Mein Leben nicht, meine Sucht nicht und schon gar nicht mich selbst.

Der physische Entzug, verlangte alles von mir ab.

Mein Körper sehnte sich nach einem Kick, nach dem Rausch, er schrie förmlich danach.

Ich litt an Schlaflosigkeit, ich schwitze unkontrolliert, Übelkeit, Erbrechen, nichts konnte ich bei mir behalten.

Der Geschmack von Erbrochenem war zu jeder Tageszeit in meinem Mund.

Ich konnte keine Ruhe finden, ich zitterte ohne Unterbrechung.

In meinen Gedanken plante ich die Flucht und auf welchem Wege ich mir die nächste Dosis besorgen würde, in der Lage wäre ich dazu in keinem Moment gewesen.

Ich war am Ende, trotzdem die Ärzte meine Entzug mit Präparaten unterstützen, welche meinem Körper vorgaukeln sollten, dass ich die Stoffe, nach denen mein Gehirn sich verzerrte, nicht brauchen würde.

Ich verbrachte mehrere Tage, unzählige Stunden, auf meiner unbequemen Matratze, in einem der Klinikzimmer.

Ich hatte das Gefühl, die weißen Wände würden immer näher kommen, wollten mich erdrücken, ich wollte fortlaufen. Doch mein Körper gehorchte mir nicht, die Krämpfe und ständigen Gedanken an den nächsten Rauschzustand vernebelten meine Sinne, ließen keine klaren Gedanken zu.

Als die körperliche Beschwerden abschwächten, dauerte es eine zeitlang, bis ich anfing, in den Gruppengesprächen und den Einzeltherapien, zu zuhören, mich zu öffnen, meine Probleme vor wildfremden Menschen darzulegen.

Trotzdem ich keine dieser Personen dort kannte, waren sie in dieser Zeit eine große Stütze für mich.

Diese Menschen hatten die gleiche Hölle durchlitten und kämpften nun, wie ich, um jeden kleinen Schritt nach oben, weg von dem, was sie zerstört hatte.

Ich verstand, dass ich mich nicht mehr im Griff hatte.

Wenn ich so weiter gemacht hätte, wäre ich keine drei Monate später mehr auf dieser Erde gewesen.

Ich machte kleine Fortschritte und fasste neuen Lebensmut.

Doch Situationen, die mich zweifeln lassen, gibt es immer wieder. Ich kann nicht leugnen, dass ich nicht an einigen Tagen an die verbotenen Stoffe denke, auch heute noch.

Jeden Tag aufs Neue muss ich große und kleine Schlachten gegen mich selbst kämpfen. Sie gewinnen.

Nun stehe ich hier in dem kleinen Badezimmer, in meinen eigenen vier Wänden, am Stadtrand.

Nachdem ich den Entzug beendet hatte, wollte ich komplett mit meinem alten Leben abschließen, ich verließ mein gewohntes Umfeld, welches ich einfach nur noch verabscheute und zog fort.

Ich musste dort weg, zu viele Erinnerungen strömten immer wieder auf mich ein.

Wie ich zum Beispiel an einem Morgen auf einer Bahnhofstoilette in meinem eigenen Urin, zwischen Dreck und Unrat wach wurde und mich nicht mehr erinnern konnte, wie ich dort hingelangt war.

Ich hatte Angst den Menschen wieder zu begegnen, welche mein Leben mit zerstört hatten.

Sei es meinem Dealer, Typen die ich gefickt hatte, oder falschen Freunden, die mich auf die nächste Party einladen wollten.

Ich weiß, in nur einem falschen Moment, einem Moment, des Zweifels, der Unachtsamkeit, der Begierde, würde ich genau dort wieder landen, wo ich fast verreckt bin.

Ich bin zwar körperlich clean, aber ich denke in schwachen Momenten trotzdem manchmal an den Zustand der Schwerelosigkeit zurück, den ich so liebe und der mich vergessen lässt.

Upstairs to Hell || Harry StylesWhere stories live. Discover now