Fifty

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Die erste Faust flog auf mich zu. Schmerz.
Die zweite Faust landete in meinen Bauch.
Schmerz.
Die Hand packte um meinen Hals.
Schmerz.
Sie zog mich hoch und verstärkte den Griff, sodass ich nicht atmen konnte.
Schmerz.
Plötzlich landete ich mit einem Ruck auf den kalten, mit Scherben übersäten Boden. Sie bohrten sich in meinen Rücken
Schmerz.
Als letztes sah ich sie. Die weinenden Augen meines Vaters.
Der größte Schmerz, den ich bei all dem spürte.

"Ledijona, beruhig dich" flüsterte eine Stimme. Als Reaktion öffnete ich meine Augen und sah in seine. Die im dunkeln pechschwarzen Augen die mich jedes Mal retteten. Meine Hand legte ich auf seine Wange ab. Ich spürte die leichten Stoppel an seiner Haut und strich mit meinem Daumen drüber. Währenddessen stoppten meine laufenden Tränen und mir war nicht mehr nach weinen. Ich legte mich nur in Ardians Arme. Die Wärme umgab mich und ich war nicht mehr einsam. Ich muss das alles nicht alleine durchstehen.

"Was hast du geträumt, Ledijona? " fragte er rau und ließ einen kleinen Kuss an meinem Ohr. Die Schmetterlinge in meinem Bauch verwandelten sich zu Elefanten, die durchdrehten.  Die Stelle wurde ganz heiß und fing an zu kribbeln.

Wie aus Reflex schmiegte ich mich noch weiter an seinen Körper und versuchte so viel wie möglich von ihm einzuziehen. Ich hielt mich an ihm fest,  als wäre er mein Anker.

"Mein Vater" antwortete ich kurz und knapp. Seine Hände fingen darauf an Kreise auf meinem Rücken zu malen und schafften es, mir mit dieser kleinen Geste noch mehr zu helfen.

"Hast du irgendwo noch Schmerzen? " fragte er und löste sich leider von mir. Seine Wärme tat mir gut.

Lange starrte ich auf meine Hände, die plötzlich so interessant wirkten und nickte leicht.

"Wo? " fragte er sofort. Ich zeigte auf die Stellen. Es zog von meiner Seite bis zur Taille runter. Dann pochte mein Hinterkopf noch vom Aufprall, auf unseren Fußboden. Als letztes zeigte ich noch auf meinen linken Oberschenkel.
"Hier noch" hauchte ich mit allem Mut den ich habe und zeigte auf mein Kiefer. Ich wollte es eigentlich dabei belassen, bis er meine Hände sanft in seine nahm, mich hochzog, das Licht im Bad anschaltete und mit mir reinging.

"W-was hast du vor? " noch nie war meine Stimme so unsicher wie jetzt.

"Ausziehen" sagte er nur, als wäre es nichts. "Was? " fragte ich nochmal um mich zu vergewissern, ob ich nicht doch taub bin.

"Du hast schon verstanden. Ausziehen. " sagte er sicher und schaute mir durchdringend in die Augen,  "ich habe schon nichts vor. Mach einfach es muss dir nicht peinlich sein, nicht vor mir. "

Ich legte meine nackten Füße auf die grauen aneinander gereiten Bodenfliesen ab und drückte mein Gewicht dadurch nach oben. Ein Leichter Schmerz durchzuckte dadurch meine Taille aber ich ignorierte es.  Es gibt schlimmeres.

Dann packte ich langsam an den Saum meines rosanen T-shirts und zog es mir über den Kopf. Sofort entblößte ich meine Haut und damit auch die ganzen lilanen Flecken an meinem Körper. Beschämt schaute ich auf den Boden, als ich bemerkte, dass er nichts sagt, sondern mich einfach nur anschaut.

"Hose auch" sagte er. "Dort bist du schließlich auch verletzt"

Meine Hände zitterten schon vor Aufregung. Niemals hätte ich gedacht das er mich so sehen wird. Ich packte an das Bund meiner Hose und zog es runter, sodass sie an meinen Beinen runter rutschte.

"Ich bin gleich wieder da" sagte er leise und verließ das Badezimmer.

Als hätte ich die ganze Zeit meine Luft angehalten, stieß ich eine große Menge an Luft wieder raus um mich zu entspannen. Dabei bemerkte ich, wie zitternd mein Atem eigentlich geht.  Wie kann er mich nur so ansehen als wäre nichts. Ich stehe hier komplett in Unterwäsche vor ihm.

Ich drehte mich nach rechts, worauf ich scharf die Luft einziehen musste. Die blau bis lilanen Flecken zierten meine komplette linke Seite und kleine Flecken sind noch an meinem Kiefer zu sehen. Es war hässlich.  Ich sah so schlimm aus und ich verabscheute diesen Anblick.  Wie kann er sich so etwas freiwillig anschauen? 

Meine Gedanken wurden durch das Geräusch des Schlüssels wieder unterbrochen. Mein Blick richtete sich zur Tür, die gerade von Ardian verschlossen wurde. In der Hand trägt er eine Art Salbe. Die Verpackung ist hellblau und die Aufschrift ist rot. Allerdings habe ich keine Ahnung was da steht, da es total verschwommen ist.  Wieso?  Meine Tränen verschleierten meine Sicht. Sie liefen nicht, aber sie waren kurz davor. Wenn nicht mal ich diesen Zustand meines Körpers betrachten kann, wie kann er das dann? 

Er stellte sich direkt vor mich und legte zwei Finger an mein Kinn, um mir zu sagen, dass ich ihn ansehen soll. "Du sollst dich nicht schämen. Zumindest nicht vor mir,  verstanden? " presste er mit leicht angepisst hervor. Total benebelt nickte ich.

"Wie kannst du dich nur so um mich sorgen?  Schau mich doch an!  Ein hoffnungsloser Fall. Nur Probleme schleppe ich mit mir,  siehst du das nicht?  So etwas nennt man ekelerregend. Mein ganzes Leben ziert meinen Körper und ich kann nichts dran än-"

"Sei ruhig! ",  er erschrak mich mit seinem harten, lauten Ton. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und wartete. Seine Hand wanderte zu meiner nicht verletzten Taille und setzte sich dort ab. "du bist wunderschön. Wie kannst du sowas sagen, huh? Ich könnte dich den ganzen Tag ansehen und du redest so einen Müll.  Jetzt lass mich das machen, du bist ja unerträglich" gegen Ende wurde seine Stimme viel weicher und er griff nach dieser komischen Salbe.

Der Deckel wurde langsam von ihm aufgeschraubt und dann abgelegt. Direkt presste er die weiße herauskommende Creme auf meine verletzten Stellen.

"Du weißt, ich kann das auch selbst"
Erklärte ich.

"Schade, ich machs doch so gerne" nun grinste er und wackelte mit den Augenbrauen. Jedoch veränderte sich seine Miene sofort schlagartig, denn er konzentrierte sich. Er machte es so sanft, dass ich keinen Schmerz spürte, außer die kalte dicke Konsistenz die auf meiner Haut bleibt.

"Danke. Für alles" brachte ich dann als letztes raus. Er ist so ein guter Mensch. Er antwortete nicht, sondern lächelte nur kurz. Manchmal frage ich mich, wie ein Mensch so schön sein kann?  Er ist echt ein schöner Mann. Sowohl von außen, als auch von innen. Seine vollen Lippen, sein Bart, seine schönen Augen sogar seine gut geformten,  Gott sei Dank nicht gezupften,  Augenbrauen sitzen in seinem Gesicht perfekt. Viele sehen vielleicht Macken an ihm, aber ich sehe nichts, was ich bemängeln könnte. Ich sehe vor mir eine Perfektion.

Allerdings finde ich es gibt 2 Arten von Perfektion. Das eine ist so Perfekt das es schon wieder abturnt,  aber bei ihm ist es die zweite Art. Es ist so perfekt wie man es haben will. Aber genauso kriege ich ihn wahrscheinlich nicht.

Ich spürte wie seine warmen Hände an meinen Oberschenkel kamen und dort die Stellen behandelte. Dabei bemerkte er deinen Effekt auf mir gar nicht. Zumindest hoffte ich es, denn meine Gänsehaut war eigentlich nicht zusehen.  Dennoch kam keine Reaktion. Ihn so ernst zu sehen machte ihn ganz schön heiß.

Er stand auf und schaute mir einen kurzen Moment in meine Augen. So nah waren wir uns öfter, aber jedes Mal brachte es meinen Magen zum umschlagen. Er betrachtete jeden Teil meines Gesichtes und schien kurz verloren, konzentrierte sich aber wieder auf mein Kiefer, welches auch so eingeschmiert wurde. Als er das beendete, nahm er irgendein Haargummi, welches gerade da lag und band mir meine Haare zu einem Zopf. Seine Hände streiften meinen Nacken und es fühlte sich toll an. Ich ließ ihn einfach machen, denn er tat alles so bedacht. Mit Bedacht darauf, dass es mir gut ging.
Er tat alles damit es mir gut ging und genau dieser Fakt machte mich glücklicher als je zuvor

Meine Unerwiderte LiebeWhere stories live. Discover now