Das hätte der Situation ihren Zauber genommen

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Emma umfasste Samus Handgelenke und zog ihn noch näher an sich heran. Diese Zärtlichkeit fühlte sich unglaublich gut an. Für beide. Sie versanken in diesem Kuss, von dem Emma nicht wusste, inwieweit er echt war. Samu hingegen wusste genau, ob er echt war oder nicht. Eigentlich hatte er es darauf gar nicht angesetzt. Er hatte schon am vorherigen Tag, als sie gemeinsam im Bett lagen darüber nachgedacht, sie zu küssen, weil die Situation perfekt gewesen wäre. Aber Emma war ihm gegenüber immer noch etwas distanziert gewesen, so dass es –wenn er sie geküsst hätte- vielleicht niemals zu der gemeinsamen Nacht gekommen wäre.
Emma wich einen Schritt zurück, löste sich von Samu, öffnete die Augen und blinzelte ihm entgegen. Er grinste schief. Sie hatte keine Ahnung, was in diesem Moment in seinem Kopf vorging. Sie kannte ihn schon lange und hatte oft genug erlebt, dass ein Kuss für ihn nicht unbedingt das bedeutete, was es für sie bedeutet hatte. Allein die Tatsache, dass er noch vor einigen Monaten ständig wechselnde Partnerinnen hatte, sprach nicht unbedingt für ihn und die Echtheit dieses Kusses. Andererseits waren sie bereits auf der zweiten Etage und noch immer hatte Samu keine Anstalten gemacht, seine Lippen von ihren zu lösen. Immer wieder hatte er mit seiner Zunge ihre umspielt und zärtlich in ihre Unterlippe gebissen. Bis zu dem Moment, in dem Emmas Kopf die Führung wieder übernommen hatte.
Sie schauten sich einfach nur an.
Lehnten an dem Handlauf aus Edelstahl und sahen sich in die Augen.
Emma ließ ihre Hände sinken und legte sie an Samus Taille, während Samu nochmal mit den Daumen über ihre Lippen streichelte.
„Das war authentisch", sagte sie leise und lächelte.
„Yes", nickte Samu und beugte sich wieder zu Emma herunter, um sie nochmal zu küssen.
Sie waren noch lange nicht auf der 12. Etage und hatten bis dahin noch genug Zeit, um sich mit anderen Dingen als reden zu beschäftigen.
In dem Moment ertönte das schrillen Piepen Emmas Handys in ihrer linken Hosentasche. Schnell legte sie eine Hand darauf, als könnte sie es so abstellen und sah dann in Samus blaue Augen, die sie vor einigen Jahren, sowie vor Monaten, völlig aus dem Konzept gebracht hatten.
„Deine mobile", Samu deutete mit dem Kopf auf ihre Tasche.
Sie wollte nicht drangehen.
Das hätte der Situation ihren Zauber genommen.
Und eigentlich, musste Emma zugeben, hatte sie nichts gegen einen weiteren Kuss.
Oder zwei.
Oder drei.
Sie verband so viele Dinge mit Samu und dieser Kuss war so vertraut gewesen, dass sie nichts dagegen einzuwenden hatte. Ganz abgesehen von der Gänsehaut, die beim besten Willen nicht wieder verschwinden wollte.
„Wanna be authentic", sie legte die Hand, die zuvor an ihrer Hosentasche gelegen hatte, auf Samus Wange und streichelte über seinen Drei-Tage-Bart, den er wochenlang züchten musste, um ihn dann am Nacken näher an sich heran zu ziehen.
Samu grinste zufrieden und legte seine Lippen ein weiteres Mal auf ihre.


Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich unter den wohlbekannten, typischen Tönen, als Samu sich nur äußerst widerwillig von Emmas Lippen löste. Gerne hätte er den Generalschlüssel des Hotels gehabt, um mit ihr immer wieder hoch und runter zu fahren, ohne, dass jemand dazu stieg. Er wusste, dass dies eine Art Abschiedskuss gewesen war und Emmas Heimreise unmittelbar bevorstand. Samu hatte für Emma ein ganz besonderes Taxi bestellt, als sie am Morgen duschen gewesen war. Hand in Hand verließen sie den Aufzug und Samu war froh darüber, dass Emma seine nicht losgelassen hatte. Als er seine Schlüsselkarte durch den Schlitz zog, sich die Türen des bekannten Flures öffneten und die Deckenspots den Korridor hell erleuchteten, atmete Emma tief ein und aus und ließ Samu den Vortritt. Sie gingen in die Richtung ihrer Zimmer, wobei Samu seines in der letzten Nacht gar nicht genutzt hatte.


Auf dem Bauch liegend hatte Samu es sich auf Emmas Bett gemütlich gemacht, während sie langsam ihren Koffer zusammenpackte. Gerade als sie an ihm vorbeigehen wollte, um die Packung nicht benutzte Packung Oropax wieder in ihrem Kulturbeutel verschwinden zu lassen, hielt er sie an der Hand fest.
Ihre Blicke trafen sich.
Keiner verzog eine Miene.
Doch dann grinste Emma.
Sie konnte Samus Verhalten an der Rezeption und in Aufzug immer noch schlecht einordnen. Das verunsicherte sie nach wie vor ungemein.
Mit der freien Hand klopfte Samu auf den Platz neben sich und rutschte etwas mehr in die Mitte des Bettes, damit Emma genug Platz hatte. Nachdem sie einen Moment zögerte, setzte sie sich auf die Bettkante und legte sich anschließend auf den Bauch neben ihn. Er verlagerte sein Gewicht auf den linken Arm, um sich darauf abzustützen und tippelte mit den Fingerspitzen über Emmas Schlüsselbein.
Sie kicherte, zog die Schultern hoch und ließ dann den Kopf samt ihres ganzen Gewichts auf die Matratze plumpsen.
„Are you tired?", fragte Samu und legte die Hand auf Emmas Rücken.
„No", brummte sie, „ich hab gut geschlafen."
„Sure?", er ließ seine Hand hoch zu ihren Schulterblättern wandern, „obwohl ich habe geschnarcht?"
„Obwohl du geschnarcht hast, ja", nuschelte Emma und rückte näher an Samu heran und vergrub ihren Kopf tief an seinem Shirt. Verwundert über diesen Anflug von Nähe, legte er seinen Arm um Emma und schloss –wie sie- die Augen, als er seinen Kopf nah an ihren legte.
„Samu?", flüsterte sie gegen sein Oberteil.
„Yes lady?", brummte er zurück.
„Ich fühl mich wohl", Emma hob den Kopf, „danke."
Er sah in ihre rehbraunen Augen und lächelte.
„Stop being thankful fur diese Ausflug. Ich wollte, dass du weißt, dass ich bin sorry und das wir sind wieder closer."
Samu fühlte sich auch wohl. So wohl, dass er diese Nähe einfach nur genießen konnte.
„Dann bedank ich mich für das Frühstück, was nicht inklusive ist", lachte sie und kuschelte sich wieder eng an seine Brust.
Sie blieben eine ganze Weile so liegen und genossen die Nähe des anderen. Für Emma war das ganze Wochenende immer noch surreal. Niemals hätte sie gedacht, dass sie irgendwann nochmal neben Samu liegen würde. Ganz abgesehen davon, wie sie dort gerade lag. Aber es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, Vertrautheit und Wärme.
Und das hatte sie vermisst. Während sie an seiner Brust lag, kreisten ihre Gedanken darum, wie es weitergehen würde, wenn sie wieder zu Hause war. Sie wollte nicht, dass Samu wieder aus ihrem Leben verschwand.
Das Klingeln des Servicetelefons auf dem Nachttisch ließ Emma hochschrecken. Sie war kurz davor gewesen, einfach an Samus Brust einzunicken. Und auch Samu rieb sich müde die Augen, als Emma zum Hörer griff.
„Ja?", sagte sie aufgescheucht.
„Ein Taxifahrer wartet hier", Tomás klang gelangweilt und unfreundlich, „für dich oder den Alten. Ich weiß es nicht."
„Arschloch", schoss Emma ihm entgegen, legte auf und sah Samu unglücklich an.
„Die Taxi?"
Emma schüttelte den Kopf.
„Nee, Tomás."
„Wie? Er ist vor die Tur?", Samu richtete sich auf, „was will er?"
Emma begann zu lachen.
„Tomás ist ein Arschloch."
„God", er ließ sich wieder auf die Matratze fallen, „und I thought, dass wir mussen gehen now wegen die taxi."
„Das ist auch da", sagte sie leise und spielte mit einer ihrer roten Haarsträhnen.
„Fuck. Dann konnen wir nicht gehen in die Sauna mehr."
„War das nicht 'n Witz, um Tomás zu ärgern?", Emma zog die Augenbrauen zusammen.
„Lady", Samu runzelte die Stirn, „ich mache keine jokes. Never. You know me. First ich hatte no idea, um zu sagen anything zu die portugali. But dann ich war thinking of the Sauna. And I thought das wäre eine gute idea with you. You. Naked. Me. Nackt. No jokes. Stop kidding me please."
Emma schmunzelte.
Innerlich war das Gefühl ein anderes.


Samu trug Emmas Weekender über der Schulter, als sie mit dem Aufzug in der Lobby ankamen. Bevor sie ausstiegen, legte Samu seinen Arm um Emma, um Tomás ein weiteres Mal zu schockieren. An der Rezeption legte sie wortlos die Schlüsselkarte auf den Tresen, nickte Tomás freundlich zu und verhakte ihre Hand mit Samus, die immer noch über ihrer Schulter lag.
Sie konnten das Taxi erkennen, das am anderen Ende der Brücke stand, als sie das Hyatt verließen. Der Himmel hatte sich dunkelgrau gefärbt und sah unverwechselbar nach Regen aus. Samu wollte geradewegs auf das Taxi zugehen, doch Emma stoppte ihn, indem sie die flache Hand sanft auf seinen Bauch drückte.
„Ich hasse Abschiede", meinte sie und sah zu ihm hoch.
Samu stellte ihre Tasche zwischen seine Beine.
„Me, too", nickte er und breitete seine Arme aus.
Emma legte die Arme um seine Taille und inhalierte diesen vertrauten Geruch, der sie die letzten Stunden schon umgeben hatte. Samu schloss die Arme um sie und legte seinen Kopf auf ihren Haaren ab.
Das Taxi am Ende der Brücke hupte zwei Mal.
„Sie hat no time", lachte Samu und drückte Emma sanft von sich weg.
„Sie?"
„Yes, sie."
„Wer ist sie?"
„Was du denkst?"
Er ließ die Augenbrauen wippen und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Gudrun?", Emma schüttelte überrascht den Kopf.
„Maybe", meinte er geheimnisvoll und zwinkerte.
„Wirklich jetzt?"
„Maybe."
„Spinner", Emma boxte ihm in den Bauch, „danke."
Samu nickte, hob den Weekender in die Höhe und reichte ihn Emma.
Sie warf ihn vorsichtig über die Schulter. Dieses Mal nicht so sehr, dass sie wieder ins Wanken kam und riskierte, hinzufallen.
„Wir sehen uns im Oktober", versuchte sie möglichst wertfrei zu sagen.
Aber in ihrer Stimme schwang Unsicherheit und gleichzeitig Hoffnung mit. Hoffnung darauf, Samu wieder als festen Bestandteil in ihrem Leben zu haben.
„Only wenn du rufst an, wenn du bist at home", witzelte er und streichelte ihre Schulter, „ich komme auch, wenn du vergisst. Promise me."
„Das hoffe ich sehr", grinste sie ehrlich und legte den Kopf zur Seite.
Wieder hupte das Taxi.
Emma verdrehte die Augen und drückte sich erneut an Samu, der auch nochmal einen Arm um sie legte.
„Sie fährt without you, you know her", er wollte lustig sein; hatte damit allerdings wenig bis gar keinen Erfolg.
„Ich weiß", schmunzelte Emma, wich einen Schritt zurück, um dann zum Gehen anzusetzen.
Die ersten feinen Regentropfen fielen vom Himmel, als Emma die ersten zehn Meter gegangen war. Sie drehte sich noch einmal um und sah, wie Samu immer noch im Eingang stand und ihr zuwinkte, als sie den Arm hob. Mit jedem weiteren Schritt wurde aus dem feinen Nieselregen ein Regenschauer mit besonders dicken Tropfen.
Schnell tippelte sie über die Brücke Richtung Taxi und hielt sich eine Hand schützend über den Kopf.
Das Wochenende war für sie eindeutig zu kurz gewesen. Sie verbrachte gerne Zeit mit Samu und freute sich jetzt schon, ihn an ihrem Geburtstag wiederzusehen. Es war ihr egal, was alle anderen dachten. Er war immer für sie da gewesen und war ein Teil ihres Lebens; von dem Tag an, an dem aus der Bekanntschaft eine tiefe Freundschaft entstanden war.
Mit all ihren Höhen und Tiefen und unabhängig davon, was passiert war.
Sie wollte ihn nicht mehr verleugnen oder verheimlichen.
„Na Schätzchen", sagte die aufgedonnerte Taxifahrerin, als Emma die Beifahrertür öffnete, hineinlugte und den Weekender in den Fußraum stellte, „lange nich gesehn, wa?"
Gudrun.
In all ihrer farbenfrohen Pracht.
Samu hatte tatsächlich dafür gesorgt, dass Emma die Taxifahrerin ihres Vertrauens zum Bahnhof brachte. Und wieder war das etwas, was sie an die Zeit hier in Düsseldorf erinnerte.
Samu hatte sogar dafür Sorge getragen, dass sie sich auch in Tomás' Nähe nicht unwohl fühlen musste. Das ganze Wochenende hatte Samu sich darum bemüht, dass sie eine Reise in die Vergangenheit machte und sich zurückversetzt fühlte.
Ein Schauer lief Emma über den Rücken; nicht geschuldet dem prasselnden Regen.
„Du musst go in", hörte sie Samus Stimme hinter sich.
Vor Schreck stieß sie sich den Kopf am Haltegriff, presste ihre Hand auf die Stelle am Hinterkopf und drehte sich zu ihm um.
„Sorry, ich wollte nicht", lachte Samu und zog Emmas Schlüssel aus der Hosentasche, „maybe du brauchst deine keys."
„Oh", Emma tastete ihre einzelnen Hosentaschen ab und streckte ihm dann die Hand entgegen, „dankeschön."
Samu wartete nicht lang, legte den vollen Schlüsselbund in ihre Hände und umschloss ihre Hand. Emma grinste, als er begann, mit ihren Fingern zu spielen. Mit einem Mal war das Kribbeln wieder da. Und es war zu schön, als dass sie es auch nur eine Sekunde lang unterbinden wollte.
„Was ist mit deine Kopf?", Samu strich ihr durch die nasse Haare und platzierte seine Hand auf der ihrer.
„Alles ok", flüsterte sie ihm entgegen.
„Gut", Samus Hand glitt durch Emmas mittlerweile vom Regen gesträhnten Haare und stoppte an ihrer Wange.
„Ich freu mich, dich wiederzusehen", wisperte sie und merkte, dass ihre Knie vor Nervosität zuckte.
Samu nickte, grinste und streichelte sanft über ihre Wange.
„Der Sitz is schon nass, Kinnas!", rief Gudrun ungeduldig und nahm der Situation jegliche Stimmung.
„Und danke nochmal für Gudrun", fügte Emma hinzu, „danke für alles."
Wieder nickte Samu und ließ die Hand, mit der er ihre umschlossen hatte, los, um sie ebenfalls an ihr Gesicht zu legen.
Emma genoss diesen intimen Moment zwischen ihnen, steckte ihren Schlüsselbund in die Hosentasche und griff an Samus Handgelenke.
„Be careful", Samu war ganz nah an ihrem Ohr und überzog mit seiner tiefen Stimme ihren kompletten Körper mit einer Gänsehaut.
„Bin ich", brachte sie piepsig hervor, „immer."
Er brummte zufrieden und küsste zärtlich ihre Schläfe. Er konnte von Glück sprechen, dass Emma ihm den Schlüsselbund in die Hand gedrückt hatte, als sie in den Aufzug gestiegen waren. Andernfalls wäre diese Situation niemals zustande gekommen.
Als Emma seine Lippen nicht mehr auf ihrer Haut spürte, öffnete sie die Augen wieder und wurde von Samu angelächelt, der daraufhin die Hände von ihren Wangen nahm; und sie den Griff um seine Handgelenke lockerte.
Sie sah zu ihm hinauf, er zu ihr hinunter.
Und eigentlich wussten beide, dass es wieder zu spät war, um wieder bei Null anzufangen.
„Schätzeken, bitte!", schrie Gudrun.
Geistesgegenwärtig schlang Emma die Arme um Samus Hals, zog ihn so zu ihr herunter und drückte ihn fest an sie. Sofort griff er um ihre Taille und vergrub den Kopf in ihren Haaren, die wie weich gekochte Spaghetti auf ihren Schultern lagen.
„Ich wär gern authentisch", flüsterte sie in sein Ohr und war überrascht, dass sie so ehrlich zu sich selbst und Samu sein konnte.
„Authentisch?", fragend hob er den Kopf – obwohl er genau wusste, was sie damit meinte.
„Ja", schmunzelte sie, strich Samu die klatschnassen Haarsträhnen aus dem Gesicht nach hinten und versank in seinen blauen Augen.
Er legte eine Hand an ihren Hinterkopf und zog sie nah an sich heran, dass sie den warmen Atem des anderen auf der Haut spüren konnten. Ihre Nasenspitzen berührten sich und Emma verschloss die Augen, bevor sie Samus Lippen sacht mit ihren streifte und sich dann vorsichtig zu einem Kuss entschied, den Samu augenblicklich intensivierte.
Emmas Herz schlug ihr bis zum Hals.
Sie hatte Herzrasen.
Wie bei ihrem ersten Kuss.
Nur schlimmer.
Es regnete noch immer.
Doch das schien niemanden zu interessieren.
Keiner wollte nachgeben und den anderen zuerst gehen lassen.
Außer Gudrun, die unter Strom stand. Sie räusperte sich sehr laut.
Emma stieß einen genervten Laut an Samus Lippen aus, der daraufhin schmunzelnd einige Zentimeter zurückwich.
„Be careful", sagte Samu, küsste Emmas Stirn und klopfte auf das Dach des Taxis, „call me."
Emma nickte und griff nach seiner Hand, als er zum Gehen ansetzen wollte. Er strich sanft darüber und ging rückwärts ein paar Schritte zurück in Richtung Hotel.
„Steig ein jetzte!", brüllte Gudrun, „du kanns mir die Reinigung bezahln!"
Emma rollte die Augen, Samu schmunzelte wieder und nickte mit dem Kopf, ehe er ihre Hand losließ und sich durch die Haare fuhr.
Eindeutig ein Zeichen für Nervosität.
Emma nahm auf dem nassen Sitz Platz und schlug die Tür ins Schloss.
Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
„Na endlich", maulte die Taxifahrerin, „dat wurde au Zeit."
„Entschuldige", entgegnete Emma, schnallte sich an und trat den Weekender im Fußraum etwas zur Seite.
„War schön, ja?", Gudrun kuppelte in den ersten Gang und stellte die Scheibenwischer auf die höchste Stufe.
Emma nickte, zog den Schlüssel und das Handy aus der Hosentasche und warf ihn in die Tasche, als das Display aufleuchtete.
Erst jetzt sah sie, dass Jan sie im Aufzug angerufen hatte.
Die Zeit stimmte. Er hatte ihr geschrieben, nachdem sie im Fahrstuhl leider nicht in der Lage gewesen war, den Anruf entgegen zu nehmen.
Sie öffnete das Chatfenster, während Gudrun ruppig wendete und die Straße entlang bretterte.
„Emmchen; erinnerst du dich an die Weiterbildung, die ich vor ein paar Monaten beantragt habe? Eine gute, eine schlechte Nachricht. Die gute: Sie wurde bewilligt, die schlechte: es ist auf sechs Wochen geblockt. Heißt: Sechs Wochen Wien; ohne dich. Start ist Montag. Bin gerade auf dem Weg nach Trier zu meinen Eltern und fahre dann von hier. Das wollte ich dir auch sagen. Aber du bist nicht drangegangen. Hattest wohl was besseres zu tun. Telefonieren wir später? Viel Spaß noch, ich liebe dich!"
Und ja, sie hatte eindeutig besseres zu tun gehabt.

Just friends?Where stories live. Discover now