Erster Betrug

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~Jim~

Ich machte bereits zum dritten Mal einen Punkt, als ich Victoire endlich in der Masse von Schülern entdeckte, die alle an diesem regnerischen Tag heraus gekommen waren, um sich das Spiel Gryffindor gegen Ravenclaw anzusehen.

Gezwungen hielt sie Teddys Hand und fühlte sich dabei augenscheinlich unwohl. Das Paar hatte sich versöhnt. Sie hatten sich nicht - wie ich heimlich gehofft hatte - getrennt, sondern entschieden, zusammen zu bleiben. Sie waren schließlich Hogwarts' berühmtestes Paar. Er als der Metamorphmagus, Sohn von Remus und Nymphadora Lupin, und sie als das bei weitem hübscheste Mädchen der ganzen Schule, vor allem da ihre Anteile an Veela-Genen besonders hervortraten.

Ich schrak aus meinen Gedanken, als ein Klatscher schmerzhaft meine Schulter traf. Ich verfluchte mich dafür, dass ich mich hatte ablenken lassen und lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf das Spiel, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass unser kleiner aber flinker Sucher, Leo, dem Schnatz nachjagte. Sein Gegner war ihm dicht auf den Fersen und würde ihn bald überholen.

Geistesgegenwärtig beschleunigte ich und kreuzte ihre Flugbahn. Ich wusste, dass Leo mir ausweichen würde, genau wie wir es tausende Male beim Training geübt hatten. Der arme Ravenclaw hingegen stoppte überrascht, um eine Kollision zu vermeiden. Es war nicht unbedingt ein fairer Zug, aber das Leben ist nun mal nicht fair. Es war genau der kleine Vorsprung, den unser Sucher brauchte, um den Schnatz zu fangen und uns damit mit 240 zu 60 gewinnen zu lassen. Ich warf unserem Gegner ein höhnisches Grinsen zu. Dieser starrte mich wütend an, nun da er die anfängliche Überraschung überwunden hatte.

Glücklicherweise war es ein kurzes Spiel gewesen. Der Regen, der unter meinem T-Shirt meinen Rücken herunterrann, fing an, mich zu nerven. Der Matsch spritzte, als ich von meinem Besen sprang und mich dem Rest des Teams anschloss, das unseren schnellen Sieg feierte, und Leo auf den Rücken klopfte.

Bald kamen auch die restlichen Gryffindors auf das Spielfeld gerannt, um uns zu gratulieren. Als ich aufsah, entdeckte ich Victoire und Teddy am anderen Ende des Stadions. Sie schienen sich schon wieder zu streiten.

Teddy gestikulierte hoch zum Himmel, von dem immer noch schwere Tropfen auf uns alle niederprasselten, und dann in Richtung Schloss. Er wollte offensichtlich direkt zurückgehen, wohingegen Victoire immer wieder in meine Richtung sah und sich wohl der feiernden Masse von Gryffindors anschließen wollte.

Ich beobachtete die beiden immer noch, als Teddy plötzlich seine Hand hob, als wollte er sie schlagen, aber sich dann doch einfach nur umdrehte und zum Schloss davonstürmte.

Ich sah die Wut in Victoires Augen, als sie auf mich zukam und die Arme um mich warf. „Glückwunsch, Jimmy!" rief sie übertrieben fröhlich. Ich gab ihre eine schnelle Umarmung, bevor ich mich zurückzog und sie aufmerksam ansah. Ich wusste, dass sie wusste, dass ich gesehen hatte, was gerade zwischen ihr und ihrem Freund passiert war. Doch sie wich meinem intensiven Blick aus, schlang ihren Arm um mich und pikste meinen Bauch mit ihrem Finger. „Du bist ekelhaft feucht, weißt du?" neckte sie.

„Nicht so feucht wie du wärst, wenn ich..." Ich beendete den Satz nicht und sah sie nur schelmisch an. Sie errötete ein wenig, aber erwiderte meinen Blick schamlos.

„Bist du so gut?" grinste sie. Ich wackelte nur mit den Augenbrauen und brachte sie damit zum Lachen. „Hör auf," kicherte sie und pikste mich erneut. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Schloss, wo die meisten anderen bereits Schutz vor dem strömenden Regen gesucht hatten.

Sobald wir uns von der immer noch johlenden Masse entfernt hatten, ließ unsere verspielte Stimmung langsam nach. Ich warf Victoire einen besorgten Seitenblick zu, als bemerkte, wie sie still vor sich hin brütete.

„Bist du okay?" fragte ich vorsichtig, bekam aber nur ein kleines Nicken zur Antwort. Doch sie nahm meinen Arm und ließ zu, dass ich sie hoch zum Gemeinschaftsraum führte, wo fast das ganze Gryffindorhaus schon eine kleine Party gestartet hatte, um unseren Sieg gebührlich zu feiern.

Laute Musik und singende Schüler begrüßten uns, als wir im Eingang standen und uns umsahen. Ich wollte uns gerade Getränke holen gehen, als ich spürte, wie Victoire neben mir erstarrte. Teddy schien mal wieder schon zu viel Feuerwhiskey gehabt zu haben. Er befand sich in der Mitte des Raumes und tanzte. Mit einem Mädchen. Eigentlich war sie viel zu nah an ihm dran, um es noch wirklich tanzen zu nennen.

Victoire schritt hinüber zu den beiden und stieß ihn hart vor die Brust, wodurch er ins Stolpern geriet. Ich hatte keine Ahnung, wie er in dieser kurzen Zeit schon so betrunken werden konnte, dass er nicht einmal mehr geradeaus sehen konnte. Seine Freundin hingegen sah so aus, als würde sie ihn gleich umbringen.

„Wie kannst das wagen?!" schrie sie.

So sehr ich auch der Meinung war, dass Teddy ihren Zorn verdiente, so wollte ich doch nicht, dass sie Ärger dafür bekam, wenn sie ihm ernsthafte Verletzungen zufügte. Deshalb legte ich einen Arm um ihre Schulter und zog sie mit mir raus aus dem Gemeinschaftsraum. Sie zitterte vor Wut.

Ich schob sie in einen leeren Klassenraum. Als wir uns setzten, verwandelte sich der Zorn in ihren Augen langsam in Traurigkeit bis Tränen anfingen, über ihre Wangen zu strömen. Ich zog sie in meine Arme und streichelte ihr tröstend den Rücken. Sie presste ihr Gesicht gegen meinen Hals und schluchzte herzzerreißend. Ihre Tränen liefen über meine Haut und nässten meine Quidditch Uniform, die gerade erst angefangen hatte zu trocknen.

Nach einer Weile murmelte sie: „Bin ich so wertlos? Dass er einfach ein anderes Mädchen nimmt, sobald ich nicht bei ihm bin?" Sie schniefte und ihre Finger gruben sich in mein Shirt, als sie sich an mich klammerte und ihr Gesicht in meiner Schulter versteckte.

„Du bist ein tolles Mädchen," versicherte ich ihr. „Teddy ist dumm, wenn er nicht merkt, wie glücklich er sich schätzen kann..." Sie hob ihren Kopf und rieb ihre mit Wimperntusche verschmierten Augen.

„Meinst du... meinst du wirklich?" wollte sie zögerlich wissen.

„Das meine ich, Vic," antwortete ich mit einem aufrichtigen Lächeln.

Sie schniefte erneut und sah unglaublich dankbar aus. Ihre Wimpern waren mit Tränen verklebt und ihre Wangen rosig verfärbt. Und doch war ich sicher, dass ich noch nie etwas Schöneres gesehen hatte, als sie nun in meine Augen sah, ein kleines Lächeln auf ihren Lippen.

„Danke," flüsterte sie. Sie war mir so nah. Ich konnte ihren warmen Atem auf meiner Wange spüren. Ich konnte die Tränen immer noch in ihren Augen glitzern sehen, ihren Herzschlag an meiner Seite.

Ich wusste, wenn ich mich jetzt nicht von ihr zurückzog, würde es zu spät sein. Meine Augen flackerten zu ihren Lippen. Voll und blutrot. Und so weich.

Ich beugte mich vor. Ihr Atem wurde flacher, aber sie zuckte nicht vor mir zurück. Meine Lippen befanden sich nur noch wenige Zentimeter von ihren entfernt und ich spürte mein Herz in meiner Brust wie wild pochen.

Ich ließ meine Lippen gegen ihre streifen und als ich spürte, wie sie sich leicht öffneten, küsste ich sie. Ich fixierte ihre Lippen mit meinen und hielt sie fest in meinen Armen, während ich mich in dem Moment verlor und mich selbst für einen Augenblick glauben ließ, dass sie meins war...   




Heart-Shaped Bruises - Keiner wie Du (Eine Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now