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Vor mir steht Brandon. Ich reibe mir nochmal kurz über die Augen und kneife mir unauffällig in den Arm, um sicher zu gehen, dass ich mir das alles gerade nicht einbilde.

"Du arbeitetest hier?", in meiner Stimme liegt ein Hauch von Verzweiflung.

Das kann er doch nicht machen. Er kann noch nicht einfach hier arbeiten, wenn ich gerade von ihm losgekommen bin.

"Und du auch?"

Ich nicke, anstatt zu antworten und gehe danach in den Personalraum, wo ich mich umziehe und meine Sachen einschließe.

Als ich nach draußen komme steht Brandon vor der Tür und mustert mich. Ich schaue ihn nur mit einem hast-du-etwa-ein-Problem Blick an, und kreuze meine Arme vor der Brust zusammen.

"Ich soll dich einarbeiten, aber wenn du damit ein Problem hast, dann kann ich bescheid sagen und jemand anderes übernimmt das?"

"Nein ist schon okay."

Ich will einfach nicht gleich am ersten Tag negativ auffallen und alle Leute mit meinen Teenager Problemen nerven.

Nach einer halben Stunde sind wir endlich fertig und ich beginne erstmal damit Tassen abzuspülen und darauf zu warten, dass Kundschaft kommt.

Er versucht öfters mit mir zu reden, jedoch hab ich leider immer etwas zu tun und muss schnell weg von ihm.

*** Feierabend***

Ich habe den ganzen Tag damit verbracht Kunden zu bedienen, abzuwaschen und Brandon anzustarren.
Ich kann doch nichts dafür, dass er zwar ein Arsch ist, und dabei trotzdem so gut aussieht.

Aber tief in mir drin, weiß ich, dass ich auf die Fantasieperson und nicht auf den realen Brandon stehe.

Als ich gegen halb sieben Feierabend habe, werde ich noch von der Chefin gelobt, und dann sie meint sie noch zu mir, dass ich auf jeden Fall wieder kommen soll.

Ich lächel ihr zu und bedanke mich herzlich, bevor ich mir meine Tasche schnappe und den Laden verlasse. Es ist kalt und ich ziehe mir keine Jacke enger um mich.

In einem Film würde jetzt jemand kommen und mir seine Jacke anbietet. Nicht zu vergessen mich nachhause zu begleiten.

Aber es ist kein Film, und deshalb kann ich auch frierend, im dunkeln, nach Hause laufen.

Als ich nach kurzer Zeit zuhause ankomme, muss ich mir noch einige Sachen von meiner Mutter anhören, aber als ich ihr erkläre, dass es gut für uns beide ist, lässt sie nach.
Ich gehe in mein Zimmer und lege mich gleich ins Bett.

Jetzt, wo ich ich alle meine Profile gelöscht habe, weiß ich nicht was ich machen solle. Nicht, weil ich so süchtig danach war, mich dort zu präsentieren, aber weil ich süchtig danach bin, mich über Leute zu informieren. Andre Menschen würden es stalken nennen, aber ich bin ja nicht wie jeder andere.

Also entscheide ich mir ein Buch zu nehmen und zu lesen.
Erst wollte ich mich wieder überall anmelden, aber ich bin gerade an einem Punkt angekommen, in dem ich mich wohl fühle, und ich will nicht, dass ich dadurch wieder in alte Muster zurückfalle.

Als ich am nächsten Tag von meinem Wecker aufgeweckt werde, komme ich nur schwer aus dem Bett heraus.

Ich schaue an mir herunter und bemerke, dass ich es wohl gestern nicht mehr geschafft habe, mich umzuziehen.

Also sprinte ich ins Badezimmer und bin innerhalb von 10 Minuten frisch geduscht und angezogen.
Ich nehme mir einen Apfel und nachdem ich mir meine Schultasche genommen habe, verabschiede ich mich von meiner Mutter.

Den Bus erwische ich gerade noch rechtzeitig und als ich in der Schule ankomme werde ich schon von jemandem erwartet.

ShyWhere stories live. Discover now