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Am nächsten Morgen bin ich schon früh aufgestanden und habe das Haus verlassen. Bevor ich mein Zimmer verlassen habe, bin ich sicher gegangen, dass meine Mutter noch nicht aufgestanden ist, denn ich wollte zwar mit ihr reden, aber ich muss erst einmal in Ruhe nachdenken und den Kopf frei bekommen.

Jetzt sitze ich auf der Bank und warte darauf, dass meine Schicht im Café anfängt. Trotz der Musik in meine Ohren und dem Buch auf meinem Schoß, kreisen in meinem Kopf alle möglichen Gedanken über alles und jeden.
Warum hat meine Mutter mir solche Sachen an den Kopf geworfen?
Wieso hat Sarah ihr die Bilder geschickt? Und hat Brandon etwas damit zu tun?

Ich schaue auf die Uhr und bemerke, dass meine Schicht bald anfängt, und deshalb mache ich mich auf dem Weg.

Ich werde Brandon jetzt erst einmal aus dem Weg gehen. Solange ich nicht weiß, wie ich weiter vorgehen will, möchte ich weder ihn, noch mich selber in irgendeiner weise in Gefahr bringen. Den ich weiß nicht, wie weit Sarah noch gehen wird, um mich und Brandon endlich von einander fern zu halten.

Am Café angekommen weiten sich meine Augen und mein Vorhabe wird zerstört. Wieso arbeitet Brandon heute?

Ich ignoriere ihn und gehe in den Personalraum, um mir meine Arbeitskleidung anzuziehen. Als ich mich wieder raus bewegen will, starre ich in den Spiegel, der neben der Tür hängt. Da ich mich nicht schminke, und auch nichts zuhause habe, konnte ich den blau schimmerten Fleck auf meiner Wange nicht überschminken.

Wenigstens ist es nicht so deutlich zu sehen und wenn jemand fragt, was passiert ist, lasse ich mir schon eine gute Ausrede einfallen. Ich verlasse den Raum und beginne Leute zu bedienen. Ich muss echt sagen, dass ich stolz auf mich bin. Ich bin über mich, und über meine Schüchternheit heraus gewachsen, wenigstens ein kleines Bisschen, denn ich spreche mit fremden Leuten, ohne dabei komplett zu erröten.

Nach einigen anstrengenden Stunden stehe ich erneut im Personalraum und ziehe mir meine Arbeitskleidung wieder aus. Mir hat es das Herz zerrissen Brandon dort stehen zu sehen, wie er versucht hat ein Gespräch mit mir anzufangen, und wie ich ihn immer wieder abweisen musste. Jedoch hat er, nachdem ich ihn einpaar Mal abgewimmelt habe, nicht mehr versucht mit mir zu reden. Gerade als ich mir meine Jacke zuknöpfen will, öffnet sich die Tür.

Brandon stürmt herein und erwidert das Spiel. Er ignoriert mich. Sein Gesichtsausdruck ist hart und seine Augen sind kalt. Und das zerbricht mir erneut mein Herz, aber vielleicht ist es ja besser so.

Ich schaue ihn ein letztes Mal an. Er steht mit dem Rücken zu mir und kramt in seinem Spint herum. Dann verlasse ich den Raum. Das Café.

Aber wohin soll ich jetzt? Nachhause?

Es ist kurz vor sechs und ich beschließe, dass ich erst noch etwas spazieren will, bevor ich nach Hause gehe. Ich nehme mir meine Kopfhörer aus der Tasche und will etwas Musik hören, als mir auffällt, dass ich einige ungelesenen Nachrichten habe. Drei von meiner Mutter und drei von Brandon.

In den Nachrichten von meiner Mutter steht nur drinnen, dass es ihr zwar leid tut, dass ihr gestern die Hand ausgerutscht ist, aber das es ihr nicht leid tut, was sie gesagt hat, und das sie enttäuscht von mir ist, und erstmal nicht mit mir reden will.

Okay. Das ist hart. Ich schaue mich um und setzte mich auf die Bank, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht, und atme erst einmal tief durch. Das sie wirklich auch noch so über mich denkt, obwohl sie nüchtern ist, tut mir weh.

Ich habe Angst davor die Nachrichten von Brandon zu lesen.

ShyWhere stories live. Discover now