45. Kapitel:

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Der Wind wehte mir durch meine lockigen Haare, ich ließ meinen Blick über die teilweise noch beleuchteten Gebäude schweifen und genoss den Moment der Stille und des Alleinseins. Ich war auf der Dachterrasse unseres Hotels und dachte über die letzte Zeit nach. Noch nie in meinem Leben fühlte sich etwas so richtig und doch so falsch an. Nie in meinem Leben hätte ich damit gerechnet, an der Stelle zu stehen an der ich nun stand. Nie in meinem Leben hätte ich einen Gedanken daran verschwendet, den roten Teppich zu betreten oder life bei den Vmas zu sitzen. Nie in meinem Leben hätte ich überhaupt an diesen ganzen Traum einen Gedanken verschwendet. Und nun stand ich um fünf Uhr früh auf einer Dachterrasse und versuchte mit der Tatsache klar zu kommen, dass ich all das für eine Weile aufgeben musste.

,, Hier bist du, ich habe dich schon gesucht'', legte Harry seine Hand um meine Taille und drückte einen Kuss auf meinen Hinterkopf. Dabei schloss ich meine Augen und versuchte diese Erinnerung festzuhalten. Schließlich sollte man schöne Momente mit allen Sinnen aufnehmen aber in diesem Moment konnte ich mich nicht festlegen, ob ich diese Erinnerung als schön oder schmerzhaft behalten würde. ,, Harry, wir müssen das zwischen uns beenden'', gab ich festentschlossen von mir und wagte es nicht, meinen Freund anzusehen. Harry sagte vorerst kein Wort doch aus dem Augenwinkel konnte ich Irritation und dann Angst wahrnehmen. ,, Was? Was hast du da gesagt?'', stotterte er und die Tränen schossen mir bei seinem Anblick in die Augen. Ich versuchte alle meine Ressourcen für diesen Moment zu suchen und diesen Moment so schnell wie möglich über uns beide zu bringen. Deshalb sah ich ihn bei den nächsten Worten an und versuchte nicht selbst in Tränen auszubrechen.
,, Harry, ich muss das zwischen uns beenden. Aber ich möchte, dass du weißt, dass das nichts mit dir, sondern mit mir zu tun hat. Ich möchte dir erklären wieso''. Harry sah mich ängstlich an und mein Herz begann zu zerbrechen.
,, Harry, ich kann das alles nicht'', brach es aus mir raus und die Tränen liefen mir über die Wangen. Dennoch versuchte ich mich an meine Worte zu halten und unterdrückte den Schmerz in meinem Herzen.
,, Harry, ich kann dich nicht länger belügen. Als ich nach New York kam und für euch anfing zu arbeiten, war ich wie du bereits weißt, frisch getrennt und verletzt. Und als ich dich näher kennenlernen konnte, hatte ich das Gefühl diesen Schmerz überwunden zu haben. Doch im Endeffekt habe ich ihn nicht überwunden denn er ist immer noch da'', brach ich ab und konnte die nächsten Worte nur schweren Herzens an meinem Traummann mitteilen.
,, Harry, es tut mir so leid, aber die ganze Zeit über hast du mich bloß abgelenkt und mir dadurch den Glauben gegeben, ich wäre für diese Beziehung bereit. Aber ich bin es nicht''.
Ich drehte mich von ihm weg und lief auf und ab. Ich versuchte mich selbst mit der Tatsache zu beruhigen, dass Harry die Wahrheit verdient hatte. Die ganze Zeit über hatte ich dieses komische Gefühl in meinem Bauch und verdrängte es. Und genau jetzt traf mich die Realität wie ein Schlag und ich musste denjenigen Menschen verlassen, der mich in jeglicher Weise beeindruckt hatte. Ich konnte mit der Tatsache nicht leben, ihm die ganze Zeit das Gefühl gegeben zu haben, ihn zu lieben. Vielleicht tat das ein Teil von mir aber um ehrlich zu sein, war ich mir nicht einmal sicher, ob ich es tatsächlich tat oder bloß wollte. Mein Herz schmerzte, die Tränen liefen meine Wangen entlang und ich fühlte mich verloren.
,, Hailey, bitte verlasse mich nicht'', sagte Harry, der immer noch an derselben Stelle wie davor stand und den Boden anstarrte. Dieser Anblick eines verletzten Mannes, der sich meinetwegen so fühlte, gab mir den Rest und ich ließ mich kraftlos auf einen der Sessel fallen.
,, Hailey, wir kriegen das hin. Bitte, verlass mich bloß nicht'', kam Harry auf mich zu und setzte sich neben mich auf den Tisch. Er griff nach meinen Händen und umschloss diese mit seinen.
,, Harry, wie sollen wir das hinkriegen wenn ich dich die ganze Zeit im Glauben gelassen habe, dich zu lieben?'', fragte ich weinend nach und biss mir verzweifelt in die Lippe.
,, Ich habe dir im Grunde genommen keine andere Wahl gelassen. Ich habe dich nicht in Ruhe gelassen und mit Dates überrascht. Ich war derjenige, der sich dem bewusst war, dass du noch nicht soweit warst und trotzdem ließ ich nicht von dir ab. Ich konnte und kann es nach wie vor nicht, weil du etwas an dir hast, was mich fesselt und ich dieses Gefühl noch nie in meinem ganzen Leben bei einer Person gespürt habe. Vorgestern haben wir noch über meine angeblichen psychologischen Kenntnisse gelacht obwohl ich mir selber damit eingestand, dass du immer noch nicht über den Betrug hinweg warst. Du trauerst Hailey und ich, ich habe das ausgenutzt''. Ich sah Harry sprachlos an bevor ich an ihm vorbei sah und begriff, dass das alles von Beginn an nicht richtig war. Die ganze Zeit über gab ich mir die Schuld und nun eröffnete sich ein komplett anderer Blickwinkel. Überfordert mit der Situation und meinen Gefühlen versuchte ich die Informationen zu verarbeiten.
,, Bitte gebe dir nicht allein die Schuld daran. Wir beide haben einen riesen Fehler gemacht'', legte ich meine Hand auf seiner Wange und strich ihm seine Tränen weg. Er wirkte so verzweifelt und ich hatte das Gefühl, diese Tatsache würde ihn innerlich von Sekunde zu Sekunde immer mehr zerreißen. ,, Hailey, ich- ich liebe dich''. Scharf zog ich die Luft ein und mein Herz zerriss in Tausend Stücke. Harry liebte mich und ich konnte nichts anderes tun, als ich fassungslos anzusehen und anschließend verzweifelt meine Lippen auf seine zu drücken.
,, Harry, ich denke ich liebe dich nicht'', legte ich meine Stirn an seine und ließ den Tränen erneut freien Lauf. Harry hob darauf mein Kinn ein Stückchen höher und ich konnte ihn wieder weinen sehen.
,, Ich weiß'', flüsterte er bevor er verzweifelt seine Lippen auf meine drückte und mich zärtlich küsste. Der Kuss schmecke nach Tränen und mit jedem weiteren Kuss flog ich mehr und mehr in ein tiefes Loch. In ein Loch, das mich voller Schuldgefühle zu sich zog und mich von dem Menschen, den ich dachte zu lieben, immer weiter wegzog. Diese Tatsache begriff ich in diesem Moment, als ich mit meinen Lippen seinen Hals bearbeitete während Harry mir über meinen nackten Rücken streichelte und mich anschließen wieder an sich zog. Erneut trafen unsere Lippen aufeinander, wir pressten unsere Körper aneinander und ich krallte mich an seinem Bettlacken fest. In diesem Moment wünschte mir so sehr mir zu 100% sicher zu sein, ihn zu lieben. Harry Styles bot alles, was ich von einem Mann wollte und ich musste ausgerechnet ihm das Herz brechen. Dieser Fakt machte mir mehr als alles andere zu schaffen, da ich nun diejenige war, die jemanden verletzten musste und nicht anderes herum. Ich hasste es und es machte mich mehr als wütend, dieselben drei Worte, die Harry mir gestanden hatte, nicht erwidern zu können. Aber ich konnte und wollte es nicht. Und die einzige Erinnerung, die mir bleiben würde, wären nicht nur illustrative Erinnerungen wie Fotographien und Videos, sondern vor allem seine Smaragd grünen Augen, die mich in seine Seele sehen ließen und mir das Gefühl der Liebe, Geborgenheit und Schönheit gaben. Und dieses Gefühl fühlte ich bloß bei ihm.

live, love, laugh | H.S.Where stories live. Discover now