Folter

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~Jim~

Die nächsten Tage waren reine Folter. Pure Folter, wann immer ich sah, wie sie ihr Haar über die Schulter warf. Ein Stich ins Herz, wenn sie Teddy ein Küsschen auf die Wange gab. Ein stechender Schmerz, wann immer unsere Blicke sich für den Bruchteil einer Sekunde trafen.

Doch wir mussten weitermachen. Es stand außer Frage, dass ich es weiter tolerieren würde, wenn Victoire mit mir und Teddy gleichzeitig zusammen war. Wenn dies ihre Entscheidung war, würde ich damit leben und es akzeptieren.

Wenigstens hatten wir uns in Freundschaft getrennt, sagte ich mir. Es hätte viel schlimmer enden können. Wir waren immer noch Freunde. Freunde... Was für ein seltsames Wort. Die großartigste Sache der Welt, aber wenn es für jemanden benutzt wird, den man liebt, ist es so ironisch. Als ob das Wort sich über deine Beziehung lustig macht.

Ich brauchte eine Weile, bis ich wieder in meinem Bett schlafen konnte, ohne dass schreckliche Bilder in meinem Kopf auftauchten, wie Teddy und Victoire sich dort in ihrer Leidenschaft verloren. Es war widerlich, doch ich merkte, wie ich mich langsam an die Wut gewöhnte, die mich überfiel, wenn ich die beiden zusammen sah. Der Schmerz verwandelte sich in Taubheit und der Zorn in Kälte.

Das Leben war nun anders für Victoire und mich. Kein heimliches Davonschleichen mehr, viel weniger verpasste Unterrichtsstunden und Mahlzeiten. Es war fast... normal.

Ich saß beim Frühstück am Gryffindortisch in der Großen Halle, als Roxanne sich zu mir gesellte. Ihr Gesicht trug einen ernsten Ausdruck. Sie setzte sich auf den Platz neben mir und wandte sich mir zu.

„Was?" fragte ich und legte meine Gabel ab. Ihre Augen verengten sich und sie verschränkte die Arme.

„Du solltest besser aufhören, deine Gedanken auf das zu verschwenden, was auch immer zwischen dir und Victoire passiert ist, weil wir deine volle Konzentration brauchen, wenn wir das Spiel gegen Slytherin am Wochenende gewinnen wollen. Du bist in letzter Zeit nicht du selbst."

Ich wandte meinen Blick ab und sah wieder hinunter auf die Baconstreifen, die auf meinem Teller kalt wurden.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst", antwortete ich und versuchte, unbeeindruckt zu wirken. „Ich werde in dem Spiel mein Bestes geben, versprochen." Ich sah zu ihr auf und fügte leise hinzu: „Hat Vic irgendwas gesagt?"

Roxanne schüttelte den Kopf, nahm etwas Bacon von meinem Teller und kaute es geistesabwesend.

„Sie hat mir in letzter Zeit gar nichts erzählt", erklärte sie. „Aber sie hat viel geweint. Sie versucht, es zu verstecken. Aber ich weiß es." Sie sah auf und direkt in meine Augen. Ihre Stimme nahm einen strengen Ton an: „Wenn du damit irgendwas zu tun hast, solltest du es wieder in Ordnung bringen. Und zwar schnell."

„Was sollte er in Ordnung bringen?" unterbrach uns eine fröhliche Stimme und Fred setzte sich auf meine andere Seite. Seine neugierigen Augen wanderten von mir zu Roxanne und wieder zurück.

„Jims Haare!" antwortete seine Schwester schnell und wuschelte mir mit einer Hand durch das zerzauste Haar.

„Roxy!" schimpfte ich und schubste sie von mir weg und von der Bank. Ich lachte, als sie dort auf dem Boden saß und mich wütend anfunkelte.

Als ich mir mit den Fingern durch die Haare fuhr, um ihnen wieder das übliche attraktive, etwas ungeordnete Aussehen zu geben, entdeckte ich Victoire, die gerade die Halle betreten hatte. Ihr Blick traf meinen und ich warf ihr ein kleines Lächeln zu. Freunde, sagte ich zu mir selbst. Freunde sind nett zueinander. Sie verbringen Zeit miteinander und sie lächeln einander zu. Da gab es nichts dran auszusetzen.

Ich wurde abrupt aus meinen Gedanken gerissen, als Fred mich ebenfalls zu Boden stieß.

„Das ist meine Schwester, die du da gerade geschubst hast", grinste er.

„Tu doch nicht so", grummelte ich. „Du hättest das Gleiche getan und ich wette, es tut dir noch nicht einmal leid für sie", feixte ich.

Leichtfüßig sprang ich wieder auf die Füße und reichte Roxanne meine Hand, um sie mit mir hochzuziehen. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass Victoire die Halle wohl wieder verlassen haben musste. Ich fragte mich, wo sie hingegangen war.

Und da war er wieder, dieser kurze Stich der Eifersucht, als ich an sie und Teddy dachte.

Geht dich nichts an, rief ich mich zur Ordnung. Sie kann tun, was auch immer sie will, und du brauchst dir darüber keine Sorgen zu machen. Doch ich machte mir Sorgen. Ich konnte einfach nicht vergessen, wie sie gesagt hatte, dass sie mich liebte. Es hatte sich so gut angefühlt. Der perfekte Moment. Ich hatte gedacht, dass wir füreinander bestimmt waren. Aber nur bis mir der Andere wieder einfiel. Dieser andere Kerl, den sie mir aus irgendeinem Grund vorzog.

Ich spannte meinen Kiefer an und war nun wieder fest entschlossen. Sicherlich waren wir als Freunde besser dran.

Heart-Shaped Bruises - Keiner wie Du (Eine Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt