Part 55

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Harolds POV:

Am nächsten Morgen wachte ich ohne Viktoria auf. Sie lag nicht auf ihrer Seite und ich vermisste ihren Körper neben meinem. Ich schlug die Decke bei Seite und stand auf. Nachdem ich mir ein Hemd über den Kopf gezogen hatte, ging ich hinunter in die Küche, wo ich Viktoria vermutete, und sie auch fand. Sie schenkte mir ein kurzes Lächeln, bevor sie damit weitermachte, Kräuter klein zu schneiden und in eine Kanne mit Wasser zu geben. »Wie geht es dir?«, fragte ich sie vorsichtig und schlang einen Arm um sie. Sie keuchte auf, hielt sich den Bauch, sah mich dann jedoch mit vor Entsetzten geweiteten Augen an. »Es ist alles gut«, sagte sie schnell und entfernte ihre Hand. Ich konnte ihr das nicht glauben. Ihren Schmerz hatte ich deutlich in ihren Augen sehen können. »Lüg mich nicht an«, flüsterte ich und wich einen Schritt vor ihr zurück. Sie kam auf mich zu. »Harold, wirklich, es ist alles gut«, beharrte sie und nahm mein Gesicht in ihre Hände. Ich drehte uns um, ging in die Knie und zog ihr Kleid hinauf. Ihre Hand stoppte mich. »Es ist wirklich nicht so schlimm.« In ihrer Stimme lag Panik. Sanft löste ich ihre Hand von meinem Handgelenk und zog das Kleid bis über ihre Hüften. Was ich sah, raubte mir den Atem. Ich konnte kaum glauben, dass ich derjenige war, der ihr das angetan hatte. »Harold, es-« Sie zischte, als mein Finger sanft über den großen, blauen Fleck unter ihrer Haut fuhr. Ihr Unterleib, und auch ein Teil ihres flachen Bauches waren blau, grünlich verfärbt. Sie löste meine Hand und zog das Kleid wieder hinunter. Eine Träne lief mir über die Wange und ich sah zu meiner Frau auf. »Ich-ich-« Sie legte mir einen Finger auf die Lippen und brachte mich somit zum Schweigen. »Es wird alles gut, Harold. Wir versuchen es einfach noch einmal«, sagte sie und zog mich wieder zu ihr hinauf. Ich vergrub mein Gesicht in ihrer Schulter und ließ einen Laut von mir, den man sowohl als Keuchen, als auch als Schluchzen interpretieren konnte. Viktoria strich über meinen Rücken und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Es war mir gleich, dass ich König der Vampire war, mich jedoch verhielt wie ein kleines Kind. Ich hatte der Frau, die ich so sehr liebte etwas Schreckliches angetan. »Komm«, sagte sie und zog mich in unser Gemach, wo ich mich auf das Bett setzte und vor mich auf den Boden sah. Viktoria stand vor mir, strich mit ihren Händen durch meine Haare. Wie gern ich sie an mich gezogen hätte, doch ich befürchtete, dass ich ihr nur noch mehr Schmerzen bereiten würde. »Leg dich hin«, sagte sie und legte mir die Hände auf die Schultern. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte ihr so viele schlimme Sachen angetan. Wie konnte sie mich noch lieben?

Viktorias POV:

Noch immer sah Harold auf den Boden. Meine Hände strichen durch sein Haar, doch er zeigte keine Reaktion. Ich legte meine Finger unter sein Kinn und zwang ihn mich anzusehen. »Harold, es war wunderschön«, flüsterte ich. In seinen Augen konnte ich keine Gefühle sehen. »Wirklich«, beharrte ich und setzte mich auf seinen Schoss. Das schmerzhafte Ziehen machte sich in meinem Unterleib breit, doch ich versuchte es zu ignorieren und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Vorsichtig legte er seine Arme um mich, und ich seufzte. »Warum liebst du mich noch immer?«, fragte er und ich sah auf. Das leuchtende Grün seiner Augen war verschwunden. Seine Wangen waren rot und glänzten durch die Tränen. »Ich liebe dich, weil ich ohne dich nicht mehr sein kann. Du zeigst mir jeden Tag aufs Neue, dass man immer das Gute in einem Menschen sehen sollte, und man ihn nicht verurteilen soll, nur, weil er einen Fehler getan hat. Ich bin dir dankbar, dass du mich aus meinem Dorf gezerrt hast, denn sonst hätte ich jetzt nicht einen so wundervollen Mann an meiner Seite.« Mein Daumen wischte die Träne weg, die ihm über die Wange lief. Seinen Kopf legte er in meine Halsbeuge. »Ich habe dich nicht verdient«, murmelte er. »Doch, Harold, denn du bist ein herzensguter Mensch!« Er lachte. »Ich bin kein Mensch! Ich bin ein Monster! Wäre ich ein Mensch hätte ich dir das nicht angetan!« Ich schüttelte den Kopf. »Du musst an dich glauben, Harold!« Er stand auf, sorgte mit seinen Arm um meine Taille jedoch dafür, dass ich nicht zu Boden stürzte. »Ich soll an mich glauben? Ich habe es die ganze Zeit verdrängt. Habe nicht daran gedacht, wie sehr ich dich verletzten könnte. Ich hasse mich selbst abgrundtief dafür!« Diese Worte trafen wie ein Schlag mein Gesicht. »So darfst du nicht denken, Harold!« Er schnaubte, wandte sich von mir ab und lief zur Tür. »Bleib hier!« »Du hast mir nichts zu befehlen!«, schrie er und drehte sich zu mir um. »Ich befehle dir nichts, ich bitte dich nur als deine Frau bei mir zu bleiben.« Seine Miene wurde weicher, als er hörte, dass ich mich als seine Frau betitelt hatte. Aber es stimmte, ich war seine Frau. Ich strich mit dem Finger über den goldenen Ring an meinem Finger. Er kam auf mich zu, strich mir über die Wange. »Ich liebe dich, bitte vergiss das nie«, hauchte er und küsste mich. Ich lächelte, zog ihn näher zu mir und krallte meine Hände in sein Hemd. »Trotzdem kann ich es verstehen, wenn du meine Nähe nicht mehr spüren möchtest.« »Das möchte ich, Harold. Es war so wunderschön«, versprach ich. Auch wenn ich mich vor den Schmerzen fürchtete, wollte ich mit ihm eins werden. Ich wollte, dass er mich wie seine Frau behandelte. Ich wollte, dass er die gleiche Leidenschaft wie ich spüren konnte. Er lächelte, zog mich an der Hand hinaus in den Garten und ließ mich stehen. »Harold?«, fragte ich verwirrt, als er nach einigen Minuten noch immer nicht zu mir zurückgekommen war. »Ja?« Plötzlich stand er neben mir, eine Schale in der Hand, welche reich mit Früchten gefüllt war. Er breitete eine Decke auf dem Boden aus und setzte sich darauf. »Komm her«, bat er und zog mich hinunter. »Was machst du?«, fragte ich, als er sich so legte, dass ich meinen Kopf auf seine Brust betten konnte. Er lachte nur und schob mir eine Traube in den Mund. »Ich verwöhne meine wunderschöne Frau.«

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