Freiheit

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,,Kommst du jetzt mal?" Ungeduldig stand ich am Wagen und wartete auf Thomas der sich meiner Meinung nach echt zu viel Zeit ließ. ,,Jetzt beruhige dich mal. Wir haben fünf Stunden Zeit." Wenn du nicht bald kommst nur noch zwei. ,,Mach einfach", drängte ich ihn weiter. Doch er dachte garnicht daran. Ganz gelassen stand er da und verstaute seine Pistole. ,,Übertreibst du nicht ein bisschen?" ,,Sei froh, dass ich dich überhaupt raus lasse." ,,Danke mein König." ,,Bitteschön."
Aggressionen...
Endlich war er fertig und humpelte auf mich zu. ,,Sicher dass das mit deinem Bein geht?" Er winkte nur ab. ,,Na klar. Du glaubst nicht was wir für Schmerzmittel haben. Ist nur ein kleines Ziehen." ,,Ja aber schlimmer kann es doch trotzdem werden." Jetzt bin ich wohl diejenige die Stimmungsschwankungen hat. Erst übermüdet und zickig dann genervt. Als nächstes aggressiv und jetzt besorgt. Himmel.
,,Na komm steig ein." Ich tat wie mit befohlen und ließ mich auf den Sitz des dunklen Van's fallen.

Die gesamte Autofahrt redeten wir kein Wort. Und zwanzig Minuten schweigen kann eine echt lange Zeit sein. Aber ich war es ja zum Glück gewohnt, dass man nicht mit mir redete. Man vermied den Kontakt zu mir grundsätzlich. Ich war es gewohnt und fand es eigentlich nicht schlimm. Ich kannte es nicht anders. Erst jetzt wird mir bewusst, was es heißt mit Menschen umzugehen. Ok als Kriminelle kann ich das jetzt nicht wirklich behaupten aber so ein kleines bisschen... ,,Erzähl mir was über dich. Etwas das niemand weiß." Verwirrt starrte ich Thomas an. Halluziniere ich gerade oder will er ein Geheimnis von mir hören? ,,Du weißt doch eh schon alles." Zu meinem Bedauern klang ich kein bisschen wütend. Eher etwas gefrustet, weil ich nichts mehr hatte, dass ich ihm erzählen könnte wenn ich es wollte. Wenn unsere Beziehung zu einander festen Fuß gefasst hat und ich mir sicher bin, dass ich ihm vertrauen kann. Nein, dass ist nicht mehr möglich.
Seine Augen waren fest auf die Straße fixiert. Jetzt schüttelte er den Kopf und sah mich an. ,,Nein, ich weiß nicht was du denkst. Deine Taten kenne ich. Ich weiß wie du reagierst aber nicht was du dabei denkst und fühlst. Das ist es was ich erfahren will. Das ist etwas, was dann nur ich weiß." Er durchbohrte mich mit seinem stahlhartem Blick und ließ mich dahin schmelzen. Ich wollte nicht das er sich abwandte aber er musste nunmal auf den Verkehr achten.
Meine Knie wurden weich und ich wette, dass ich hingeflogen wäre wenn ich nicht gerade sitzen würde. Auch mein Blick schweifte aus dem Fenster und fixierten die vorbeifahrenden Autos. Was sollte ich ihm erzählen?
,,Meine Gefühle", murmelte ich leise aber er verstand es. Das wusste ich einfach. ,,Es ist schwer meine Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen. Es ist nicht leicht und wenn ich ehrlich bin, kenne ich sie selbst nicht. Ich kann dir nur etwas leichtes von mir erzählen denn Rest kenne ich selbst noch nicht." ,,Und was ist etwas leichtes?", fragte er mich ganz sanft. Seit wann ist er so? ,,Etwas leichtes ist dir zu sagen, dass ich Angst habe Thomas. Schreckliche. Etwas schweres ist dir zu sagen vor was. Denn das weiß ich selber nicht. Kein Einziges Stück. Und das macht mir sogar noch mehr Angst."
Ich schaute ihn nicht an. Ich wollte seine Reaktion nicht sehen. Doch ich bekam sie dennoch mit. Ich spürte etwas an meiner Hand. Etwas warmes und sanftes das sich um sie schloss. Thomas verstänkre unsere Finger und ich ließ es einfach zu. Ich ließ ihn einfach machen.
Die weitern Minuten vergingen wie im Flug. Alles was ich spürte war ein kribbeln, dass von der Stelle ausging, an welcher ich ihn berührte. Stromstöße liefen durch mein ganzen Körper und mein Herz versuchte verzweifelt mein Blut noch schneller durch meine erhitzen Adern fließen zu lassen. Doch noch schneller ging nicht. Es wäre ganz einfach kollabiert und explodiert.

Ich war enttäuscht als er den Motor ausstellte und ausstieg. In mir breitete sich sofort eine unheimliche Kälte aus, die meinen ganzen Körper durchzog. Doch ein wenig wärmer wurde mir, als er meine Tür aufmachte und sich unsere Augen miteinander verhakten. Ganz vorsichtig stieg ich aus und schaute mich um. Wir befanden uns in eine Tiefgarage. Hier standen nur zehn, höchstens fünfzehn weitere Wagen, die aber alle etwas weiter weg standen. ,,Wo sind wir?" Meine Stimme hallte in der leeren Halle. ,,Ich bin extra etwas weiter gefahren. Wenn ich dich schon raus lasse, dann wenigstens nicht direkt dort wo alle sind." Ich nickte nur, weil ich jetzt echt keine Lust auf Streit hatte. Wenigsten draußen.

Die Angst der Adler✔️Where stories live. Discover now