III. Das in dem Männer Biester sind

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Irgendwann, nachdem sich die Tanzfläche komplett gefüllt hatte, war Ellie plötzlich in der Masse verschwunden. Auch nach zwei Liedern war sie immer noch nicht wieder aufgetaucht. Zoe machte mir mit Gesten klar, dass sie sich auf die Suche nach dem Badezimmer machen würde und ich merkte, wie mir langsam die Puste ausging. Ich wollte nicht alleine tanzen, also machte ich mich auf den Weg ein bisschen Luft zu schnappen. Ich trat an der einen Bar vorbei und entdeckte geöffnete Flügeltüren, die in einen Garten führten.

Langsam schritt ich ins Grüne und sog die warme Sommernacht in mir auf. In der Nähe der Türen, befanden sich noch viele Leute, die sich unterhielten, also ging ich ein bisschen weiter auf Entdeckungstour. Ich umkurvte ein paar Hecken und unmittelbar stand ich plötzlich in einem kleinen Pavillon, der in sanftes Licht getaucht und von Rosen umrankt war. In der Mitte stand eine kleine Steinbank, auf der ich mich seufzend niederließ. Die Geräusche, die von der Gala kamen, vernahm ich nur noch wie ein Lufthauch. Fast fühlte ich mich wie eine Prinzessin in einem Märchen.

Begeistert sah ich mich um. Würde ich einmal in der Zukunft einen Garten besitzen, würde ich einen vergleichbaren Pavillon in ihm haben wollen. Ich betrachtete die Rosen. Es war eine Vielfalt von Farben aus weiß, rot und tiefem dunkelrot. Sie waren wunderschön. Langsam näherte ich mich einer der Ranken. Am liebsten würde ich eine mitnehmen und sie mir ins Haar stecken. Eigentlich schien mich nichts daran zu hindern, denn außer mir war ja niemand hier, der mich davon abhalten konnte. Ich wählte eine leuchtend rote Rose aus und machte mich daran, diese von ihrem Strang zu entfernen.

„Uups. Erwischt." Ich schreckte hoch, meine Hand rutschte aus und prompt stach ich mich an einem der Dornen. Laut zog ich vor Schmerz die Luft ein. Ich wirbelte herum.

Lässig am Pavillon lehnend stand ein junger Mann in einem rot schwarz gestreiften Anzug und schwenkte ein halb leeres Champagnerglas. Ich brauchte einen kurzen Moment bis ich ihn erkannte.

Harry Styles. Der Typ, vor dem ich mich mit meiner James Bond Nummer blamiert hatte, was mir im Nachhinein so peinlich gewesen war, dass ich wirklich niemandem von dieser Begegnung erzählt hatte.

Doch im Vergleich zu seinem letzten Auftreten, waren die Locken verschwunden, stattdessen trug er jetzt einen ganz normalen Kurzhaarschnitt.

Er kam einige Schritte näher, während er mich mit wachsamen Augen musterte. „Du bist Rachel Specter, oder? Golden Streets."

„Hast du mich gestalkt?" Er schmunzelte und die Grübchen, die mir schon beim letzten Mal aufgefallen waren, kamen wieder zum Vorschein.

„Nur ein paar Informationen eingeholt." Es schien ihm nicht im Geringsten peinlich zu sein. „Du scheinst eine ganz schöne kriminelle Energie zu haben, Rachel. Erst beschädigst du Autos, dann klaust du Blumen."

Langsam kam meine Fassung zurück. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich denke andere Menschen machen schlimmere Dinge." Harry nickte nachdenklich, während sein Blick zu meiner Hand wanderte, wo aus meinem Zeigefinger Blut tropfte. Er ging an mir vorbei und ohne größere Probleme löste er die Rose an der ich mich abgekämpft hatte und sog kurz ihren Duft ein, bevor er sie mir hinhielt. Ich schnaubte laut, ergriff sie aber schließlich doch. „Danke." Ich konnte es nicht verhindern, dass meine Worte leicht grummelnd herauskamen. Harry musste wieder grinsen und die Grübchen erschienen wieder. Ich hatte das irrationale Bedürfnis in diese hineinzupiecken.

Harry sah sich langsam um. „Die Blumen sind wirklich wunderschön." Ich nickte zustimmend. „Sie haben den perfekten Blütegrad." Im nächsten Moment hätte ich mir wieder vor Scham auf die Zunge beißen können. Sie hatten den perfekten Blütengrad? Wirklich? Doch Harry schien nichts Merkwürdiges an meiner Aussage zu finden. „Wie war das bei der Schönen und das Biest? Er muss die Liebe finden bevor die Rose verblüht?"

Golden StreetsWhere stories live. Discover now