Entschieden

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Isaac war kaum verschwunden, kam er auch schon keuchend wieder. Nathan hatte mich nicht losgelassen. Warum? Seit wann waren sie so auf Körperkontakt mit mir aus? Das war doch alles nicht normal. Trotz der neuen Umstände die hier offensichtlich herrschten, glaube ich, dass ich einen Fehler gemacht habe. Denn ich bekam so ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Wieder zurück zu Jay. Zurück zu meinem Bruder, der mich verraten und hat sterben lassen. Oder zurück zurück zu meinem Freund, bei dem ich der Meinung war, dass er mich nur ausgenutzt hatte. Ok, ausgenutzt war vielleicht nicht richtig aber wenn er mir bei so etwas keinen Glauben schenkte, dann bekam er von mir eben die Kälte Schulter.
Das Problem war, dass ich schon immer ziemlich Impulsiv war und gerne aus irgendwelchen Launen heraus handle. Genau das hatte ich getan. Eine Laune hatte mir den vermutlichen Tod beschert. Wenn Jay jetzt wirklich weiß, dass ich noch lebe, wird er sich natürlich fragen, wo ich war und wieso ich nicht sofort gekommen bin. An die Wahrheit war nicht zu denken. Das wäre mein unterschriebenes Todesurteil. Und ein Rückzug jetzt zu Thomas wäre genauso unvorteilhaft.

Und dann stand er vor mir. Mit entsetztem Gesichtsausdruck musterte er mich. ,,Ich bin keine Halluzination mein lieber. Kannst es ruhig glauben." Jetzt fing er an zu schmunzeln. Wow, das war echt selten. Ist hier irgendein freundlich machender Virus eingefallen?
,,Nein bist du ganz sicher nicht", entgegnete er und zog mich in eine Umarmung. Ok, so langsam fange ich an, die Theorie mit dem Virus zu glauben. Was ist los mit ihm? ,,Ich dachte du bist tot", flüsterte er an mein Ohr. Seine Stimme, ach was, sein ganzer Körper bebte vor Nervosität und Aufregung. Eine kleine Träne rollte über seine Wange. Ich konnte einfach bloß da stehen und entsetzt meinen Bruder anstarren. Er war auf einmal so...normal. Er verhielt sich wie ein echtes Familienmitglied. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee Thomas zu verlassen. Doch auch wenn ich es nicht wollte, zog sich mein Herz bei diesem Namen schmerzhaft zusammen. ,,Wie hast du überlebt?", fragte Isaac jetzt. Ich wollte gerade ansetzten um zu antworten - auch wenn ich nicht wusste was - doch Jay unterbrach mich. ,,Das kann sie alles drinnen erzählen. Komm erstmal rein. Du siehst ganz erschöpft aus." Ich zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Es war ihm immer egal gewesen wie sich jemand fühlte. Und wenn er am Verbluten war.

Keine fünf Minuten später saß ich in seinem Zimmer, in seinem Bett und mit einer Tasse Tee bewaffnet und mir gegenüber drei gespannte Jungs. Jay natürlich, Shane diese Verräter und Nathan, da er sowas wie die dritte Hand war. ,,Also erzähl", forderten die drei mich auf. Ich holte noch einmal tief Luft und überlegte mir nochmals ganz genau was ich sagen wollte.
,,Hm also naja. Du kennst doch noch Thomas. Blöde Frage klar erinnerst du dich. Er ist der Anführer der Miedo's und hat mich entführt. Ich schätze aber, dass du das schon wusstest." Jay nickte nur beiläufig. ,,Nachdem dann keine Antwort kam, wollte er mich umbringen, ich hab ihm aber eine Lüge aufgetischt und gesagt, dass ich zu ihm gehören will. Naja so hat sich das dann alles entwickelt." Die drei grinsten mich an. ,,Das ist meine Aura." Ich weiß nicht was für Drogen die genommen haben aber ich will auch welche. Die haben echt ne krasse Wirkung. ,,Und wie bist du entkommen?" ,,Auch unter seinen Reihen gab es einen Verräter." Warum ich 'auch' sagte war mir nicht ganz bewusst. Vielleicht weil ich mich selbst als eine Verräterin ansah. Für beide Seiten. ,,Er hat mich verpfiffen. Dann war ich wieder gefangen. Entführt." ,,Und wieso haben sie dich entführt? Was hätte das denn gebracht?" Ich zuckte gelangweilt mit den Schultern. ,,Vielleicht weil ich mich als Sangster's Freundin ausgegeben habe?" Und da war es wieder. Sangster. Ohne das ich es wollte, nannte ich ihn nicht mehr Thomas. Jay verspannte sich augenblicklich. Und auch Shane sah nicht gerade entspannt aus. Wahrscheinlich hatte er eine Ahnung, dass ich es wusste. ,,Als sie mich gestern befreit hatten", fuhr ich fort. ,,Habe ich mich mit ihm gestritten, weil er mir nicht glauben wollte, dass sein Freund ein Verräter ist. Da bin ich abgedampft und hergekommen." Lange Zeit sagte niemand etwas. Ich saß drei Typen gegenüber, die mich stumm anstarrten und nippte ab und zu an meiner Tasse.

Die Angst der Adler✔️Where stories live. Discover now