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,,Wir sind bereit, mein Herr'', Korions feste Stimme erreichte Jarus. Es war endlich soweit. Jeden Moment würden sie angreifen. Endlich würde er das bekommen, was er seit unheimlich vielen Jahren wollte. Gerechtigkeit. Für das, was ihm genommen wurde.

Er konnte nicht anders, als sich in diesem Moment Klea vorzustellen, wie sie jetzt wohl vor ihm stehen und ihn wahrscheinlich mit verurteilendem Blick anstarren würde. Sie würde es nicht wollen. Würde nicht wollen, dass er in den Krieg zog, jedenfalls nicht für sie.

,,Ich habe dich etwas gefragt! Was ist mit meinem Kind, Klea?!'', ich bereute für einen kurzen Moment die Stimme gehoben zu haben, aber die Wut in meinem Inneren ließ nichts anderes zu.

,,Liebst du mich, Jarus?'', stellte sie eine einfache Gegenfrage. So einfach, wie die Antwort.

,,Natürlich tue ich das. Mehr als alles andere dieser Welt.''

,,Liebst du unser Kind?'' Was sollte diese Fragerei? Sie kannte die Antwort doch ganz genau.

,,Es ist mir das Teuerste dieses Universums'', sprach ich die absolute Wahrheit.

,,Dann tu das, was am besten für mich und das Kind ist. Behalte es für dich, dass es deines ist. Du würdest mir, dir und auch dem Kind das Leben nur unnötig schwer machen, wenn ganz Kiros und Rukalis davon erfahren würden.'' Ich wusste, dass sie Recht hatte. Das Kind würde als Bastard abgestempelt werden, sollte Klea tatsächlich zu Macan gehen. Und wer weiß, wie Macan sich gegenüber des Kindes - meines Kindes - verhalten würde, wüsste er, dass es nicht seins ist. Es würde ein riesiges Chaos geben.

,,Du weißt, dass du unheimliches von mir verlangst, oder?''

,,Ja, das weiß ich. Aber das Herz kann man nun mal nicht zwingen, Jarus. Ich liebe ihn.'' Wieso konnte sie nicht einfach den Mund halten? Ich wollte es nicht hören. Ich wollte nicht hören, wie sie immer und immer wieder diese drei Worte, die mein Herz immer mehr zerstückelten, wiederholte.

,,Was passiert, wenn ich dich nicht gehen lasse?'' Ich würde sie nie zu etwas zwingen. Niemals würde ich handgreiflich gegenüber ihr werden. Aber diese eine Frage wollte ich dennoch stellen.

,,Ich frage dich hier nicht um Erlaubnis. Ich stelle nur Tatsachen klar.'' Ich hatte das Gefühl, die plötzliche Kälte ihrer Stimme war kurz davor einen Schlussstrich zu ziehen. Doch ich war noch gar nicht bereit dazu. Ich war nicht bereit sie gehen zu lassen. Mein Kind gehen zu lassen.

,,Und was ist, wenn ich es sehen will? Mein Fleisch und Blut? Ich hätte vollstes Recht darauf.''

,,Dann würde es auffliegen. Und du würdest das Leben deines Kindes zu einer einzigen Hölle machen. Ich bezweifle, dass du das willst.'' Mit einem Mal schien es mir, als würde eine ganz andere Frau vor mir stehen. Eine, die mir absolute fremd war. Und da wurde mir klar, dass ich nichts mehr tun konnte.

,,Wann?''

,,Was meinst du? Wann ich aufbreche?''

,,Nein. Wann habe ich dich verloren?''

Eine lange Stille folgte auf meine Worte. Klea sah mir nicht mehr in die Augen, sondern starrte auf den Boden vor sich. Ich wusste nicht, ob sie Schuldgefühle hatte. Oder ob es ihr egal war, dass sie mit ihrer Tat gerade mein Leben zerstört hatte.

,,Wann, verdammt nochmal?!'', schrie ich und sprang auf. ,,Sag es mir. Wenn du schon gehst, dann ist es das mindeste, was du mir noch geben kannst! Denn im Moment nimmst du mir alles, was mir etwas bedeutet hat!''

,,Ich weiß es nicht genau. Ich- vielleicht als ich Macan das erste Mal gesehen habe. Und ihm in die Augen sah. Ich weiß es nicht, Jarus.'' Nach diesen Worten drehte sie sich um und stürmte aus dem Saal. Doch bevor sich die Türen hinter ihr schlossen, konnte ich sehen, wie sie sich noch ein Mal umdrehte und mit Tränen gefüllten Augen zu mir blickte.

ZaridaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt