt und die Tür, mit einem Stoß seines Fußes, hinter sich schließt.

Der junge Mann bemerkt mich nicht, als er sich auf seine Couch fallen lässt und in sich zusammen sinkt, sein Gesicht in den Handflächen versteckt.

Ohne etwas zu sagen, gehe ich langsam zu ihm rüber. Noch immer nimmt er meine Anwesenheit nicht wahr. Seine Haare stehen ihm wirr vom Kopf, in alle Richtungen, ab. Die Kleidung, so wie seine Hände sind schmutzig. Es sieht nach Erde aus. Auf seinem hellen T-Shirt sind rote Flecken zu erkennen. Entsetzt stöhne ich auf. So laut, dass der junge Mann erschrocken herum fährt und mich entgeistert ansieht.

„Abigail was machst du hier?", fragt er mich und erhebt sich von der Couch.

Nun kann ich deutlich die roten Flecken, vermischt mit dunkler Erde auf seiner Kleidung erkennen. Harry hält Abstand zu mir, macht keinen Schritt nach vorne. Ich genauso wenig.

Ohne zu überlegen, frage ich ihn, ob das Blut auf seiner Kleidung ist. Der Angesprochene reißt die Augen auf, sieht an sich hinunter, scheint erst jetzt zu realisieren, dass er völlig verdreckt ist.

„Scheiße", sagt er leise, mehr zu sich selbst, als zu mir.

Im nächsten Moment zieht er sich fast panisch das Stück Stoff über den Kopf. Steht nun mit freien Oberkörper vor mir, während das Oberteil, in einem wirren Stoffknäuel vor seinen Füßen landet.

„Was ist passiert und wo ist Ron?", frage ich ihn.

Die grünen Augen fokussieren sich nun wieder auf mich. Er schüttelt den Kopf, als wolle der Dunkelhaarige die bösen Geister vertreiben, die ihn in diesem Augenblick heimsuchen.

Mit erstickter Stimme beginnt er zu sprechen: „Es ist meine Schuld. Alles ist meine Schuld. Ich bin es gewesen. Wegen mir ist er tot. Es ist meine Schuld."

Harry wiederholt ohne unterlass dieses Mantra. Tränen laufen ihm über die Wangen, doch er scheint diese nicht für voll zu nehmen. Noch immer bewegt er seinen Kopf hin und her, versucht die dunklen Gedanken los zu werden.

„Wer ist tot?", frage ich, auch wenn ich die Antwort schon ahne. Dennoch hoffe ich, dass ich mich irre.

„Ron ist tot und ich bin Schuld. Ich alleine trage die Schuld an seinem Tod."

Nun laufen auch bei mir die Tränen. Was ist passiert? Warum musste die beiden auch zu James gehen? Wir hätten abhauen sollen, als uns die Chance dazu blieb. Der Rothaarige hatte mir versprochen, dass alles gut werden würde. Wir in eine bessere Zukunft starten würden. Gemeinsam und nun soll er tot sein?

„Abigail, ich habe meinen besten Freund umgebracht."

Ich hebe den Kopf und sehe direkt in seine traurigen Augen. Den Schmerz darin nehme ich nur allzu deutlich wahr, dennoch erkenne ich auch, dass seine Pupillen geweitet sind. Er sich schwer tut, meinem Blick stand zu halten. Ich schiebe den Gedanken, an das was er getan haben könnte, bei Seite. Gehe stattdessen auf ihn zu und schließe meine Arme um ihn. Er lässt sich in meine Umarmung fallen. Sein Gesicht in meinen Haaren, beginnt er zu schluchzen.

Die Hitze seiner nackten Haut dringt durch den dünnen Stoff meines Oberteils, während ich ihn minutenlang halte. Beruhigend streiche ich über seine weiche Haut am Rücken, versuche dabei meine eigene Gedanken zu sortieren. Zu begreifen, was passiert ist. Wie es sein kann, dass Ron einfach von uns gegangen ist. Ich ihn nie wieder sehen werde. Von jetzt auf gleich, ist er verschwunden.

Doch es gelingt mir nicht einen klaren Gedanken zu fassen. Vielmehr merke ich immer wieder, wie mein Körper nach dem nächsten Trip verlangt. Meine Gedanken zu dem Pulver im Schlafzimmer wandern. Ich am liebsten hin stürmen möchte und alles durch die Nase ziehen will.

Upstairs to Hell || Harry StylesWhere stories live. Discover now