Spielzeug

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~Jim~

Ich wachte in meinem Bett auf. Ich fühlte mich irgendwie benommen. Schläfrig hob ich eine Hand und fuhr mir durch das zerzauste Haar. Ein paar Strähnen fielen mir in die Augen und ich schob sie ärgerlich wieder beiseite. Mein Magen grummelte. Naja, das erklärte zumindest meine schlechte Laune und die Benommenheit.

Während der letzten paar Tage hatten Victoire und ich die meisten Mahlzeiten übersprungen, um uns gemeinsam davon zu schleichen. Natürlich musste mein Körper sich irgendwann darüber beschweren.

Ich setzte mich auf und musste ein Stöhnen unterdrücken. Ich brauchte wirklich etwas zu essen. Eilig trat ich die Bettdecke zurück und zog mir eine Hose und mein weißes Hemd an. Die Gryffindor Krawatte ließ ich lose um meinen Hals hängen. Nachdem ich mein Haar noch einmal verwuschelt hatte, damit es so aussah, als wäre es absichtlich unordentlich, verließ ich den Schlafsaal und lief die Stufen hinunter in den Gemeinschaftsraum.

Ich erstarrte, als ich die Szene, die unten ablief, in mich aufnahm. Victoire war da. Und Teddy. Und sie saß auf seinem Schoß und spielte kichernd mit seinem Haar.

Mein Kiefer spannte sich an. Die Knöchel an meiner Hand traten weiß hervor, als ich meinen Griff um das Treppengeländer verstärkte. Automatisch fingen meine Zähne an zu mahlen und mein Gesicht musste einen furchteinflößenden Ausdruck gezeigt haben, dem verängstigten Blick der Erstklässler, die an mir vorbeidrängten, nach zu urteilen.

Wie konnte sie mir das antun? Sie sollte mit Teddy Schluss machen und ihm nicht wieder näher kommen. Ich wollte sie für mich haben. Für mich allein.

Ich hatte es akzeptiert, als sie mir erzählt hatte, dass sie nicht sofort mit ihm würde Schluss machen können. Dass sie Zeit bräuchte, ihn langsam vorzubereiten. Um fair zu sein, er hatte tatsächlich ein schlimmes Temperament und ich wollte nicht, dass sie während des Schlussmachprozesses verletzt wurde, aber sie hatte doch mich, oder nicht? Ich konnte sie beschützen. Ich würde alles in meiner Macht stehende tun, damit ihr nichts passierte.

Dennoch war Victoire nun dort. Flirtete wieder mit Teddy und gab den Anschein eines Mädchens in einer glücklichen Beziehung.

Nun, wenn es das war, was sie wollte, dann konnte sie das haben. Ich konnte ihr die kalte Schulter zeigen. Ich würde ihr zeigen, dass sie das nicht einfach mit mir machen durfte, mich als Spielzeug hinter dem Rücken ihres Freundes zu benutzen und mich dann fallen zu lassen, sobald er einen guten Tag hatte und ausnahmsweise einmal nett zu ihr war.

Ich straffte meine Schultern und wischte jede Emotion von meinem Gesicht, sodass es wie eine kalte Maske erschien. Ich sprang die letzten paar Treppenstufen hinunter und gab mir Mühe, komplett unbeeindruckt auszusehen, als ich an den beiden vorbei ging, indem ich lässig die Krawatte um meinen Hals band.

Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Victoire mich anschaute. Ihre Augen weiteten sich ein wenig, als sie den kühlen Ausdruck auf meinem Gesicht sah und sie nicht das übliche speziell für sie reservierte Lächeln von mir bekam.

Doch ich ignorierte sie einfach und drängte mich an ein paar der anderen Siebtklässler vorbei, um mich auf den Weg zur Großen Halle zu machen.

Im zweiten Stock schlenderte ich gedankenverloren einen Korridor entlang. Ich nahm meine Umgebung kaum war, deshalb zuckte ich leicht zusammen, als ich auf einmal eine kleine, warme Hand auf meinem Arm spürte. Ich hielt für einen Moment inne und schloss kurz meine Augen, bevor ich ihre Hand abschüttelte und meinen Schritt wieder beschleunigte, um ihr zu entfliehen.

Victoire schnaubte und lief mir hinterher. Sie hatte Schwierigkeiten, auf ihren roten Highheels mitzuhalten.

„Jim!" rief sie. Und noch einmal lauter: „Jim. Verdammt nochmal. Ward," als ich nicht antwortete.

Ich seufzte genervt und drehte mich mit einem Ruck zu ihr um. Fast wäre Victoire direkt gegen meine muskulöse Brust gelaufen und sie errötete schwach als sie in meine Augen aufblickte. Schnell gewann sie ihre Haltung wieder und starrte mich wütend an.

„Was zur Hölle ist los mit dir?" fragte sie.

Meine Augenbrauen schossen in die Höhe und ich sah sie einfach nur an. Während ich meine Arme langsam vor meiner Brust verschränkte, musterte ich sie mit dem kältesten Blick, den ich zustande brachte. Sie blickte mich einfach weiterhin erwartungsvoll an und ihre Augen verengten sich ob meines Gesichtsausdrucks.

„Ich hab genug von deinen Spielchen, Victoire," spuckte ich schließlich, gerade so leise genug, dass die vorbeikommenden Schüler meine Worte nicht hören konnten. „Du hättest mir einfach erzählen können, dass du ihn nicht verlassen willst. Ich bin nicht dein Spielzeug. Es gibt andere Menschen an dieser Schule. Menschen, die meine Aufmerksamkeit tatsächlich zu schätzen wüssten." Ich gab meiner Stimme einen scharfen Klang, als ich fortfuhr: „Ich bin nicht einer dieser Jungs, die bei jedem Wort von dir sofort springen. Du kannst mir nicht einfach befehlen, still zu halten, während du dich mit deinem Missbraucher von einem Freund vergnügst, wenn er mal einen netten Tag hat. Das geht mit mir nicht. Du kannst nicht beides haben. Wir sind fertig."

Ich sah, wie ihre Schultern leicht bebten, aber ich machte mir nicht die Mühe, sie zu trösten. Nicht jetzt. Ich drehte mich um und ließ sie stehen, wo sie sich befand, in der Mitte eines Korridors voller Leute und doch zugleich vollkommen allein.



Anmerkung des Autors:

Das Bild oben wurde von PrincessNymphadora erstellt. Ich bin gespannt auf eure Reaktionen zu diesem Kapitel. Kommentiert doch mal, was ihr von Jims Entscheidung haltet.

Heart-Shaped Bruises - Keiner wie Du (Eine Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now