Glück gehabt

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„Was?", tippte ich irritiert.
„Sorry, don't wanna be rude. Just thinking about the last hours und dann ich habe gedacht an die next oppertunity for this :-) You know I told you ich verspreche."
Ich schmunzelte und musste über seinen gebieterischen Ton lachen. Ich wusste, dass er sich nahm, was er wollte. Schließlich war er in der letzten Zeit kein Kind von Traurigkeit gewesen.
Rückblickend hatten wir einen wirklich schönen Abend.
Auch, wenn ich nicht irgendwann angefangen hätte, mich über seinen Hals zu lecken.
Auch ohne Sex wäre es toll gewesen.
„Ich komme gerne, Samu :-)", antwortete ich.
„I'll promise you will ;-)"


„Hast du already alles fur deine flight tomorrow?"
„Ich hoffe", grinste ich und warf ein weiteres Shirt in meinen Weekender, „ist es kalt?"
„No", antwortete Samu ironisch, „es ist April. Hier wir haben 30 degrees all the time."
„Also ist es doch kalt!"
„Sure!", lachte er laut, „was du denkst about my homecountry? Es ist nicht LA, I'm sorry. Take a warm pullover maybe und eine Skianzug. Es ist really kalt these days."
„Ich werde nicht erfrieren, wenn ich den Skianzug hier lasse, oder?"
„Maybe no, maybe yes. Du bist eine european girl aus Germany. Ihr habt nie really eine winter."
„Du spinnst."
„Make your own decisions", er klang etwas teilnahmslos, „if you'll be killed by frost sag nicht, dass ich habe gesagt nichts."
Ich zog einen Pullover von Regalboden des Schranks und legte ihn zu den anderen Sachen in den Weekender.
„Wie war die interview in die theatre yesterday?", wollte Samu nach einer kurzen Pause wissen.
„Gut soweit. Der Typ wirkte allerdings etwas neben der Spur und hat mich gefragt, ob ich Lust auf ein Seminar für Rollenspiele hätte."
„Welche kind of role play?"
„Nicht das, was du jetzt denkst", lachte ich.
„Would be nice if you would be here at this moment to do some role plays with me." Es klingelte an der Tür.
Ich erwartete Leni, Marius, Julian, Daniel, unsere Eltern und Jan zum Essen.
Jan hatte sich ein weiteres Mal für sein Verhalten entschuldigt und gelobte –mal wieder- Besserung. Ich war müde, ihm immer wieder zu verzeihen, obwohl ich ihn irgendwie nicht mehr sehen konnte. Das war nach dem Urlaub noch deutlicher geworden.
Ich tat es dennoch.
Aus Rücksicht auf meine beste Freundin, die mich und Jan schon fest für ihre Hochzeit als Trauzeugen eingeplant hatte. Die Monate bis zur Hochzeit konnte ich über mich ergehen lassen, danach würde ich mich von ihm trennen.
Vielleicht auch schon früher, wenn es die Situation zuließ und Leni mir nicht den Kopf abriss.
Aber der Termin stand für mich bereits fest.
Hochzeit.
Danach konnte er bleiben, wo der Pfeffer wuchs.
Ich mochte Jan als Menschen sehr gerne und ich hätte gut daran getan, keine Beziehung mit ihm eingegangen zu sein. Dann wäre es vielleicht niemals so weit gekommen. Er war momentan die letzte Person auf der Welt, für die ich romantische Gefühle haben konnte. Nach Mazagón war alles gewichen.
Wie durch einen plötzlichen Sturm.
Ich ertrug und duldete ihn, gab ihm einen Kuss zur Begrüßung und ließ das nervige Händchenhalten in der Stadt oder während des Essens über mich ergehen. Früher als sonst ging ich in die Redaktion, schaufelte mich mit Arbeit zu und kam nicht vor 23.00 Uhr nach Hause, so dass es für ihn gar nicht in Frage kam, den ganzen Tag bei mir herumzulungern, wenn er frei hatte.
Den Kontakt zu Samu hielt ich dennoch.
Keine Frage.
Das One-Night-Stand mit ihm in Barcelona ließ ich gekonnt niemanden wissen. Ich hätte mich vor allen Menschen verteidigen müssen und darauf hatte ich keine Lust. Meinen Flug nach Helsinki rechtfertigte ich mit einem Konzertbesuch mit anschließendem Interview von und mit Niila Arajuuri, einem finnischen Singer/-Songwriter, den Samu 2015 auf seiner Tour berühmt gemacht hatte. Mein Chef Thomas war zuerst skeptisch gewesen, aber nachdem ich ihn als finnischen Exportschlager outete und verkündete, alle Kosten für diese Reise selbst zu tragen, nickte er mein Vorhaben ab und gewährte mir die drei Tage in Helsinki; ganz davon abgesehen, dass die Redaktion am Montag sowieso geschlossen hatte, weil Ostern war.
„Bitte red nicht von sowas."
Kurz schweiften meine Gedanken ab und ich war wieder in Barcelona.
Mir wurde heiß.
Die bloße Vorstellung an den Sex mit Samu brachte mich um den Verstand.
„Which roles do you like the most?"
„Samu!"
Ich hörte, wie er sich streckte.
„Maybe we can try the rockstar and the groupie?"
„Samu, ich muss jetzt auflegen", ein Grinsen huste über meine Mundwinkel.
„C'mon. Du kannst auch sein die rockstar, wenn du willst", schlug er vor.
„Samu!", ermahnte ich ihn lachend.
„Yes, remember my name", wisperte er dreckig in den Hörer, „you will scream him the next days every night."
„Samu bitte!", kicherte ich, „mein Besuch ist da und ich kann mich so nicht konzentrieren."
„Was my plan."
Es klingelte wieder.
„Ich hab ein vorgezogenes Osteressen mit der Familie", schnell verstaute ich seine Geburtstagsgeschenke in der Tasche und zog den Reißverschluss zu, „weil ich nicht da bin."
„Mit die Affe auch?"
Ich wieder.
„C'mon, du hast gesagt, er ist eine asshole und eine schlechte Mensch. Warum du sagst nicht einfach, dass du ihn willst nicht mehr sehen?"
„Weil meine beste Freundin heiratet und sie ganz viel Wert darauf legt, dass wir die Trauzeugen sind."
„God", er blies Luft aus und lenkte ab, „wann bist du morgen hier?"
Wieder klingelte es. Dieses Mal direkt zwei Mal hintereinander.
„14.30 Uhr, glaube ich", ich ging mit dem Handy am Ohr zur Tür, öffnete sie und bat die Meute nickend herein.
„I'll ask Osmo to pick you up. He would do it. But I'll try to pick you up by myself. Ich will nicht verzichten auf die roleplay from the first time, wenn du steigst ein in meine Auto. Vorher ich bin bei Sanna wegen easter."
„Kein Problem, Thomas. Das bekomm ich hin", sagte ich laut, legte auf und ging in die Küche, um die Lammkeule aus dem Ofen zu holen.


Ich drehte die Muschel, die Emma mir vor die Tür des Hotelzimmers in Mazagón gelegt hatte, bevor sie gegangen war, zwischen den Fingern. Ich war vollkommen übergeschnappt, mit ausgerechnet dieser Frau in die Federn zu hüpfen und sie anschließend zu meinem Geburtstag einzuladen. Ich ließ sie sogar noch einen Tag vorher anreisen, damit ich die Zeit alleine mit ihr verbringen konnte. Ich hatte Emma gar nicht erst die Möglichkeit gegeben, Einwände zu erheben. Ein „nein" hätte ich nicht akzeptiert. Zugegeben: Der Ton, den ich unmittelbar nach ihrer Abreise angeschlagen hatte, war forsch und bestimmend.
Ungewollt.
Wir waren befreundet; warum sollte sie also nicht dabei sein? Natürlich hatte ich Hintergedanken; warum auch nicht. Die Nacht in Barcelona schrie nur so nach Wiederholung und ich hoffte, dass sie ähnlich darüber dachte.
Allein die Tatsache, dass sie eine Verflossene war, machte die Situation trotzdem irgendwie schräg.
Osmo hatte ich über ihr Kommen unterrichtet; Riku und die Anderen ließ ich vorerst im Dunkeln. Schwierig würde es erst werden, wenn sie auf jemanden traf, der sie nicht kannte. Rikus Dauerdate vielleicht. Oder Suzanna oder Liisa, die Frauen von Sami und Mikko. Glücklicherweise war mein Kumpel Niila mit seinem Beatboxer Felix auch da; sie würden Emma für ein Interview zur Verfügung stehen und sie zu dem Konzertauftakt mitnehmen. Ich konnte sie also als „ehemaliger Mitarbeiter" vorstellen, ohne, dass ich schief angesehen wurde. Lediglich die Jungs und meine Familie wussten Bescheid, was vor einer gefühlten Ewigkeit zwischen Emma und mir passiert war; würden aber gegenüber Liisa und Suzanna nichts sagen.
Trotz des Sex' und der Zärtlichkeiten, die wir ausgetauscht hatte, hatte sich nichts –rein gar nichts- geändert. Wir sprachen ganz normal miteinander und genossen abendliche Unterhaltungen, in denen wir lästerten.
Bevor ich das Bettzeug für Emma aus dem Schlafzimmer holte, ging ich die Wendeltreppe in das Studio hoch und holte die Zigarrenschachtel mit der Aufschrift „Gin" aus einer der Schubladen.


Zwei Stunden später waren alle gesättigt, bester Laune und hatten die Unterhaltung vom Esstisch auf das Ecksofa verlegt. Leni räumte ab, während ich das Geschirr in die Spülmaschine stellte.
„21. Dezember", flüsterte sie mir zu, als sie mir einen Teller anreichte.
„Was ist da?"
„Das ist der Termin für unsere Hochzeit."
„Ich dachte, du wolltest immer im Sommer heiraten", versuchte ich beiläufig zu sagen.
„Wollten wir auch. Aber im Winter ist das romantischer. Ich weiß schon genau, was ihr tragen werdet. Das wird wunderschön", voller Begeisterung schlang sie die Arme um mich, während ich vor der Spülmaschine hockte.
Die Schlinge um meinen Hals zog sich jedoch immer weiter zu.
Bis Dezember hielt ich Jan nicht aus. Ich hatte gehofft, dass die Hochzeit auf Mai, vielleicht Juni, fallen würde. Aber das waren ganze neun Monate.
270 Tage.
So leicht ich sagen konnte, dass ich mit ihm zusammenbleiben würde, bis die Hochzeit vorbei war, so schwer hingen die Wolken über meinem Kopf, die sich mit Sicherheit in den nächsten Monaten in Gewitterwolken verwandeln würden.
„Soll ich dir deinen Jumpsuit gleich mal zeigen?", fragte Leni mehr rhetorisch, „das Ding, was Jan tragen wird, ist auch super."
„Jumpsuit?"
„Du kennst mich", zwinkerte sie, „ich steh nicht so auf dieses Klassische."
„Stimmt", grinste ich und schlug die Tür der Spülmaschine zu.
Als ich zum Gehen ansetzen wollte, hielt meine beste Freundin mich am Arm fest.
„Komisch, dass es Helsinki ist, oder?", ihre Stimmlage verriet sie, „komisch, dass es Helsinki ist und ein gewisser Samu Haber am Montag Geburtstag hat."
„Stimmt", grinste ich nach einer kurzen Gedankenpause, „hoffentlich feiert er schön."
„Emma", sie räusperte sich und lehnte sich flüsternd zu mir, „für wie blöd hältst du mich?"
„Du hast vielleicht auch hier und da einige Wissenslücken, aber ansonsten würde ich nicht sagen, dass du unintelligent bist."
„Was läuft da?"
„Bei?"
„Dir und Samu."
„Gar nichts? Wo soll ich ihn denn bitte herhaben? Aus den Gelben Seiten?"
„Sag du es mir", sie zwirbelte die kurzen Strähnen ihres Pixicuts ein, „ich muss meine Familie und Freunde nicht anlügen, wenn es darum geht, was ich wirklich mache."
„Ich arbeite da, Marlen", meine Stimme wurde tiefer, „und ich hab bereits alle wichtigen Daten für das Konzert bekommen. Willst du sie sehen?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Sag mir einfach nur die Wahrheit. Du fährst ja nicht umsonst über so einen langen Zeitraum nach Helsinki. Vor allem, weil das Konzert mit Sicherheit nicht an Ostern stattfindet; also frühestens Dienstag."
Das konnte ich nicht.
Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich schon länger wieder Kontakt zu Samu hatte, ich in Barcelona mit ihm geschlafen hatte und jetzt auf die Tage bei ihm verbringen würde.
Lügen war –vor allem auf Dauer- keine Lösung.
Irgendwann müsste ich etwas sagen.
Aber nicht jetzt.
Nicht heute.
„Willst du die Hotelbestätigung sehen?", ich zückte das Handy und öffnete die Mailapplikation, „ich such es dir raus, Moment."
„Ok, ich glaube dir", sagte sie trocken, grinste, küsste meine Wange und verließ die Küche.
Glück gehabt.
Hatte ich doch gar kein Hotel gebucht.


Ich wusste nicht mehr, wie anstrengend dieses ganze Aufräumen und Putzen war. Eine Haushälterin hätte ich mir leisten können; wollte aber nicht, dass eine fremde Person in meinem Haus umherschlich und den Staub von den weißen Regalen wischte. Nach dem Einbruch vor zwei Jahren war ich misstrauisch geworden, weil ich damals genau gewusst hatte, was diese Jugendlichen gesucht, jedoch nicht gefunden hatten.
Gin.
Danach war ich vorsichtiger geworden; installierte eine richtige Überwachungskamera, ließ die Fenster und Türen erneuern und somit auch das Schloss auswechseln. Das hätte ich bereits beim ersten Mal erledigen sollen, hatte aber zu dem Zeitpunkt keine Schwester, die mit unendlich viel Nachdruck um meine Sicherheit besorgt war.
Die frischbezogene Bettwäsche legte ich auf mein ebenfalls neu bezogenes Bett und überlegte, ob ich irgendetwas vergessen hatte.
Geputzt?
Erledigt.
Staub gesaugt?
Erledigt.
Eingekauft?
Mein Kopf ratterte.
Das hatte ich vergessen.
Schnell fingerte ich das Handy aus meiner Hosentasche und rief meinen Bruder an.


Bevor Leni und die anderen gegangen waren, hatte ich ihr das Weihnachtsgeschenkset noch in die Hand gedrückt, damit es bei mir nicht unter einer dicken Staubschicht einem Erstickungstod erliegen würde. Jan war so frei gewesen und hatte sich als Übernachtungsgast eingeladen und saß –wie Al Bundy- breitbeinig auf der Couch. Dieses Bild widerte mich an.
„Vielleicht ist es besser, wenn du auch gehst", sagte ich bestimmt und wartete mit verschränkten Armen im Flur, „es geht momentan einfach nicht."
„Wieso bist du so unendlich herzlos, sobald alle anderen Menschen den Raum verlassen haben?", er setzte sich gerade hin, „immer, wenn andere dabei sind, lässt du Zärtlichkeiten zu und lachst über meine schlechten Witze. Aber wenn alle weg sind und ich dich bespaßen will, willst du mich loswerden."
Loswerden war das Stichwort.
Aufstehen und raus.
Einfach so.
„Jan", ich holte tief Luft.
„Oh Gott. Was kommt jetzt?"
„Du bist nicht mehr der Mann, in den ich mich verliebt hab, ok?", machte ich deutlich, „wenn du dich mal selbst reflektierst, wirst du merken, dass du letztes Jahr im November noch ganz anders warst. Und jetzt bist du der Kerl, der alles nur wiederwillig macht und mit einer Hand in der Hose auf meinem Sofa sitzt und darauf wartet, dass ich einen Lapdance für ihn mache."
„So bin ich nicht und das weißt du auch", ein Schmunzeln konnte er dennoch nicht verbergen, „die Luft ist raus, ich merk es doch selbst. Ich hab momentan so viel zu tun und dann bist du noch da."
„Oh ja", winkte ich, „hallo, ich bin auch da."
„Das in Spanien war wirklich doof von mir, bitte entschuldige. Ich hab mich aufgeführt wie ein geisteskranker Psychopath, der nachts durch die Straßen läuft und Kätzchen den Kopf abschlägt, wenn sie miauen."
Das war präzise.
Präziser, als ich es wissen wollte.
Ich nickte nur.
„Das tut mir alles tierisch leid", Jan stand auf und kam näher auf mich zu, „ich habe dieses Gefühl, wenn ich dich ansehe, immer noch."
„Bitte", ich wollte mich zur Seite drehen, doch da griff er schon nach meiner Hand und streichelte mit seinen Fingern sanft darüber.
„Ich kann ehrlich und aufrichtig sagen, dass meine beschissene Laune nichts an meinen Gefühlen für dich ändert."
„Du hasst meinen Bruder", warf ich ein, „das war auch ein Grund, warum ich gegangen bin."
„Wie bist du eigentlich nach Hause gekommen? Dein Ticket war in meinem Reisepass."
„Ich hab 'ne Nacht in Barcelona verbracht und bin dann Freitagmorgen von dort aus geflogen. Es gab keine anderen Plätze mehr, die halbwegs erschwinglich waren."
„Verstehe", wieder streichelte Jan über den Handrücken, „ich hasse Daniel nicht."
„Nein, tust du nicht", lachte ich ironisch, „du nicht."
„Ich gewöhn mich langsam wirklich an ihn. Ich weiß nicht, warum ich so sauer war und das gesagt hab. Ich mag seinen Mann auch gerne. Wir hören die gleiche Musik."
„Das ist schön", ich zog meine Hand weg und strich mir über den Arm, „ich kann das aber so momentan nicht. Und ich will das auch nicht. Du kannst gerne hier schlafen, aber dann bitte auf der Couch."
„Liebst du mich nicht?", blinzelte er.
„Gerade nicht, nein", gab ich ehrlich zu.
„Wow."
„Ich hasse dich nicht. Aber ich kann jetzt, in diesem Moment, nicht sagen, dass ich irgendwelche Gefühle für dich habe."
„Du bist abgekühlt. Das verstehe ich", nickte Jan, „meinst du, wir können nach Helsinki nochmal reden?"
„Vielleicht sollten wir erstmal auf Abstand gehen."
„Schon wieder? Du strafst mich schon wieder mit Abwesenheit. Warum kannst du ein Treffen, ein Telefonat oder ein gemeinsames Essen nicht zulassen? Du willst überhaupt nicht, dass es besser wird, oder?"
„Nicht unter den Umständen", ich öffnete die Haustür, „nicht so, wie es momentan ist. Tut mir leid."
Schnell zog Jan seine Boots an, warf den Dufflecoat über seinen angewinkelten Arm, gab mir ein Kuss auf die Wange und stieg die Betontreppe hinauf. Auf der letzten Stufe drehte er sich nochmal zur Haustür um.
„Ich liebe dich. Und das sage ich nicht, um dich unter Druck zu setzen. Ich bin verzweifelt. Verzweifelt, weil ich nicht weiß, was ich tun kann, damit dieses Gefühl bei dir auch wieder in ein positives umschwingt."
„Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht heute. Entschuldige bitte", meinte ich mit gesenktem Kopf und ließ Jan auf der Treppe zurück.
Nun war ich untröstlich, weil er mir Leid tat und der Typ auf der Treppe der Jan war, den ich kennengelernt hatte. Das brachte mich gefühlsmäßig dennoch nicht dahin, wo er mich haben wollte.
Im Badezimmer warf ich alle Anziehsachen in den Wäschekorb und legte frische Wäsche für den folgenden Tag bereit. Ich hatte keine Ahnung, wie das Wetter in Helsinki sein würde, deswegen entschied ich mich für braune Schnürboots, eine Jeans in Usedoptik, ein cremefarbenes Top und einen roséfarbenen Cardigan, um mich bei arktischem Klima irgendwie vor Frostbeulen zu schützen. Gerade, als ich mich abschminkte und mir das Gesichtstuch in das Auge stach, vibrierte mein Handy auf der Ablagefläche unter dem Spiegel.
„Habe gekauft lime juice and cranberry juice, Cointreau, Wodka and chrushed ice. Ok for you? ;-)", schrieb Samu.
„Ich hoffe, du hast reichlich eingekauft", schrieb ich seufzend und sperrte die Tasten.


Just friends?Where stories live. Discover now