Kapitel 16

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Gedankenlos schlenderte ich schon seit gut einer halben Stunde durch einen kleinen unfabulösen Teil von Seoul. Mein Ziel wusste ich selber nicht so genau. Ich hatte weder eine Ahnung wo ich war, noch warum ich das tat. Ich flüchtete erneut vor meinen Problemen und suchte einen ruhigen Platz, wo ich meine Gedanken in Ruhe durchgehen konnte. Hier war ich für einen Moment alleine. Niemand der mich störte. Kein ständiges Summen von anderen Menschen um mich herum.

Mein Blick war bis jetzt die ganze Zeit zu Boden gerichtet. Ich hatte kein einziges mal auf geschaut. Wozu auch? Es war einer dieser schlechten Tage in Seoul. Der Himmel war so gut wie Schwarz gefärbt und es regnete in strömen. Zwar war dieses Wetter für den Herbst normal, aber nicht diese eisige Kälte die hier herrste. Ich zog mir meine Kapuze über den Kopf und steckte meine Hände in die Jackentasche. Versunken in meinen Gedanken lief ich stumm weiter. Ich lief immer weiter Grade aus. Ich überquerte eine Straße, ohne darauf zu achten ob ein Auto kam oder nicht. Mir war es egal. In letzter Sekunde hielt ein kleiner Pkw einen halben Meter vor mir an und hupte. Erst als das laute Geräusch hervor kam, realisierte ich die Situation und schaute zu dem Autofahrer. Dieser fluchte wie verrückt in seinem Auto und fuchtelte mit seinen Händen vor Wut um sich. Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne und ging weiter. Nach weiteren 15 Minuten gehen,blandete ich in einem Park und ließ mich dort auf einer Parkbank nieder. Sofort ließ ich meinen Gedanken freien Lauf und ließ alles Revue passieren.

Seitdem Tag an dem Kris mich die Treppe hinunter geschupst hatte, waren jetzt 5 Wochen vergangen. Es waren ebenfalls 5 Wochen her seitdem Jimin mich auf dem Dach küsste. Bei dem Gedanken zog sich alles in mir zusammen und ein stechender Schmerz traf in mein Herz. Ich ignorierte dieses Gefühl so gut ich konnte, doch hin und wieder brach ich innerlich dran zusammen. Nach dem Sturz von der Treppe wurde ich von Hoseok, Taehyung, Nam-Joon und Jimin gefunden. Nam-Joon und Taehyung halfen mir auf während Hoseok den Sanitäter holte. Jimin stand nur da und sah auf mich herab. Mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck verließ er Wortlos das Gebäude. Dies war der Tag an dem ich ihn auch das letzte mal sah... Nachdem die Sanitäter mich verpflegt hatten, wurde ich ins Krankenhaus gefahren. Dort hatte ich dann einen Einwöchigen Aufenthalt für die Genesung und die laufenden Untersuchungen. In den sieben Tagen kam Yuna mich stehts besuchen, manchmal sogar auch die Jungs. Doch nie war Jimin dabei. Mir fiel seine fehlende Anwesenheit auf. Innerlich zerbrach es mir das Herz, wobei ich äußerlich fröhlich war. Man konnte sagen ich hatte ein Talent dafür meine Gefühle hinter meinem lächeln zu verstecken. Nach dem ich aus dem Krankenhaus entlassen, wurde ging ich gewöhnlich zur Schule. Ich war stehts anwesend und versuchte mich auf die kommenden Klausuren vorzubereiten, da ich etwas an Unterrichtsstoff verpasst hatte. Doch der Platz neben mir war an jedem einzelnen Tag leer. Kein Jimin, der seine dummen Kommentare im Bezug auf den Unterricht abgab. Kein Jimin, der vor sich hin grummelte wenn er ärger bekam. Kein Jimin, der mich doof von der Seite anquatschte. Kein Jimin, der mich zum lachen brachte und den Unterricht für mich erträglich gestaltete (...)

Ich schaute immer wieder zu seinem Platz rüber oder wenn es klopfte zur Tür, in der Hoffnung das er doch noch kam. Verspätet und etwas verpeielt, wie er sonst immer war. Aber er kam nicht. Er würde auch sicher nicht klopfen sondern einfach rein huschen, in der Hoffnung das ihn keiner bemerkte.

In dieser Zeit fühlte ich mich leer. Doch dies realisierte ich erst nach seinem verschwinden, das dadurch auch ein kleiner Teil in meinem Herzen gegangen war. Ich hatte keinen Appetit mehr und konnte Nachts nicht schlafen vor Sorge. Ich hatte nicht einmal ein Lebenszeichen von ihm. Die Jungs versicherten mir zwischen durch immer etwas amüsiert, das es ihm gut ginge. Doch warum kümmerte es mich überhaupt? Konnte ich nicht einfach normal weiter leben? Immerhin hatte ich jetzt einen ruhigen Platz in der Schule und konnte mich somit besser auf den Unterricht konzentrieren. Das konnte ich vielleicht anderen erzählen, aber mich selbst anzulügen war ziemlich dumm. Ich versäumte nämlich gleich zwei Arbeiten hintereinander. Yuna erklärte mir darauf die Themen erneut, doch ich bekam es nicht in meinen Kopf hinein. Sie fragte auch öfters, ob alles in Ordnung sei, doch ich blockte ab. Ich kapselte mich in diesen Wochen von allem und jedem ab. Somit sank meine Beliebtheit auch. Ich erzählte nicht einmal meiner Freundin in Deutschland etwas. Wir sprachen kaum noch miteinander und nachdem sie mich am Telefon fast schon anschrie das nichts in Ordnung sei, legte ich auf und ließ sie gehen. Es tat weh, doch es war besser so. Sie hatte ihr Leben in Deutschland mit ihren Problemen und ich meins in Korea mit meinen eigenen Problemen. Ich wollte sie nicht noch mit mir belasten, da es über die Entfernung eh schon schwer genug war.

Awkward Friendship - pjm.Where stories live. Discover now