Twenty-five

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Ich merkte wie ich aus meinem Schlaf erwachte. Mein Kopf pulsierte und ich fühlte mich als würde ich mich gleich übergeben. Ich schaffte es nicht meine Augen zu öffnen, deswegen ließ ich sie geschlossen.  Hab ich getrunken?  So ist es doch wenn man einen Kater hat oder? Ich weiß es nicht.
Mein Gesicht schmerzte so sehr, und mein Bauch drohte zu platzen. Was ist passiert? Ich versuchte mich zu entspannen, was aber wenig klappte, da ich Panik schob. Wieso schmerzte mein Körper so sehr? Ist irgendwas vorgefallen? Okay, Ledijona muss es ja. Mein Atem wurde immer flacher und mein Herz raste immer mehr. Ich bekam es mit der Angst zutun, da ich es nicht schaffte, mich zu beruhigen und wieder einzuschlafen.

Ich verwendete meine ganze noch bleibende Kraft um meine Augen zu öffnen und schaffte es. Ein kleines Stück noch und dann waren meine Augen ganz offen. Bis jetzt sah ich noch nichts außer eine weiße Decke und meine große Lampe.
Ich fühlte langsam den weichen Seidenstoff meiner Decke unter meinen Händen und packte ihn leicht, denn mehr Kraft hatte ich nicht. Dann stützte ich meine Hände ab und versuchte mich hochzudrücken. Ich schaffte es ein kleines Stück doch meine Ärmchen knickten ein. Erster Versuch gescheitert. Meine Arme ließen nach und mein Oberkörper landete wieder auf dem Bett. Ich versuchte es noch weitere zwei Male, bis ich es aufgab und total erschöpft in meinem Bett lag. Der Schmerz durchzuckte meinen Arm und ließ mich nicht in Frieden.  Dann drehte ich meinen Kopf nach rechts, und sah meinen Schminktisch. Somit hatte ich die Sicherheit,  ob ich überhaupt zu Hause bin. Ich sah ein,dass ich es erstmal nicht schaffen würde, und konnte mich jetzt ausruhen, da ich zu Hause bin. Wer weiß wo ich hätte landen können. Wenn ich versuche mich zu erinnern,fängt mein Kopf an zu schmerzen,deswegen beließ ich es dabei. Nach einer gefühlten Stunde, schaffte ich es, mich zu entspannen, meine Kraft zu erlangen und mich hochzudrücken. Mir gings sogar besser,sodass ich auch aufstand und langsam runter ging. Nur Langsam, auch wenn jeder Schritt schmerzte bis zum geht nicht mehr.  Wohnzimmerlicht war an, aber es war kein Geräusch zu hören. Unten angekommen, schleppte ich mich langsam um die Ecke ins Wohnzimmer und sah dort Ilayda mit meiner Mutter sitzen. Meine Mutter war Tränenverströmt und auch Ilayda war mehr als besorgt. Als sie mich sahen, stand Ilayda sofort auf, und half mir zum Sofa. Ich bedankte mich so laut ich konnte, auch wenn es eher einem flüstern glich.

Meine Mutter schaute mich die ganze Zeit an und auch ich kriegte Tränen in den Augen. Nie würde ich meine Mutter so sehen wollen. Kaputt, zerstört, und einfach erschöpft. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und fragte was passiert ist. Sie aber antwortete nicht.  Dann gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn und drehte mich zu Ilayda, die mir die Situation erklärte, da meine Mutter anscheinend nicht in der Lage war.

"Dein Vater ist mal wieder ausgerastet. Ich hab versucht bei dir anzurufen, bis irgendwann deine verheulte Mam ranging und sie mich herrief. Dann sah ich dich bewusstlos und völlig zugerichtet auf dem Sofa liegen. Deine Mam hat dich anscheinend nur aufs Sofa tragen können sodass wir dich dann später ins Zimmer gebracht haben. "

Dann kam alles. Die Erinnerung, der Schmerz, die Tränen und die Angst. Die komplette Situation spiegelte sich wieder und ich fing an zu weinen. Mal wieder ließ ich meinen Emotionen freien Lauf. Ilayda nahm mich in den Arm und ich konnte mich ausheulen. Nach kurzer Zeit stoppte ich sofort,denn ich konnte doch nicht so vor meiner Mama weinen?? Was denke ich mir? Sie ist schon fertig genug, da soll sie doch nicht einfach ihre Tochter noch weinen sehen. Ich kriegte mich wieder ein, drehte mich zu ihr und fragte was genau passiert ist und wieso mein Vater ausgerastet ist.

"Wir haben uns gestritten.", fing meine Mama an zu erzählen," Es ging um deine Oma, Ledijona. Ilayda, wie du schon weißt hasst sie uns und versucht uns das Leben zur Hölle zu machen. Sie will wieder her kommen. Nach Deutschland. Dein Vater und ich haben diskutiert, da ich nicht wollte, dass sie herkommt. Sie würde hier nur noch das Klima zerstören. Ich hatte auch recht und das weiß dein Vater. Er aber musste sich trotzdem aufspielen, wurde sauer, fing an Sachen rumzuschmeißen, alles was ich schon gewohnt bin und es war mir ja auch egal. Als er dann auf mich los wollte kam Ledijona dazwischen. Dann schubste sie mich zurück und sie bekam alles ab und das war für mich das schlimmste. Meine Tochter leiden zu sehen." Wieder fing sie an zu weinen, nahm mich in den Arm, küsste meinen Kopf und streichte leicht über meinen Haaransatz. Mein Herz zerbrach Stück für Stück , Träne für Träne, die meine Mutter für mich ausschüttete. Ich löste mich von ihr, strich ihre Tränen weg,lächelte und sagte "Das wird schon gut gehen, alles ist okay" . Auch dann beruhigte sie sich.

Nach einer Zeit haben wir Ilayda nach Hause gefahren, mein Vater kam wieder, ignorierte uns aber und dann ging ich schlafen. Meine Mama beschloss trotzdem bei ihm im Zimmer zu schlafen, auch wenn ich es ihr anbot bei mir zu schlafen. Ich machte mich gerade auf dem Weg zu meinem Schminktisch um mich fertig zu machen, bis ich das erste Mal in den Spiegel sah. Die Hälfte meines Gesichtes, war völlig zerkratzt und verwundet. Blaue Flecken zierten meinen Hals und meinen Körper entlang, während ein ganz großer und Blauer, vielleicht auch lilaner bis roter Fleck auf meinem Bauch zu sehen war. So konnte ich morgen nicht in die Schule gehen. Absolut nicht. Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa, mit mühe. Mein kompletter Körper ist an meiner linken Körperseite Verwundet, wahrscheinlich weil genau die Seite gegen den Tisch und die Glasscherben auf dem Boden krachte. Ich spürte wie jede Bewegung eines Muskels meine verwundete Haut mitzog und jeder Schmerz in vollen Zügen zu spüren war. Ich atmete tief ein. tief aus. Dann schaffte ich es, mich auf meine rechte Seite abzustützen und den Fernseher anzuschalten. Schlafen wollte ich jetzt nicht. Ich nahm mein Handy raus und schaute durch. Ich sah die vielen entgangenen Anrufe von Ilayda, viele Nachrichten von ihr und eine von Ardian, in der er mir wie immer gute Nacht wünschte. Ich antwortete ihm, als wäre es nichts und legte mein Handy weg.

Plötzlich sah ich eine Gestallt neben mir laufen,sodass ich mich schnell umdrehte. Es war mein Vater. Er schaute mich an, scannte mein Gesicht und ich meinte, Schmerz und Leid in seinen Augen erkennen zu können. Verständlich, das hier hat er mir angetan. Mal wieder. Er ging in die Küche, legte sich etwas Wasser und ging dann wieder an mir vorbei. Er blieb stehen, schaute mich aber nicht an, sondern an mir vorbei und dann auf den Boden. "Ich habe mir ein Flugticket nach Kosovo gebucht. Ich gehe morgen früh und komme dann in 5 Tagen. Ich muss für das Visum deiner Oma sorgen." Dann ging er. Besser so wenn er geht. So haben wir etwas Freiraum.  Auch ich legte mich dann schlafen und fiel aus der schmerzhaften Realität in die schöne Traumwelt.

Meine Unerwiderte LiebeWhere stories live. Discover now