Kapitel 9

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„Lucy, Tess schön euch zu sehen.“ Begrüßt uns Justus Mutter freundlich als wir in das hübsch eingerichtete Wohnzimmer eintraten.

„Hallo Nicole.“ Erwidere ich ihren  Gruß. Nico ist mit Lucy schon nach draußen gegangen. Ich höre sie wie sie lachend die Rutsche hinunter gleitet und einfach Spaß hat. Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass sie trotz der Sache grade noch lachen kann.

„Mum, können Tess und Lucy ein paar Tage hier übernachten?“ Er deutet auf mich und schaut mir zuversichtlich in die Augen.

„Ja klar, alles okay bei euch zu Hause?“ Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie misstrauisch wegen unserer Familie ist. Ich kann sie nur zu gut verstehen, noch nie war sie bei uns daheim, obwohl Lucy fast jeden Tag ihre Zeit mit Nico verbringt, Nicole hilft ihr oft bei den Hausaufgaben und kocht ihr etwas zu Essen. Wie eine richtige Mutter und noch nie hat sie unsere Eltern gesehen, oder unsere kleine dreckige vermüllte Wohnung.

„Ja alles in Ordnung. Meine Eltern streichen grade unser Wohnzimmer und da sind die ein bisschen gestresst, weil nicht alles so klappt wie die sich das vorgestellt hatten.“ Ich war selbst überrascht, dass mir so schnell eine Ausrede eingefallen ist, auch wenn ich es hasse Nicole anzulügen.

„Ach so okay das kenn ich. Nicht war Schatz?“ Sie schaut gespielt beleidigt zu ihrem Ehemann der nur irritiert guckt.

„Was willst du damit denn jetzt sagen Liebling?“ Er grinst sie breit lächelnd an und kassiert dafür auch direkt ein Kissen ins Gesicht.

„Denk mal scharf nach.“

„Ach das waren doch nur ein paar Differenzen zwischen uns.“ Auch Justus und ich fangen an leise zu lachen und bekommen dafür auch ein Kissen ab.

„Das ist nicht lustig! Nächste Mal dürft ihr mit deinem Vater die Küche streichen! Glaubt mir das ist der Horror auf Erden!“ Ich wünschte meine Eltern hätten eine so gute Beziehung zueinander. Sowieso wünschte ich, dass wir eine große Familie wären, Justus Eltern, Justus, Nico, Lucy und ich. Dann würden wir alle zusammen in dem Haus hier würden. Doch ich weiß, dass das nur ein Traum bleiben wird. ein wunderschöner Traum…

„Komm wir bauen dann mal dein Bettchen auf, bevor wir hier noch weiter mit unseren Kissen bombardiert werden.“

„Gute Idee.“ Ich folge ihn in sein Zimmer. Auch hier ist es hell, in der Ecke steht ein Bett daneben ein Nachttisch. Auf der Kommode stehen vier Pokale, die er bei Fußballspielen oder so bekommen hat. Er war nicht nur der beste Sportlehr früher in seiner Klasse, sondern spielt immer noch stolz für den Fußballverein unserer Stadt, auch dort wird er hoch angerechnet und ist sogar Mannschaftskapitän.

Nachdem wir die Betten aufgebaut hatten setzen wir uns zusammen auf Justus Matratze und lehnen uns an die Wand.

„Alles okay bei dir?“

„Ja alles gut.“ Ich schaue traurig nach unten. „Ich wünschte ich hätte so tolle Eltern wie du.“

„Hey, du bist hier jederzeit herzlich willkommen das weißt du und Lucy auch.“

„Ja ich weiß. Danke.“ Justus legt seine Arme um meinen Rücken und drückt mich fest an sich.

„Ich bin immer für dich da Kleine.“ Er gibt mir einen Kuss auf den Scheitel und drückt mich noch ein wenig fester. Bestimmt zehn Minuten sitzen wir so und langsam beruhige ich mich und schaue in seine eisblauen Augen.

„Und was mach ich wenn wir nach Hause gehen und er ist so sauer das er mich oder sogar Lucy schlägt?“ Ich fühle einen Druck hinter meinem Auge, der mit jedem Augenblick stärker wird, bis ich meine Tränen nicht mehr zurück halten kann.

„Hey… shhh… alles gut… wenn das passiert ruf mich sofort an und ich bin in nicht mal fünf Minuten da.“ Er nimmt mein Gesicht vorsichtig in die Hand, als wäre es zerbrechlich und wischt mir die Tränen aus dem fort. Ich bringe keine Antwort hervor ich schaffe grade mal ein kleines Nicken. Wir blicken beide erschrocken zur Tür, als diese geöffnet wird. Justus Vater Mark blickt mich mitfühlend an.

„Was ist passiert?“ Ich bin froh, dass Justus für mich antwortet, da ich immer noch einen Kloß im Hals hab.

„Sie wurde geschlagen, als sie mit Lucy nach draußen wollte. Lucy kam mir entgegen, da ich mit Nico draußen auf die beiden gewartet habe. Ich bin dann hoch und hab ihr geholfen.“

„Hmmm okay.“ Er über legt kurz, „Bleibt erst mal ein paar Tage hier dann gucken wir weiter.“

Beim gemeinsamen Abendessen herrscht eine fröhliche ausgelassene Stimmung wir lachen gemeinsam und wieder wünschte ich, ich hätte das auch. Eine Familie mit der man zusammen am Tisch sitzt und lacht. Der Abend ging viel zu schnell vorbei. Nach dem Essen räumten wir gemeinsam den Tisch ab und setzten uns auf die hellbraune Couch, wir schauten alle gemeinsam einen Kinderfilm, da wir uns von Lucy und Nico breit schlagen gelassen hatten. Trotzdem waren alle in bester Stimmung. Irgendwann im Laufe des Abends legte Justus seinen Arm um meine Schultern, doch wir wussten beide, dass es nur freundschaftlich war und daran wird sich auch nie etwas ändern.

My world, your worldWhere stories live. Discover now