Beschützer

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~Jim~

Ich wanderte alleine zurück hoch zum Schloss. Quidditch Training war gut gewesen. Ich war mich sicher, dass wir das Spiel gegen Slytherin gewinnen konnten. Ich hoffte außerdem, dass ich Roxanne überzeugt hatte, dass ich mich einzig und allein auf Quidditch konzentrierte.

Sie hatte mich die ganze Zeit über misstrauisch im Auge behalten, seit Fred unsere kurze Unterhaltung unterbrochen hatte. Ich wollte nicht, dass sie herausfand, was zwischen mir und ihrer Cousine vorging. Sie würde es natürlich niemandem erzählen, dafür war ihr Victoire zu wichtig. Doch ich hatte trotzdem Angst vor ihren anschuldigenden Blicken, wenn sie die Wahrheit herausfand. Ich bevorzugte das Misstrauen. So konnte ich wenigstens so tun, als wäre alles in Ordnung.

Ich wurde abrupt aus meinen Gedanken gerissen, als ich den Schrei hörte. Ich musste nicht einmal überlegen, um zu wissen, wessen Stimme das war.

„Victoire!" stieß ich hervor, während ich versuchte, die Quelle des Geräuschs zu orten. Ich wandte mich in Richtung See und begann zu rennen, so schnell ich konnte. Etwas Schreckliches musste ihr zugestoßen sein, um sie so schreien zu lassen. Ich zerrte meinen Zauberstab aus der Innentasche meines Gryffindorumhangs und sprang über eine niedrige Hecke ans Ufer des großen Sees.

Ich ließ meine Augen wie wild umherwandern. Irgendwo hier, dachte ich. Wo ist sie?

Da, ich verengte die Augen, als ich eine Bewegung unter einem Baum ungefähr zweihundert Meter entfernt sah. Ich sprintete in diese Richtung und rief: „Vic!"

Ihr Schrei wurde auf einmal abgewürgt von einer Hand, die sich auf ihren Mund presste. Weder Victoire noch die Person, die ich noch nicht erkannt hatte, schien mich über ihr lautes Schreien hinweg gehört zu haben.

Als ich näher kam, sah ich, dass der Kerl mit seiner Hand unter ihrem kurzen Rock herumfummelte. Eine Welle des Zorns brach über mir zusammen und ich ließ meinen Zauberstab durch die Luft peitschen, woraufhin er von ihr weg flog. Er landete mit einem dumpfen Schlag am Rande des Wassers und bewegte sich nicht.

Mit wenigen langen Schritten ging ich hinüber zu Victoire, die den Saum ihres Rockes wieder herunterzerrte und dabei am ganzen Körper zitterte. Zärtlich legte ich meine Hand auf ihre Wange und sah in ihr tränenüberströmtes Gesicht, um sicher zu gehen, dass sie nicht verletzt war. Wenigstens nicht körperlich. Ihre Augen waren zu Boden gerichtet und sie konnte mich nicht ansehen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie mich erkannte.

Mein Kopf ruckte herum, als ich ein Stöhnen aus der Richtung hörte, wo ich den Jungen hingeschickt hatte. Ich ließ Victoire los und ging langsam zu ihm herüber, während er ungeschickt wieder auf die Füße kam. Meine Augen glühten gefährlich und mein Kiefer war angespannt. Meinen Zauberstab immer noch fest in der Hand, starrte ich ihn wütend an und versuchte meine Atmung zu kontrollieren. Ich war noch nie so zornig gewesen.

Er stolperte, als er einen Schritt zurück machte. Sein Ausdruck zeigte einen Anflug von Angst, als er die Wut in meinem Gesicht sah.

„Kevin", spuckte ich verächtlich, als ich ihn als einen Hufflepuff aus dem Kräuterkundeunterricht erkannte. „Das hättest du nicht tun sollen... Das hättest du wirklich nicht", knurrte ich und hob meinen Zauberstab noch einmal.

Mit Mühe schaffte er es, seinen eigenen aus seiner Tasche zu ziehen und richtete ihn auf mich.

„Sie wollte es. Die kleine Schlampe wollte mich. Sie tut es für jeden. Ich hätte ihr einen Gefallen getan", sprudelte es aus ihm hervor.

Mein Gesicht verdüsterte sich noch mehr und mit einem Aufblitzen meines Zauberstabs fiel er wieder zu Boden und ich stürzte mich auf ihn. Ich hörte, wie sich ein wütendes Knurren meiner Kehle entrang und meine Sicht verschwamm, als ich ihn auf die Erde drückte und begann, ihn wieder und wieder zu schlagen. Da war ein Knacken, als meine Faust gegen seinen Kiefer krachte, aber ich konnte nicht aufhören. Ich hatte in dem Moment die Kontrolle über mich selbst verloren, als er sagte, dass sie es für jeden tat. Niemand konnte ihr das antun. Niemand.

Vor meinem inneren Auge konnte ich ihr vor Verzweiflung verzerrtes Gesicht sehen und ihr Schrei hallte noch immer in meinen Ohren nach, während ich meine Hände auf jeden Zentimeter des Körpers unter mir niedersausen ließ.

Ich hörte erst auf, als ich eine leichte Hand auf meiner Schulter spürte und ihre Stimme langsam zu mir durch drang.

„Jim... Stopp..." flüsterte Victoire und ich sah zu ihr auf. Ihre Augen waren panisch geweitet und sie zitterte immer noch ein kleines bisschen.

Mit einem kurzen Blick auf Kevin hinab, brach die Erkenntnis, was ich getan hatte, über mich ein. Sein Gesicht war blutüberströmt und sein Atem flach. Er war bewusstlos.

Ich wühlte mich taub, als ich wieder auf die Füße kam und mich orientierungslos umsah. Meine Augen huschten zu Victoire und ich ertappte sie dabei, wie sie mich ängstlich beobachtete. Augenscheinlich hatte sie sich ein wenig erholt.

„Bist du okay?" fragte ich leise.

Sie versuchte ein Nicken, aber brach dann doch wieder in verzweifeltes Schluchzen aus, das ihre Schultern zum Beben brachten. Ich zog sie in meine starken Arme und ließ sie ihr Gesicht in meiner Brust vergraben, während sie sich ausweinte und ihre Tränen schließlich langsam wieder versiegten.

Plötzlich fiel mein Blick auf das Herz, das ich einst dort mit ihr in den Baum geritzt hatte, und ich erinnerte mich daran, dass dies nicht sein sollte. Vorsichtig löste ich mich aus ihrer Umklammerung und hob meinen Zauberstab auf, um eine Trage für Kevin heraufzubeschwören.

„Komm", murmelte ich und vermied es, Victoire anzusehen, als ich mich auf den Weg zurück zum Schloss machte. Ich ignorierte den Schmerz, den ich in ihren Augen hatte aufblitzen sehen, als ich sie losgelassen hatte.

Heart-Shaped Bruises - Keiner wie Du (Eine Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now