Übergriff

24 10 0
                                    



~Victoire~

Es war spät, schon dunkel. Ich saß um Ufer des Sees, hatte meine roten Highheels abgestreift und meine Zehen in das Wasser getaucht. Leicht schaudernd zog ich am Saum meines Rockes und fragte mich, wo alles angefangen hatte, schief zu gehen.

Normalerweise, wenn die Dinge so lagen wie jetzt, rollte ich mich am liebsten in meinem Bett zusammen und trank mehrere Flaschen Butterbier. Doch ich wollte nicht im gleichen Gebäude sein wie Jim. Oder Teddy. Ich wollte einfach nur komplett alleine sein und mich in den Glauben versetzen, dass die Welt selbst das Ende erreicht hatte und ich die einzige war, die übrig blieb.

Mein Herz fühlte sich taub und kalt an und alles, was ich tun konnte, war, über jeden einzelnen Fehler nachzudenken, den ich je gemacht hatte. Meinen Kopf hatte ich in meine Hände gestützt und meine Augen waren geschlossen, während ich meinen Tränen freien Lauf und meine Wangen hinunterströmen ließ.

Ich hörte nicht einmal die Schritte hinter mir oder sein angestrengtes Atmen, als er sich nah neben mich setzte. Erst als seine Hand meine streifte, öffnete ich meine Augen und sah direkt in die von...

Einem Jungen aus Jims Jahrgang. Kevin war, glaube ich, seine Name. Er sah wahrscheinlich gar nicht mal schlecht aus. Eine Masse dunklen, lockigen Haars, funkelnde haselnussbraune Augen und eine Kinnlinie wie gemeißelt. Er war nicht so heiß wie Jim; er war recht feingliedrig aber muskulös. Heute Nacht jedoch waren seine Augen trüb, sein Haar zerzaust und widerspenstig und seine Uniform unordentlich.

„Hey", sagte er sanft, ein winziger Hauch von Lallen in seiner Stimme. „Geht's dir gut?"

Ich schniefte, zog meine Hand zurück und rieb mir ärgerlich die Augen. „Ja", sagte ich bissig.

Für einen Moment sah er überrascht aus und seine glasigen Augen wanderten über mein Gesicht. Er ließ mein zerzaustes rotes Haar, meine von der Kälte pinken und tränenüberströmten Wangen, und mein verschmiertes Make-Up auf sich wirken.

„Du siehst nicht okay aus", meinte er und lehnte sich ein bisschen näher zu mir. Ich konnte den Alkohol riechen, als sein Atem meine Wange kitzelte.

Es entstand eine kurze Pause.

„Teddy hat mich geschickt, um dich zu holen", sagte er schließlich.

„Mir geht's gut. Ich möchte hier bleiben", widersprach ich.

Er starrte mich einfach nur an und eine seiner Augenbrauen hob sich ein wenig.

„Alleine", fügte ich hinzu.

Er schüttelte leicht den Kopf und Überheblichkeit umspielte seinen Mund, als er lächelte. Aber es war nicht die Art Lächeln, die ich mochte. Es war ein wölfisches Lächeln, das Lächeln eines Raubtiers. Seine Hand glitt auf mein Knie und er murmelte: „Lass mich dir Gesellschaft leisten."

„Vielleicht eher nicht", sagte ich kalt und rutschte von ihm weg.

Er hielt mein Knie fest und sah mir in die Augen. „Komm schon", bettelte er. „Ich schwöre, ich werd' dich Spaß haben lassen."

Ich stand schnell auf und erzeugte dabei sanfte Wellen im flachen Wasser des Seeufers. „Nein", sagte ich zu ihm. „Ich sollte langsam zurückgehen."

Ich begann, mit forschen Schritten davonzugehen, ohne mich um meine am Boden liegenden Highheels zu kümmern. Seine Finger schlossen sich um mein Handgelenk und er zog mich nah zu sich heran, während er seine Lippen gegen mein Ohr drückte.

„Ich denke, wir wissen alle, dass du nur auf schwer zu haben machst", sagte er in einem leisen Flüstern. Sein Mund hinterließ heiße Küsse entlang meines Kiefers und meinem Hals und er fummelte an den Knöpfen meiner Bluse.

Ich keuchte auf und versetzte ihm einen herzhaften Stoß vor die Brust, sodass er zurück stolperte.

„Nein", zischte ich. „Geh mir aus den Augen, bevor ich dich verletze."

Er blinzelte langsam, ein düsterer Blick lag auf seinem Gesicht. Er machte einen Schritt vorwärts, schnappte meine beiden Handgelenke und zog mich zu der riesigen Eiche, in die Jim und ich unsere Initialen in einem Herz eingeritzt hatten. Er schubste mich dagegen. Sein Atem kam in kleinen Wolken der Kälte aus seinem Mund.

„Versuch nicht, mir zu drohen", befahl er in betrunkenem Ton.

Ich drückte mich gegen ihn und wand mich so viel ich nur konnte, doch er presste sein ganzes Gewicht gegen mich und fummelte an seinem Gürtel.

Ich schloss fest meine Augen und tat die eine Sache, die mir beigebracht wurde zu tun, wenn kämpfen nicht wirkte. Ich schrie so laut ich konnte, bis ich das Gefühl hatte, meine Lunge zum Bersten zu bringen.

Heart-Shaped Bruises - Keiner wie Du (Eine Harry Potter Fanfiction)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora