26. Ungewöhnliche Vorlieben

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El nickte langsam, während Ethan seine Freude ganz anders ausdrückte. Breit grinsend rannte er auf mich zu und legte seine kurzen Arme um mich, soweit sie reichten. Ich lachte leise und hob ihn hoch, um ihn auf meinen Schoß zu setzen.

Er lehnte sich zufrieden an mich und sah zu den beiden Scotts. „Carter...", hob er nach einer Weile an und legte sich die Hände auf den Bauch. „Ich hab' Hunger."

Elaine wirkte fast schon gerührt, als er das sagte und hielt sich ans Herz. „Es wäre mir eine Ehre, was für den Kleinen zu kochen."

„Mehr als drei Erbsen brauchst du ihm nicht warm zu machen."

Sie legte verwundert den Kopf schief. „Was meinst du damit?"

„Ich habe ihn noch nie mehr als 20 Gramm die Mahlzeit essen sehen."

Elaine runzelte besorgt die Stirn. „Das ist aber nicht gut."

„Ich mag kein Fleisch", erzählte Ethan plötzlich. „Und keine Kartoffeln."

„Was magst du denn so?", fragte sie mit einem Lächeln.

„Pommes! Oder Spaghetti mit Klößchen!"

Ich musste lachen und fuhr ihm durchs Haar. Es war genauso blond wie das meines Vaters und so wellig, wie Rebeccas Haare. Die grünen Augen hatte er auch von ihr, aber an sich erinnerte er mich mehr an meinen Dad.

„Dann gibt es heute wohl Pommes und Spaghetti mit Tomatensoße", El legte ihren Bruder vorsichtig aufs Bett und bedeutete uns mit einem Kopfnicken, ihr zu folgen. Wir rutschten vom Bett und ich legte Renee nochmal etwas höher in die Ecke, damit er nicht runterfiel. El und Ethan eilten in die Küche und erst dann hörte ich mein Magenknurren.

„Die Kombination klingt zwar merkwürdig, aber wenn ihr keine Pommes im Tiefkühlfach habt, mache ich Gemüse dazu!", hörte ich El am Treppenende rufen und sah sie noch kurz, als ich in den Flur trat, bevor sie in die Küche eilte.

Leise die Tür hinter mir schließend seufzte ich und folgte ihr. „Da ist bestimmt was...", murmelte ich und hörte in dem Moment, wie jemand die Haustür aufschloss.

„Mum?", fragte ich und blieb auf der letzten Stufe stehen.

„Nein", seufzte Julie und trat hinter der Tür hervor. Zitternd schloss sie diese hinter sich und zog sich hastig die Schuhe und ihre Jacke aus. „Die kommen gleich nach. Ich glaube, sie sind in der Garage und streiten sich."

Verwundert legte ich den Kopf schief. „Wo warst du, bitte?"

„Nachhilfe geben. Und bei Jake. Mum und Dad haben mich auf dem Rückweg abgeholt."

Sie wirkte deprimiert und trat besorgt näher. „Ich meine es ernst, Carter. Irgendwas ist los. Dad ist wiedermal in der 30er Zone gerast und Mum hat nicht einmal eingegriffen, um ihn zu beruhigen, als hätte sie Angst gehabt, die Situation nur noch zu verschlimmern."

Mit gerunzelter Stirn legte ich abwesend meine Arme um sie, als sie sich plötzlich an meine Brust warf. „Ich will nicht, dass sie wieder streiten. Kannst du denn nicht mit ihnen reden? Dich nehmen sie im Gegensatz zu mir ernst."

Um sie zu beruhigen, versprach ich ihr Mum später darauf anzusprechen. Bevor sie mich jedoch schwören lassen konnte, schwang die Tür auch schon wieder auf.

„Ich frage mich nur, wann er uns endlich in Ruhe lassen wird!", wütete mein Vater, ohne uns zu bemerken. „Sein gestriger Besuch war der dritte, seitdem wir wieder hier leben, Lissa! Findest du das etwa in Ordnung?"

„Wenn du mich nur fünf Minuten mit ihm alleine lassen würdest–", versuchte Mum zu widersprechen, doch er fiel ihr schlagartig ins Wort.

„Nein, Lis, ganz bestimmt nicht. Wenn ich Iván noch einmal in deiner oder der Nähe unserer Kinder sehe–"

BorderlineWhere stories live. Discover now