Geständnisse

2.4K 112 11
                                    

Etwas verwirrt starrte ich den blonden, der auf meinem Bett sitzt und mich genauso bekloppt mustert, an. Was macht er hier? Und wieso freut es mich so? Mein Herz macht einen Satz und zieht mich förmlich auf ihn zu. Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Scheiß Herz. Auf dich höre ich garantiert nicht. Du machst mir mein Leben zur absoluten Hölle. Nein, es ist nicht mein gebrochenes Herz oder meine zerstörten Gefühle. Es ist dieser Junge. Der, der in diesem Moment bei mir im Zimmer sitzt, während ich ihn nur perplex anstarre.
,,Und gefällst dir?" Ich brauche eine Weile, bis ich begreife, dass er etwas von mir will. Ich schüttelte mich selbst aus meinen Gedanken und schaue ihn fragend an. ,,Was denn?" Ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen. Gott, wie die sich wohl anfühlen? Ich sage ja: Hirn hinüber.
,,Ich rede von deinem Zimmer." Na klar was sollte er denn sonst gemeint haben? Ich bin echt schwer von begriff. ,,Äh, ja klar. Ist echt toll." Ich überlege ob ich noch ein Danke hinterher feuere aber es ist zu spät. Er redet schon weiter. ,,Freut mich." Und jetzt herrscht eine unheimlich peinliche Stille zwischen uns. Wie wäre es mit Small Talk? Ja aber was fragt man denn bitte?
,,Das war früher leichte mit uns was?" Ich kann nur nicken, weil ich wieder nicht weiß, was man in so einer Situation denn sagen soll. Verdammt! Ich kann es nicht fassen, dass er mich so durcheinander wirbelt. Ich weiß nicht mehr wo vorne und hinten ist.
Ein kalter Zug, lässt mich schaudern. Ich bin immer noch nass und stehe in der offenen Tür. Und mir ist kalt. Verdammt kalt sogar. Mein Blick wandert auf meine leicht zitternden Hände und ich kann nur hoffen, dass Thomas das nicht mitbekommt. Doch wie gesagt: Das Schicksal ist nunmal einfach ein mieser Verräter. Denn Thomas hat es bemerkt und steht schon neben mir, zieht mich zu sich und läuft mit mir Richtung Bett. Dort angekommen streift er die Decke zur Seite und ich steige sofort hinein. Als er die Decke wieder in ihre alte Position bringt, umhüllt mich eine angenehme Wärme die sich am ganzem Körper bemerkbar macht. Eins ist allerdings immer noch nicht ganz so optimal. Dass sind meine nassen Haare auf denen ich liege und mein Bett befeuchten. Super. Ach was sage ich da. Tränken! Jetzt schon ist mein Kissen vollgesogen. Thomas grinst darüber nur, worauf er auch gleich ein klitschnasses Kissen ins Gesicht gefeuert bekommt. ,,Sei nicht so schadenfroh", tadle ich ihn zurecht. ,,Verzeihung meine Königin. Ich bitte um Verzeihung." Er hebt das Kissen auf und hält es fest. War ja klar. ,,Gewehrt." Und dann bekomme ich es zurück. Allerdings mit einer Wucht, die mich nach hinten fallen lässt. Ein quicken entfernt mir während Thomas grinsend über mir auftaucht. ,,Begnadigung aufgehoben." Und dann verfalle auch ich dem Lachen. Wie eine bekloppte grinse ich mit ihm um die Wette. Also ich würde sagen: Eis gebrochen.
Und nicht nur das ist gerade zersprungen wie Glas. Nein, auch meine Mauer ist soeben bröckelnd in ihre Bestandteile zerfallen. Meine Mauer, die mich vor Gefühlen bewahrt hat. Die Mauer, die immer weiter abgebaut wurde, seitdem ich hier bin. Die ist soeben wie eine Seifenblase einfach geplatzt. Wie kann sie nur? Mich hier einfach, hilflos und ohne Schutz zurück lassen? Jetzt bin ich schwach und ihm hilflos ausgeliefert. Meine Gefühle springen an die Oberfläche und wollen raus. Und das werden sie auch bald. Ich bin sowas von am Arsch!

Jetzt betrachte ich ihn aus einem komplett anderem Licht. Und ich will das nicht. Doch ich kann nicht anders. Man sagt ja immer, die Augen seien das Fenster zur Seele. Ich habe sowas immerdar für den größten Schwachsinn gehalten aber irgendwie ändert sich um mich rum gerade alles. Es ist dabei, ein Leben zu werden und dieses Leben möchte ich mit jemandem Teilen. Und dieser Jemand, soll Thomas sein. Jawohl, jetzt ist es amtlich. Ich habe mein kleines, schwaches, naives Herz an Thomas Sangster verschenkt.

,,Hast du noch was zutun?" Warum frage ich ihn? Er schüttelt den Kopf. ,,Nein alles erledigt." Soll ich ich fragen? Meine Güte, mach halt! Lass dich durch ihn nicht verändern. Du bist doch sonst nicht so! Ja meine innere Stimme hat wie üblich recht. ,,Willst du noch hier bleiben? Wir könnten meinen Fernseher einweihen." Eine unheimliche Spannung breitet sich in mir aus. Warum hab ich ihn nur gefragt? Was ist wenn er nein sagt? Oder noch schlimmer. Was ist wenn er ja sagt? Bin ich mir wirklich sicher? Nein ich glaube nicht. Oder? Ich will meine Mauer wieder. Sofort!
Das er sich so lange Zeit nimmt, zerreißt mich beinahe. Entscheide dich! Los! Ich weiß nicht so ganz ob ich mich freuen oder in Tränen ausbrechen soll als er nickt. Er hat gerade genickt! Mein Herz rast so laut, dass ich befürchte er hört es. Dann liegt er auch schon neben mir und greift sich die Fernbedienung. ,,Weißt du was läuft?" Meine Kehle ist trockener als die Saharawüste. Also schüttle ich nur den Kopf. ,,Guck einfach ein bisschen rum." Er nickt und schaltet sich durch die Kanäle. Als er dann auf Programm Nummer acht, James Bond entdeckt grinst er. Sein fragender Blick wandert zu mir. Und wieder ist alles was ich tun kann, nicken und lächeln. Vielleicht etwas zu hastig. Ich hätte mir am liebsten ja selbst ein paar Mal geschlagen. Aber ich denke, dass das auch ihn etwas komisch wirken würde...

Die Angst der Adler✔️Where stories live. Discover now