Chapter 47

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Wir hatten es beide gesagt. Beide stießen wir diese Wörter heraus, bei denen ich bis vor fünf Tagen  nicht den Mut gehabt hatte sie auszusprechen. Und so lange war es her, als ich das letzte Mal Harry gesehen hatte. Diese wichtigen Sekunden brannten sich in mein Gedächnis, während sich jedes Detail, wie sich die Worte auf seinen Lippen wiederspiegelten, in meinem Kopf abspielte.

“I love you.”

Es war ein häufig verwendeter, kommerzialisierter Begriff, der heut zutage als wertlose bezeichnet werden konnte. Aber ihn von Harry zu hören, ließ ihn eine neue Bedeutung bekommen. Abgesehen von seiner Familie, bezweifelte ich, dass er diese Worte jemals zu jemand anderen ausgesprochen hatte.  Vielleicht hatte er sich diese Art einer Verbindung noch nie zuvor mit jemanden gewünscht. Vielleicht waren es zu viele Emotionen oder es war zu intim. 

Harrys Worte hatten mir eine neue Stärke verliehen, von der ich noch nie zuvor etwas mitbekommen hatte. Eine Stärke, die mir erlaubte die Schritte, die sich mir näherten, zu unterdrücken und die schwere Angst in meiner Brust zu vergessen. Ich war auf den Rückweg von Zoe's Haus. Die Nacht war von einer schauerlichen Dunkelheit bewölkt. Meine Finger rutschten in meine Tasche, um die Dose auf den Boden zu erreichen. Ich wollte nicht mehr das eingeschüchterte Opfer sein. 

“Back off!” Schrie ich, stolperte herum, um das Gesicht meines Verfolgers zu erkennen.

Meine rechte Hand umklammerte fest die Dose, mein Arm war ausgestreckt und zielte auf die Figur vor meinen Augen. 

“Shit.”

Dann bemerkte ich seinen etwas panischen Gesichtsausdruck. Harry ging zur seite, während er darauf wartete, dass ich meine Waffe senkte. Mein Herz pochte gegen meine Brust. Ich war erleichtert und nicht darauf vorbereitet einen Fremden zubegegnen.

“Is that pepper spray?” Sagte er unglaubwürdig. Die smale Dose wurde aus meiner Hand genommen, als Harry das Label las und ich versuchte herunter zukommen.

“Where the hell did you get it?"

Er gab es mir zurück, ließ es sicher in meine Tsche fallen.

“Lucy’s dad works for the police.” Erklärte ich. “You shouldn’t have crept up on me.”

“I won’t make that mistake again.” Antwortete er neckend.

Auch wenn sich der Unterton in seiner Stimme spielerisch anhörte, wusste ich, dass meine Reaktion Harry überrascht hatte. Aber nach wenigen Sekunden, herrschte eine tiefe Stille zwischen uns. Die paar Sms, die wir uns gesendet hatten, schienen einfacher gewesen zusein, als ein Anruf, denn so waren wir nicht gezwungen miteinander zureden. Als ich vor ihm stand, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Das letzte Mal, als wir richtig gesprochen hatten, gestanden wir uns unsere Liebe zueinander.  Wie weit konnte man jetzt noch gehen? 

Ich schaute zu Harry, der auf seiner Unterlippe herumkaute, ein Anzeichen von Nervösität. Es beruhigte mich ein wenig, zu wissen, dass es ihm genauso ging wie mir.  

“Shall we..” Er machte eine Geste, ob wir unsere Reise entlang des Weges weiterführen sollten. 

“Yeah.”

Während wir zusammen gingen, schaute ich unauffällig zu seiner nervösen Hand hinunter, war mir nicht sicher, ob sie versuchte nach meiner zu greifen. Dies hätte die unsichtbare Wand zwischen uns verschwinden lassen. Dies war Harry's größte Angst. 

“They’ve noticed, Harry.” Sagte ich abrupt. .

“What?” Seine Stimme verriet mir, dass er nicht wusste, was ich meinte. “Who’s noticed what?”

DARK » ÜBERSETZUNGWhere stories live. Discover now