Kapitel 3

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Am nächsten Morgen stehe ich schon früh auf um vor meiner Arbeit als Kfz-Mechanikerin in der Firma von Justus Vater, noch Lucy zur Schule zu bringen. Justus ist mein bester Kumpel seit ungefähr sieben Jahren, er weiß wie es bei uns zu Hause ist und ist immer für mich da. Er ist der einzige Mensch den ich vertrauen kann außer Lucy natürlich, nur mit ihr kann ich nicht über Probleme wie Geld reden, oder mich an ihrer Schulter ausheulen, wenn Papa mich wieder mal geschlagen hat.

Leise schleiche ich mich in ihr Zimmer zieh die Gardinen auf und setz mich zu ihr auf die Bettkante. Langsam öffnet sie ihre noch verschlafenen Augen. Ich lächle sie freundlich an und plötzlich ist sie hellwach und springt mir in die Arme.

„Na hast du mich so vermisst?“, frage ich sie immer noch lächelnd.

„Ja hab ich. Wo warst du gestern Abend?“

„Ich musste noch ein paar Sachen erledigen.“

„Mama war gestern auch den ganzen Tag nicht da.“

„Ja ich weiß. Sie musste wahrscheinlich arbeiten.“, ich wusste es eigentlich besser, aber soll ich ihr wirklich sagen das sie wahrscheinlich den ganzen Tag in irgendeiner Kneipe saß und das Geld was sie nachts als Nutte verdient dafür ausgab? Das konnte ich ihr einfach nicht sagen.

„Warum musst du denn dann noch arbeiten, wenn Mama schon den ganzen Tag Geld verdient?“

„Weil Mama nicht genug verdient, dass wir alle satt werden und die Miete bezahlen können.“

„Es ist wegen Papa oder? Er gibt das ganze Geld für Alkohol und Zigaretten aus, stimmt’s?“, sie guckt mich mit ihren großen blauen Augen traurig an.

Ich gucke beschämt und traurig auf dem Boden und zögre bis ich sie anschaue „Ja“.

„Ich kann doch auch arbeiten gehen. Dann verdienen wir ganz viel Geld und kaufen uns ein großes Haus mit Garten nur für uns alleine.“

„Lucy das ist echt total süß von dir, aber du bist sieben. Geh du mal lieber weiter in die Schule und lern fleißig, damit du später einen guten Job bekommst und….“

„Und dann kauf ich uns beiden ein großes Haus mit einem Garten!“ unterbricht sie mich. Ich lächle sie an. Sie schafft es wirklich immer mich aufzuheitern.

Nachdem sie sich angezogen und ich ihr schnell ein Brot mit Marmelade für die Schule geschmiert hatte, machten wir uns auf den Weg zur Schule wir lachten und alberten herum bis ich ihn auf einmal sah. Meine Laune war schlagartig am Tiefpunkt angelangt. Am Schultor stand er in seiner coolen dunklen Jeans, teuren Sneakers, einem hautengen grauen T-Shirt und einer lässigen schwarzen Lederjacke. Jake Taylor. Natürlich umringt von irgendwelchen Mädchen die alle nur den einen Wunsch haben. Eine Nacht mit dem heißesten Typen der Welt. Zu allem Unglück musste ich genau an ihm vorbei, da ich meiner neugierigen kleinen Schwester sonst erklären dürfte warum ich sie nicht wie jeden Morgen bis zum Tor bringe. Als wir nur noch ein paar Schritte entfernt waren, scheint sich einer von ihnen wohl besonders wichtig fühlen zu müssen:

„Hey Jake, ich wette mit dir du bekommst Löckchen da vorne nicht rum.“, ich verdrehe die Augen. Ganz bestimmt wird er das nicht auf so ein idiotisches Arschloch lass ich mich bestimmt nicht ein dafür gibt es ja anscheint genug andere. Ich bücke mich zu Lucy runter gib ihr einen Kuss auf die Wange und wünsch ihr viel Spaß in der Schule.

„Darf ich nach der Schule noch zu Nico?“

„Ja klar und jetzt schnell sonst verpasst du Mathe!“ eigentlich bin ich froh das Lucy sich so gut mit Nico versteht. Sie haben schon zusammen gespielt als sie grade laufen konnten. Den beiden habe ich auch zu verdanken das ich Justus kennen gelernt habe, da er Nicos großer Bruder ist, jetzt ist sie so gut wie jeden Tag bei ihnen. Ich werde aus meinen Gedanken an früher gerissen als plötzlich jemand seine Hand um meine Hüft legt. Schnell drehe ich mich um, sodass ich direkt vor Jake stehe. Ich schaue irritiert nach oben in seine wunderschönen braunen Augen, schnell gucke ich nach unten ich höre wie er leise lacht. „Wollen wir?“ fragt er auffordernd mich mit seiner durchdringenden dunklen schönen Stimme. Fragend schaue ich ihn an, denkt er ernsthaft ich geh jetzt mit ihm mit damit er den anderen beweisen kann das er jede kriegen kann die er haben will? Nicht mit mir. Ich bin mit Sicherheit nicht eins seiner Spielzeuge die er einmal benutzt und dann weg wirft. Da könnte ich ja genauso gut mit meiner Mutter mitgehen da werde ich wenigstens noch bezahlt. „Jetzt komm schon das wird bestimmt lustig mit dir.“ In mir steigt die Wut auf was denkt der eigentlich wer er ist? Ich drücke mich mit beiden Händen von seinem Körper weg. Doch seine starken Arme die immer noch um meine Hüfte liegen drückt mich immer näher an seinen gut durchtrainierten Körper. Mit meiner ganzen Kraft versuche ich mich von ihm loszureißen, doch er ist einfach zu stark. Ich hasse das Gefühl klein und schwach zu sein, doch genauso fühle ich mich gerade. Ein letztes Mal versuche ich aus seinen Armen zu fliehen.

„Jetzt hör schon auf. Ich bin eh stärker als du, Krümel.“ Ich gebe es auf mich gegen seine starken, muskulösen Arme zu wehren. Ich schaue ihn wütend an und ich glaube wenn Blicke töten könnten würde er jetzt auf der Stelle umfallen.

„Lass mich los!“ fauche ich ihn an. Doch er grinst nur, mit seinem frechen kleine-Junge-Grinsen.

„Jetzt stell dich nicht so an!“

„Ich habe nein gesagt und dabei bleibt es auch, denkst du ich geh mit jedem dahergelaufenen Typen mit, der sich hier auf wichtig tuen will? Ganz ehrlich nicht mit mir! Auf so welche arroganten, selbstverliebten Idioten kann ich gut verzichten!“

Irgendwie ist es schön diesem Arsch einmal ordentlich die Meinung gesagt zu haben. Stolz warte ich auf seine Reaktion. Er scheint sichtlich irritiert zu sein und auch die Blicke seiner Clique sehen ziemlich verwundert aus. Damit hatte wohl keiner gerechnet, dass ihm ausgerechnet ein Mädchen wie ich es bin die Sprache verschlägt. Immer noch stehen wir ganz dicht aneinander und ich genieße es in sein verdutztes Gesicht zu schauen. Endlich lässt er mich los, ich trete einen Schritt zurück lasse ihn aber keine Sekunde aus den Augen. Er geht sich mit seiner Hand durch seine braune Wuschelmähne und grinst. Warum grinst er?

„Du bist eh nicht mein Typ.“

Jetzt reicht es mir ich drehe mich um und laufe in Richtung Werkstatt. Der Typ hat sie ja wohl nicht mehr alle! Auf den ganzen Weg zur Arbeit rege ich mich leise vor mich hin über diesen eingebildeten selbstverliebten Jake auf. Dabei sind mir auch die ganzen dämlichen Gesichter der anderen egal, die mich angucken als hätte ich sie nicht mehr alle. Wie kann ein Mensch nur so ein bescheuertes Arschloch sein?

My world, your worldWhere stories live. Discover now