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"Schön dich endlich richtig kennen zu lernen, deine Mutter hat mir schon viel von dir erzählt. Falls du es noch nicht vergessen haben solltest, ich bin Thomas.", er begrüßt meine Mutter und mich. Er umarmt sie liebevoll und gibt mir die Hand.

Mein erster Eindruck von ihm ist eigentlich recht positiv. Er sieht nicht aus wie ein Alkoholiker oder ein Drogensüchtiger, und auch nicht wie ein Schnösel. Er wohnt in einer kleinen Wohnung, die recht Schlicht eingerichtet ist. Er ist wahrscheinlich schon länger allein lebend, denn man sieht weder Blumen, noch Fotos oder irgendwelch anderen Kitsch.

Wir sitzen im Wohnzimmer und ich kann meine Mutter dabei beobachten, wie sie strahlt. Als Thomas in die Küche geht und das Essen vorbereitet, frage ich meine Mutter, ob ich mit meiner Vermutung richtig lag und er wirklich lange alleine lebte.

"Er war verheiratet, aber seine Frau ist gestorben. Jetzt lebt er alleine mit seinem Sohn hier.", meine Mutter bemüht sich leise zu sprechen, was verständlich ist, denn sie möchte natürlich nicht, dass Thomas wieder daran erinnert wird. Jedoch läuft es anders, denn er steht im Türrahmen, und hat unser Gespräch mitgehört.

"Sie ist vor vier Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückt, seitdem kümmere ich mich alleine um meinen Sohn."

"Und du bist schon bereit, für etwas neues?", bei dieser Frage kassiere ich einen ernsten Blick von meiner Mutter, jedoch meint Thomas, dass das eine berechtigte Frage ist.

"Ja, das bin ich. Ich habe lange gebraucht, um mir selbst einzugestehen, dass sie wirklich von uns gegangen ist, aber nach einer Therapie, die mir wirklich geholfen hat, geht es mir besser.", er lächelt meine Mutter und mir zu, und ich erwische meine Mutter dabei, wie sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischt.

Also so dramatisch hat er jetzt auch nicht erzählt, aber gut.
"Ich würde dann mal sagen, es ist angerichtet.", er ruft auf der Küche raus und keine Mutter und ich gehen zu ihm. Es duftet, jedoch kann ich nicht direkt einordnen, wonach es riecht. Als wir dann die Küche betreten, fällt mir ein, wonach es riecht. Pizza.
Er hat wirklich Pizza gebacken. Er wird mir ja immer sympathischer.
Während des Essens reden meine Mutter und Thomas über alles Mögliche. Ich sitze nur still daneben und genieße mein Essen. Nachdem wir fertig sind, besteht meine Mutter drauf ihm beim Abwaschen zu helfen, er jedoch will, dass wir uns einfach wieder hinsetzten, weil wir ja zu Gast sind. Aber meine Mutter lässt nicht locker, und bevor wir nicht alles abgewaschen hatten, gingen wir nicht zurück ins Wohnzimmer.

"Und wo arbeitest du?", dies interessiert mich wirklich, auch wenn es anscheinend meine Mutter nicht so sehr interessiert, denn die schaut genervt zu mir herüber.

"Im Moment bin ich Kellner. Eigentlich bin ich gelernter Elektriker, jedoch hat sich meine alte Firma aufgelöst, und ich musste mir etwas einfallen lassen. Kellnern war nicht meine erste Wahl, aber man kommt einigermaßen gut über die Runden, und so lange, bis ich etwas neues gefunden habe, es reicht es."
Ich nicke und schaue mich wieder um.

"Du hast du erzählt, du hast einen Sohn? Wie alt ist er? Und wo ist er?", denn wie gesagt hängen hier nirgends Bilder, und man hat doch Bilder von seinem Kind hängen, oder?

"Er musste eigentlich jeden Moment da sein, er ist gerade beim Fußball.", und genauso diesem Moment fällt die Tür ins Schloss und sein Sohn kommt herein.

ShyWhere stories live. Discover now