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Fertig umgezogen stand ich neben meinem besten Freund, Hannes, in der Schwimmhalle und wir warteten auf die anderen aus unserer Klasse. »Ey, guck mal. Da vorne sind die Oberstufen-Schüler aus unserer Schule«, sprach Hannes begeistert, während er einem der 17 jährigen Jungen dabei zusah, wie er ein rückwärts Salto vom 5-Meter-Brett machte. Ich schaute auch zu ihnen herüber. Sie alle standen am 5-er und wollten springen, während ein Lehrer ihre Sprünge begutachtete und sich Notizen auf seinem Klemmbrett machte. Anscheinend machten sie irgendein Abzeichen, vielleicht Rettungsschwimmer oder so etwas ähnliches. Jetzt war ein Junge mit kurzen braunen Haaren an der Reihe. Er stellte sich ganz ans Ende des Bretts, um möglichst viel Geschwindigkeit durch seinen Anlauf aufnehmen zu können. Kurz bevor er los lief ließ er seinen Blick durch die Halle schweifen, seine Augen blieben bei mir stehen und er musterte mich, doch als er bemerkte, dass ich ihn anschaute richtete er seinen Blick wieder auf das Wasser vor ihm und machte sich für den Sprung bereit. Seine Bauchmuskeln spannten sich an und man konnte sein Six-Pack deutlich erkennen. Er sah schon gut aus, das konnte ich nicht leugnen. Genau als der unbekannte junge Mann vom Brett absprang, rief meine Sportlehrerin mir und Hannes zu, dass wir doch kommen sollten, damit sie mit dem Unterricht beginnen konnte. Ich wand mich wiederwillig meiner Lehrerin zu und lief hinter Hannes zu unserer Klasse. » Die Sprünge von denen waren schon geil, das will ich auch mal können«, flüsterte mir mein bester Freund zu, während Frau Vandenbergh vormachte wie man krault. »Ja, am besten fand ich den, von dem Jungen mit den braunen Haaren«, schwärmte ich ein klein wenig. »Fandst du«, fragte Hannes überrascht, »Der hat mir viel zu viel aufstand gemacht, so als wollte der angeben. Ich fand den Jungen davor viel...« »Hannes, Felix, ruhe! Wenn ihr noch einmal diese Stunde negativ auffallt, dann könnt ihr einen Text abschreiben und bekommt einen Klassenbucheintrag«, unterbrach die pummelige Sportlehrerin unser Gespräch. Mir war der Klassenbucheintrag oder der Text eigentlich egal, aber trotzdem führte ich die Unterhaltung nicht fort. Ich hatte eine viel bessere Beschäftigung gefunden: Die 11. Klässler spielten Wasserball. Wieder folgten meine Augen dem gut aussehenden Jungen. Immer wenn er den Ball hatte, konnte ich bewundern wie er sich im Wasser bewegte und seinen Muskeln beim Arbeiten zusehen. Er konnte echt gut spielen. »Felix, möchtest du vielleicht wiederholen, was ich gerade gesagt habe?«, fragte meine Lehrerin zornig. »Und jetzt krault ihr bitte 12 Bahnen und danach machen wir die Noten für den Kopfsprung, den wir letzte Woche geübt haben«, sagte mir Hannes leise und ich wiederholte das Gesagt. »Ach so, Hannes, du willst also auch einen Text abschreiben? Wenn das so ist schreibt ihr bitte aus eurem Sportbuch Seite 200 ab. Den Teil über das Kraulschwimmen«, rief meine Lehrerin sauer. Ich zuckte nur mit den Schultern. Schreib' ich den Text halt ab. »Dann mal los«, schickte uns die Lehrerin ins Wasser. Die 12 Bahnen hatte ich schnell geschafft und auch Hannes kam kurz nach mir an. Die Mädchen schienen noch lange zu brauchen, weswegen mein bester Freund vorschlug mit den anderen Jungen ›Zick-Zack-Pflicht‹ zu spielen. Zustimmend nickte ich und wir fingen ein paar Runden an. Bei meinem Pech verlor ich den ersten Durchgang und musste die Bestrafung machen. Während sich die anderen eine Aufgabe ausdachten, schaute ich wieder zu den Oberstufenschülern. Meine Augen suchten den Jungen, doch fanden ihn nicht. »Lix, wir haben eine Aufgabe. Du musst dem nächsten 11. Klässler, der hier vorbei läuft, zu winken«, erklärte mir Justin, einer meiner Mitschüler. »Hättet ihr euch nicht was leichteres aussuchen können«, lachte ich sarkastisch. »Da vorne kommt einer«, flüsterte mir Jonas zu, damit ich ihn nicht verpasste. Mein Kopf schnellte hoch und ich fing an zu winken. Erst dann realisierte ich, dass es der braunhaarige Junge war, der aus der Dusche gekommen war. Natürlich hörte ich trotzdem nicht auf meine Hand zu bewegen, auch wenn es ein klein wenig peinlich war. Diese Einsicht irritierte mich etwas, da mir sonst nichts unangenehm war. Als der Junge direkt vor uns war, sah er wie ich ihm zu winkte. Zu meiner Überraschung winkte er mir zu. Der Unbekannte schaute mir genau in die Augen und, oh Gott, waren seine Augen schön. Sie waren blau, aber auch ein wenig grau. Sie waren ein Fenster zu seiner Seele; sie strahlten Trauer, Freude, Zuneigung und etwas verletztes aus. Seine Augen sahen so unschuldig aus. Diese paar Sekunden Augenkontakt kamen mir vor wie Stunden; und ich könnte ihn wirklich Stunden, wenn nicht sogar Tage lang anschauen. Er war einfach so interessant und die Perfektion in Person. Warum war er mir noch nie vorher aufgefallen?

Für immer? | RewilzWhere stories live. Discover now