6.Kapitel:

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Frustriert saß ich am Mittwoch Früh vor meinem Kleiderschrank, stützte mein Gesicht an meiner Hand ab und grübbelte vor mich hin, was ich für dieses bedeutsame und wichtige Ereignis tragen sollte. Ich dachte an eine Jeans mit einem lässigen weißen T-Shirt und einen französischen Blazer, doch dieses Outfit zeigte meiner Meinung nicht ansatzweise, dass ich eine Leidenschaft und ein Auge für Mode hatte. Ein Kleid war mir zu extravagant, ein Rock zu kindisch und eine Jeans zu normal. Also verbrachte ich die frühen Morgenstunden in Gedanken, bevor ich meine Haare zu einen strengen Dutt in meinem Hals legte und mich im Spiegel musterte. Nun trug ich einen schwarzen langärmeligen Pulli, der meinen Hals länger erschienen ließ, eine schwarze SkinnyJeans und schwarze High Heel Stiefeletten mit Keilabsatz. Dazu suchteich mir eine schwarze Sonnenbrille und meine schwarze kleine YvesSaint Laurent Tasche, die ich zu meinem 18 Geburtstag von meinerFamilie geschenkt bekommen hatte. Mein Outfit gefiel mir, obwohl esausschließlich aus der Farbe schwarz bestand. Es war nun mal meine Lieblingsfarbe, die mich seriös und erwachsen aussehen ließ. Um kurz nach 11 Uhr verließ ich den Wohnblock meines Vaters mit meinerMappe unter dem Arm und einem leicht verzogenem Gesicht. Ich war aufgeregt und ich hatte Angst. Angst davor, dass ich den Job nicht bekommen würde.

Das Gebäude in dem das Modest Management platziert war, war gewaltig groß und hoch. Es glänzte, wie jedes Gebäude in New York, wie ein Spiegel. Die Sonne, die auf dieses schien, spiegelte die Fenster, sodass man den Anschein hatte, die Fenster wären einzelne Spiegel, die das Licht reflektieren. Ich atmete, bevor ich das Gebäude betrat, noch einmal tief aus und sprach mir selbst Mut zu. Ich war wahnsinnig nervös und das machte sich sogar an meinem Körper sichtbar. Meine Hände zitterten und ich konnte nur von Glück sprechen, dass ich die Rezeption schnell fand und mich in das Stockwerk begab, in dem Kiley auch mich warten würde. Ich setzte mich auf einen der roten Sessel im Gang und wartete gespannt auf meinen Aufruf. Mir gegenüber saß ein junger Mann mit Bart und einer Kurzhaarfrisur. Ich schätze ihn auf mitte oder Ende 20, doch genauer konnte ich ihn auch nicht unter die Lupe nehmen, da sein Blick auf seinem Handy lag. Ich machte mir es im Sessel bequem, legte ein Bein übers andere und sah mich um. Die roten Sessel auf denen ich und der Unbekannte saßen, waren der Akzent im Raum, da die Wände weiß waren und von schwarzem Mobiliär besetzt wurden. In diesem befanden sich Printmedien, Visitenkarten und Broschüren mit Informationen über das Managment. In einer der Ecken war ein kleines Büro, dass einer blonden Angestellten gehörte. Ich konnte aus der Ferne ihren Namen nicht erkennen, aber ich blondes geflochtenes Haar und die großen Perlenohrringe in ihren Ohren machten sie mir sofort sympathisch. Meiner Meinung nach machte Kleidung Leute und zeigte,wer wir als Menschen waren. Mein Outfit gehörte dann wohl in die Kategorie der depressiven, traurigen und verlassenen Menschen, aber jeder Mensch hatte ja gewissermaßen seine eigene Interpretation eines Menschens. Der Mann mir gegenüber räusperte sich, sodass meine Aufmerksamkeit ihm gehörte. Mir stockte der Atem. Vor mir saß Adam Burell. Make- up Artist von der britischen Girlband Little Mix. ,, Hey, ich bin Adam Burell. Sie wollen zu dem Vorstellungsgespräch zu Kiley, oder?'', begrüßte er mich und brachte mich zum Lächeln. ,, Ja genau, ich bin Hailey, Hailey Douglas'', antwortete ich und bekam ein lächelndes Nicken seinerseits. ,, Ich denke es sollte nicht mehr lange dauern, Kiley ist momentan etwas im Stress'',erklärte er mir und ich nickte verständnisvoll. Doch genau in diesem Moment, wo man von ihr sprach, öffente sich neben dem Büro der blonden Sekräterin die Türe und eine strahlende kurzhaarigeFrau kam auf mich zu. ,, Sie müssen Hailey sein, schön Sie endlich kennezulernen! Kommen Sie mit'', reichte sie mir die Hand und ich folgte ihr ins Büro. Dort setzen wir uns auf den kleinen Sitzbereich gegenüber und zu meinem verdutzen, war die Aufregung wie verschwunden. Ich denke, dass lag vor allem daran, dass wir nicht an ihrem großen Schreibtisch saßen, sondern in einer gemütlichen Sitzecke. ,, Möchten Sie was trinken?'', erkundigte sie sich und ich schüttelte meinen Kopf. ,, Nein danke vielmals, aber um ehrlich zu sein, bin ich zu nervös um jetzt etwas runter zu bekommen''.  Auf meine Antwort grinste sie und klatschte in die Hände. ,, Wie ich sehe, haben Sie ihre Mappe dabei. Darf ich sie mir mal ansehen'', schaute sie auf meine Mappe nieder und ich überreichte sie ihr. In dieser Mappe befanden sich all meine Shootings, bei denen ich für das Styling verantwortlich war. Kiley blätterte Seite für Seite um und blieb dann bei einem bestimmten Bild hängen. ,, Wie ich sehe, haben Sie Modelpotential'', schaute sie zu mir auf und grinste. ,, Vielen Dank, allerdings model ich selbst sehr selten. Ich stehe lieber hinter der Kamera und kümmere mich um das Styling'', gab ich ihr zuverstehen und sie nickte verständnisvoll.
,, Hailey, warum sollten wir Sie einstellen?'', klappte sie die Mappe zu und legte sie auf den kleinen runden schwarzen Tisch vor uns. In mir stieg Panik auf und mein Mund wurde trocken. Warum um alles in der Welt habe ich mich auf solche Fragen nicht vorbereitet? Es vergingen einige Sekunden, in denen ich versuchte eine perfekte Aussage zu formulieren, ehe ich wahrheitsgetreut sagte: ,, Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Ich bin jung, habe noch nicht sehr viel Erfahrung in diesem Bussiness, aber meine Leidenschaft gilt voll und ganz dem Styling. Ich liebe es zu sehen, wie sich Gesichter durch das ideale Makeup verändern können, wie selbstbewusst und schön sich die Menschen im Nachhinein fühlen und wie durch das dazu passende Styling der Haare und der Kleidung sich der Mensch verändert. Ich finde es faszinierend, was ein paar Handgriffe bei einem Menschen auslösen können und genau deshalb möchte ich diesen Job. Ich möchte Menschen genau das fühlen lassen''. Nach meinen Worten war ich etwas außer Puste und zweifelte an mir und meinem Geschwafel.Habe ich mit meiner Rede übertrieben? Habe ich nicht das gesagt, was Kiley hätte hören wollen? Auf meine Worte grinste Kiley über beide Ohren und schüttelte denKopf.
,, Hailey, du hast den Job'', lächelte sie über beide Ohren und mein Mund klaptte auf. ,, Nein'', flüsterte ich mir zu doch Kiley nahm meine Hände in ihre und schaute mir tief in die Augen.
,, Hailey, ich habe den ganzen Tag bereits Gespräche mit anderen Stylisten gehalten und jeder von ihnen sagte dasselbe. Du hast genau das gesagt, was ich hören wollte und deine Leidenschaft für Styling ist hier genau richtig. Ich freue mich sehr, dich abmorgen bei uns angestellt zu haben, so lange das für dich nicht zu kurzfristig ist.'' ,, Nein, auf keinen Fall, danke! Ich danke Ihnen vielmals für diese Chance'', bedankte ich mich und wir besprachen noch einiges Geschäftliches, ehe ich mit einem Grinsen, das von einem Ohr zum anderen reichte, den Raum verließ. ,, Und? Hat'sgeklappt?'', drehte sich Adam, der immer noch im Gang saß, um und runzelte die Stirn. ,, Wir sehen uns bei der Arbeit'', sagte ich lässig und klatsche mit ihm ein, bevor ich stolz und zufrieden das Gebäude verließ. Draußen angekommen atmete ich tief durch und grinste wieder über beide Ohren. Ich hatte es geschafft. Ich wurde eingestellt. Bei Modest Managment.

live, love, laugh | H.S.Onde histórias criam vida. Descubra agora