Age is overrated [Lochis FF]

Kapitel 40

Es ist Anfang Mai. In den letzten drei Monaten ist ganz schön viel los gewesen. Nach meiner glücklichen Nicht-Schwanger-Phase haben sich Thomas und ich kurze Zeit später getrennt. Dieser Idiot meinte, er braucht Zeit für sich und will ‚frei' sein und die letzten ‚guten' Jahre noch auskosten, anstatt sich fest zu binden. Darunter versteht er, dass er zwei Wochen nach unserer Beziehung mit einer 17 Jährigen in eine Beziehung geht? Tja, wenn er meint.

Was kann dieses unreife Ding ihm geben, was ich nicht kann? Ich will gar nicht wissen, ob sie sich schon kannten, während wir noch zusammen waren oder nicht. Der Gedanke daran lässt mich nur noch wütender werden.

Ich bin jetzt wieder Single und fühle mich mit meinen mittlerweile 22 Jahren gut damit. Thomas und ich haben zwar gut funktioniert, aber irgendetwas hat einfach gefehlt, das habe ich selber gemerkt. Deswegen bin ich nicht unbedingt am Boden zerstört, dass es jetzt vorbei ist. Ich bin zwar wütend aus welchen Grund er es beendet hat, weil es eine Lüge ist. Aber ansonsten geht es mir wirklich gut.

Ich freue mich sehr für Ella. Sie scheint mit Lucas wirklich das große Los gezogen zu haben. Die beiden sind nach so langer Zeit immer noch ein Herz und eine Seele. Genau so etwas was die haben, das wünsche ich mir auch. Nicht so etwas abgefucktes wie Pete oder so jemanden wie Thomas. Mein Dreamboy ist noch irgendwo da draußen und muss erst gefunden werden. Hoffentlich führt er momentan die schlimmste Beziehung seines Lebens, damit ich danach als Sonnenschein da stehe.

Meine Prüfungen sind in der Uni auch ganz gut gelaufen. Ein Jahr noch und dann habe ich es endlich hinter mir und kann ins Beruf leben starten. Wenn ich dann genügend Geld habe, werde ich ausziehen und mir eine Wohnung kaufen, damit ich selber einmal auf eigenen Beinen stehe. Eigentlich wollten Thomas und ich ja zusammen ziehen, aber daraus wird jetzt wohl nichts mehr. Zum Glück. Ich hasse ihn trotzdem dafür, dass er mich ersetzt hat.

Ich würde jetzt gerne sagen, dass wenigstens Heiko die ganze Zeit da ist und wir uns nach wie vor so gut verstehen wie eh und je. Aber das ist leider nicht der Fall. Seit diesem Liebesgeständnis haben sich die Dinge einfach geändert. Wir hatten nach meiner kleinen Panikattacke mit der Schwangerschaft zwar hin und wieder Kontakt gehabt. Aber mehr als ein paar WhatsApp Nachrichten waren nicht dabei. Ich bin oft in Skype gewesen um zu sehen ob er online ist und Zeit hat. Aber das war er nie. Das Schreiben ist ja auch ganz nett, aber nicht das Gleiche, als unsere stundenlangen Gespräche. Er hat viel mit dem Abi zu tun und muss lernen, das verstehe ich total. Aber ich glaube trotzdem, dass es danach nicht besser sein wird. Ich hoffe es, aber ich befürchte, dass es nie wieder so sein kann wie davor. Entweder er findet eine Freundin und vergisst mich ganz oder er kommt über mich hinweg und will nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich glaube, dass unsere Freundschaft nur so gut funktioniert hat, weil er mehr als nur eine Freundin in mir gesehen hat.

Ich wünsche Heiko trotzdem nur das aller Beste. Er ist der einzige Junge den ich kenne, zu dem ich das sagen kann. Es ist mir egal was aus Pete wird, von dem will ich nie wieder etwas hören und Thomas kann auch machen was er will.

Außer Heiko... ihm wünsche ich nur Gutes. Er hat es verdient. Er war immer nett, hilfsbereit und ehrlich zu mir. Mal abgesehen von dieser ‚ich bin in dich verliebt' – Geschichte. Aber mal ehrlich, so einfach kann man das auch nicht sagen und preisgeben. Das nehme ich ihm nicht übel. Das Einzige was ich ihm vorwerfen könnte wäre, dass er es mir überhaupt gesagt hat. Vielleicht wären wir jetzt immer noch super gute Freunde und alles würde passen? Und diese Gefühle hätten von alleine aufgehört? Und unsere Freundschaft wäre geblieben?

Das hätte ich ihm trotzdem nie zumuten können, dass er sich weiter mit diesen Gefühlen quält, wenn er das nicht mehr möchte. Es tut mir nur so leid, dass ich es nicht früher gemerkt habe. Vielleicht hätte ich etwas ändern können. Aber gegen Gefühle kann man im Endeffekt nichts machen.

Ich habe mir so viele Gedanken gemacht, seit er mir das gesagt hat und meine Ansichten ändern sich jeden Tag immer mehr. Seit der Trennung mit Thomas denke ich sogar noch mehr darüber nach. Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, dass mir Heiko seine Liebe gestanden hat. Doch mir kommt es immer noch vor wie gestern.

„Es tut so verdammt weh....", ich höre wieder ein schluchzen. Ich würde ihn so gerne in dem Arm nehmen und ihm irgendwie helfen. Ihm dem Schmerz nehmen... oder das wir ihn uns teilen können. Es zerreißt mir selbst das Herz ihn so zu sehen. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun. Aber mehr als reden, kann ich nicht.

„Der Schmerz wird weniger, du wirst sehen ... es wird besser. Du wirst über sie hinweg kommen", sage ich. Sophie muss es ihn ja wirklich angetan haben. Aber es ist ja immer so, erst wenn es weg ist merkt man erst was man gehabt hat.

„Aber wie? Wenn ich sie jeden Tag sehe?"

„Versuch ihr halt aus dem Weg zu gehen...", sage ich.

„Habe ich versucht, aber es funktioniert nicht."

„Mann, du hast Sophie ja richtig gern..."

„Wer redet von Sophie?", fragt Heiko.

„Was?", frage ich verwirrt.

„Ich rede von dir Marie..."

Wenn Heiko bloß älter wäre, wenn er bloß hier leben würde. Wenn wir bloß die Zeit hätten um heraus zu finden wie es wäre ... Diese ganzen ‚was wäre, wenn'-Sätze machen mich fertig. ‚Es ist so wie es ist', sage ich mir dann immer um wieder auf die Boden der Tatsachen zurück zu kommen. Heiko wohnt weit weg, er ist vier Jahre jünger als ich. Es könnte nie funktionieren. Was kann er mir schon bieten? Aber wieso denke ich daran? Wieso frage ich mich das alles? Will ich ihn einfach nur zurück haben, weil ich ihn vermisse? Würde ich so weit gehen, dass ich mehr als nur eine Freundschaft mit ihn eingehen würde, damit ich ihn wieder habe? Bilde ich mir das alles ein? Ist es so weil ich nicht loslassen kann? Was ist, wenn er gar nicht mehr so fühlt? Was kann ich tun, damit ich ihn wieder für mich habe? Was kann ich machen, damit ich die Einzige für ihn bin? Die Einzige an die er denkt, die Einzige die an seiner Nummer eins steht? Wieso will ich das?

Je weiter sich Heiko entfernt, desto mehr will ich ihn bei mir haben.