19.Kapitel

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Der Alarm ging los. Sirenen läuteten alle durcheinander, doch in der Gilde rührte sich niemand. Dann bemerkte ich, dass das alles in meinem Kopf statt fand. "Du bist ganz blass, willst du dich hinlegen?", fragte mich Wendy. Die hatte kaum zu Ende gesprochen, da sprintete ich bereits zur gegenüberliegenden Seite der Gilde, öffnete die Tür zu den Badezimmern und verschloss mich in einer Kabine. Ich ließ mich auf den geschlossenen Klositz nieder und atmete durch. Zunächst musste ich meine ganzen Gedanken ordnen, um nicht vollkommen auszurasten.
"Also ... Ano war es damals", begann ich flüsternd im Selbstgespräch. Es half mir alles besser strukturieren zu können. "Ich bin aufgewacht, habe Natsu gesucht, denn er war nicht da"
Meine Augen fixierten die dunkelblaue Farbe der Tür. An einigen Stellen blätterte sie bereits ab.
Mir fiel ein, dass ich ein weites Umfeld abgesucht habe und irgendwann muss er dann aufgetaucht sein. Wann, wusste ich nicht genau, doch was mir jetzt ganz klar vor Augen lag, ist, dass er mir sagte, dass Natsu abgehauen ist. "Ich habe vorhin den Jungen gesehen, den du suchst. Er sagte mir, dass er ein neues Leben aufbauen möchte und deshalb alleine umherzieht"
So in etwa hatte er es mir gesagt. Klein und Jung wie ich war, habe ich es ihm natürlich sofort geglaubt.
"Du bist ein besonderes Mädchen, komm doch mit mir"
So hatte er mich anlocken wollen, doch Saphira hatte mich gelehrt erst einmal keinen Fremden zu vertrauen. So dumm war ich damals nun auch nicht. "Dann war er weg und ich habe ihn vergessen ... bis ich irgendwann einer Gruppe von ihnen in die Arme gelaufen bin"

"Skylar?"
Ich schreckte hoch. Es war Erza, die vor der Badezimmertür stand. "Ist wirklich alles in Ordnung?"
"J-ja, ich komme gleich", rief ich und tat so, als würde ich abspülen.
Natsu, Wendy und Gajeel sind also diejenigen, die sie noch suchen, um auch ihre Energie in die Kugel fließen zu lassen.
Draußen trat ich vor den Spiegel und wusch mir mein Gesicht. Ich muss mit dem Meister sprechen!, nahm ich mir vor und trat wieder in die Empfangshalle. Erza stand immer noch da und schaute mich von oben bis unten an, so, als sei sie auf der Suche nach iegendwelchen Veränderungen, dir ihr sagen würden, was mit mir los war.
"Tut mir Leid für die Aufruhr. Mach dir keine Sorgen, ich muss nur kurz mit Meister Makarov sprechen", erklärte ich und schenkte ihr ein kurzes Lächeln. "Wie du meinst", erwiderte sie, nickte und begab sich wieder zu den anderen.
Ich atmete aus und durchquerte die Halle, auf dem Weg zum Büro des Meisters, doch ein lautes Knallen ließ mich genau in der Mitte innehallten. Blendendes Sonnenlicht trat in die Halle und ich blinzelte zur großen Eingangstür.

"Das ist also die sagenumwobene Gilde Fairy Tail!"

Mein gesamter Körper gefror. Ich war unfähig zu denken. Das Einzige, was durch meinen Kopf schwirrte war der Name, der zu dieser Stimme passte. Unter Hunderten würde ich sie wiedererkennen.
Jasper!
Mit zwei Männern an seiner Seite trat er mit einem breiten Grinsen in die Gilde. Sein Blick schweifte umher und blieb schließlich an mir hängen. Ich sah seine Augen aufblitzen und sein Grinsen wurde noch hämischer.
Wieso?
Wie konnte das sein? Wie hatte er mich gefunden? Wer hatte ihm diese Informationen gegeben?
Meine Verzweiflung ließ unendliche Fragen entstehen, doch letztendlich hätte ich es wissen müssen. Spätestes als ich die Männer hier in Magnolia gesehen habe, die das Symbol der Sekte trugen. Jetzt war es vorbei, endgültig!
Der Triumph war Jasper am Gesicht abzulesen und ich erwartete, dass er sich jeden Moment auf mich stürzen würde, doch nichts dergleichen geschah.
"Ganz Recht!", erwiderte Natsu stolz. Jaspers Blick flog zu ihm und musterte den Jungen von oben bis unten. Ich betete inständig, dass er nicht wusste, dass Natsu ein Dragonslayer war. Ich fand es schrecklich, dass Wendy so unmittelbar neben ihm saß.

"Guten Tag! Kann ich Ihnen helfen?", ertönte Miras liebe Stimme. Sie ging auf ihn zu und bei jedem Schritt, den sie auf das Monster zu machte, erhöhte sich mein Herzschlag.
"Ich und meine Jungs", er deutete auf die beiden Männer an seinen Seiten. "Wollten uns nur nach einer langen Reise ausruhen und uns selbst ein Bild der großen Gilde machen!"
Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Ich stand immer noch an der selben Stelle, inmitten der Gilde. Alles war an Jasper falsch! Sein Auftreten, seine Mimik, seine Gestik. Ja, selbst die Tonlage seiner Stimme. Als wäre er ein komplett anderer Mensch!
Sie begleiteten Mira zu der Bar und ich wusste nicht, was ich tun sollte! Mein Blick huschte zur Eingangstür. Sie erschien mir in diesem Moment so groß und prächtig. Sollte ich es riskieren zu flüchten? Das Problem wäre, dass ich dann nicht mehr unter dem Schutz der Gilde stünde. Jasper würde mich sofort in seine dreckigen Finger bekommen. Unbewusst schaute ich wieder angsterfüllt zu ihm. Er beobachtete mich grinsend und schüttelte leicht seinen Kopf - ein schlechtes Zeichen! Ich musste mitspielen, damit nicht alles eskalierte!
Zum Meister konnte ich nun nicht mehr. Er saß ebenfalls am Tresen und schien sich mit Jasper zu unterhalten. Schrecklich!
Wie ein Roboter schritt ich auf den Tisch zu, an dem immer noch meine Freunde saßen. Sie schienen die Fremden bereits vergessen zu haben und unterhielten sich über Alltägliches. Ich saß total verkrampft auf der Bank. Meine Fingernägel gruben sich in das Holz, der Angstschweiß lief mir gefühlt literweise über den Rücken. Sekunden vergingen, Minuten.
"Iht seid also das stärkste Team hier!'
Seine Stimme war plötzlich extrem nah! Er hatte seine Arme um meine und Lucys Schulter gelegt, doch ich spürte, dass er extra nah an mein Gesicht heran kam. Er wollte mir Angst machen und das hat er auch geschafft.
Regungslos spannte ich mich bis aufs äußerste an. Mein Atem ging stoßweise, aber dennoch leise genug, sodass es meiner Meinung nach keiner mitbekommen konnte. Gray warf mir schließlich einen schiefen Blick zu. Ich blickte ihn an und dann wurde er noch misstrauischer. Der blanke Horror musste in meinen Augen liegen.
"Hier? Was heißt hier? Wir sind das stärkste Team in ganz Fiore!", prahlte Natsu unbesorgt, wofür er einen Klapps von Erza erntete. "Nimm den Mund nicht so voll!", ermahnte sie ihn vorwurfsvoll.
"Ach, er hat doch das Recht dazu!", antwortete Jasper und jedes einzelne Wort brachte Erinnerungen an die Gefangenschaft zurück. "Ich hoffe noch viel von euch zu hören!", sagte er schließlich und hob seinen Arm wieder. Ich war gerade davor erleichtert dahinzuschmelzen, doch seine Hand hatte sich immer noch nicht von meiner Schulter gelöst. Sie glitt ganz ganz langsam hinunter und löste sich dann vollends. Etwas fiel in meinen Schoss, doch ich traute mich nicht hinunterzusehen..
"Also dann, vielen Dank für die Erfrischung. Man sieht sich!", rief er und ging mit seinen Freunden, die kein Wort gesprochen hatten, auf die Tür zu. Der Klang des einrastenden Schlosses ließ mich letztendlich aufatmen.
"Netter Typ", sagte Lucy beiläufig, was mich beinahe von der Bank geschmissen hätte. Ich versuchte meinen Unglauben zu verstecken und dachte nach. Das war alles ganz und gar nicht gut!
Wieso spaziert der hier so rein, tut auf freundlichen Reisenden und haut dann wieder ab?
Dann wurde es mir klar! Er wollte sich erst einmal ein Bild von der Lage machen! Es wäre für ihn zu riskant gewesen, mich direkt zu schnappen. Zu viele Magier waren an einem Ort.
Meine Finger berührten plötzlich ein Stück Papier, welches auf meinem Schoss lag. Unauffällig und die Gespräche der Anderen ignorierend faltete ich es auseinander und verinnerlichte die Worte, die darauf standen.

Ich sagte doch, dass ich dich finden werde. Dich direkt zurückzubringen wäre langweilig. Ich möchte noch eine Weile mit dir spielen...
Ein gutgemeinter Rat: Schaue dich immer gut um! ...

Destiny (Fairy Tail FF)Where stories live. Discover now