Part 16

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Viktorias POV:

Geschockt sah ich immer noch auf das kleine Geschöpf vor mir. Es war in ein weißes Tuch gewickelt und schrie immer noch. Schnell stellte ich meinen Korb ab und nahm das Baby auf den Arm. Es war ganz kalt. Wieder schrie es. Was sollte ich jetzt mit ihm machen und das Wichtigste: Woher kam es. Würde ich es in mein Dorf bringen, würde Harold es als Fluchtversuch sehen. Aber ich konnte es doch auch nicht hier liegen lassen. Und wo war seine Mutter? War sie noch hier in der Nähe? Das konnte ich mir schlecht vorstellen. Das hier war der Vampir-Wald. Hier traute sich keiner hin. Würde ich es hier lassen und darauf hoffen, dass die Mutter doch hier irgendwo war, würde es eventuell erfrieren. Das konnte ich doch nicht zulassen. Schützend legte ich meinen Mantel um das kleine Wesen um es zu wärmen. Es schien noch jung zu sein. Vielleicht vier oder fünf Monate alt. Immer noch schrie es. Ich setzte mich auf einen Baumstumpf und wartete. Ich hoffte, dass die Mutter doch hier vorbeikam und es wieder an sich nehmen würde. Andererseits: Warum hatte sie es hier überhaupt liegen gelassen? Welche Mutter tat so etwas?

Es begann schon zu dämmern, als ich wieder zurück zu Harolds Schloss aufbrach. Ich hatte keine Wahl. Ich musste das kleine Mädchen mitnehmen. Ja, es war ein kleines Mädchen. Langsam machte ich mich auf den Weg. Das Mädchen auf dem einen Arm, den Korb in der andern Hand ging ich zurück. Es war fast dunkel als ich am Schloss ankam. Ich betrat die Eingangshalle und stellte den Korb in die Küche. »VIKTORIA!«, brüllte Harold und kam in die Küche gestürmt. Ich zuckte zusammen und umklammerte das Baby in meinem Arm fester. Er war wütend, sehr wütend. Was hatte ich nun wieder angestellt? »Wieso hat das so lang gedauert?«, schrie er und kam auf mich zu. Die kleine fing an wieder zu schreien und Harold hielt inne. Mit aufgerissenen Augen sah er auf das Bündel in meinem Arm. »W-was-?« Er stockte. »Ich habe sie im Wald gefunden. Sie hat keine Mutter. Ich hatte auf sie gewartet, doch sie kam nicht. Deswegen war ich auch so lange weg.« Er war immer noch wie zu einer Salzsäule erstarrt. Wieder schrie sie. »Sie hat Hunger«, erklärte ich ihm und ging in die Vorratskammer um Haferflocken zu holen. Mit einer Hand schüttete ich sie in einen Topf und gab Wasserhinzu. Über dem Feuer wurde alles erhitzt.

Harolds POV:

Immer noch wie erstarrt blickte ich auf das kleine Bündel in Viktorias Arm. Es war in Stoff eingewickelt und sie drückte es an ihren Körper. Ein Kind. Ein Kind in meinem Schloss. Das war unmöglich. Was würden die Leute denken, wenn meine Sklavin ein Kind mit sich herumträgt. Ich schüttelte den Kopf und sah zu Viktoria, die Hafer aus der Vorratskammer geholt hatte und es nun in einen Topf schüttete. Dazu gab sie Wasser und hängte es über das Feuer. Ich konnte den Blick von dem kleinen Mädchen nicht nehmen. Selten hatte ich ein so kleines und zerbrechliches menschliches Geschöpf gesehen. Viktoria begann ihren prall gefüllten Korb auszuräumen, was ihr allerdings schwer fiel mit nur einer Hand. Vielleicht könnte ich ihr ein wenig entgegenkommen. So wie es mich meine Eltern gelehrt hatten. »Gib sie mir, dann kannst du alles in Ruhe auspacken«, schlug ich ihr vor und sah sie abwartend an. Sie zögerte. Hatte sie etwa Angst, dass ich diesem kleinen Geschöpf etwas antun würde? So etwas würde ich nie tun. Was tat ich hier eigentlich? Hatte ich nicht eben noch gemeint, dass ich ein Kind in meinem Schloss nicht dulden konnte? Doch bevor ich mein Angebot wieder zurückziehen konnte, hielt Viktoria mir schon das kleine Bündel entgegen. Sie legte es mir in die Arme und richtete meine Arme richtig. »Du musst das Köpfchen stützen«, erklärte sie. »Warum das?«, fragte ich überrascht. »Sonst könntest du ihr das Genick brechen. Babys haben noch eine Kraft, um ihren Kopf zu halten.« Woher wusste sie das alles? Sie war doch selber erst achtzehn Jahre alt. »Woher weißt du das?« Sie sah mir direkt in die Augen. »Das wissen Frauen einfach. Es ist so etwas wie ein Instinkt.« Dann drehte sie sich wieder zu dem Korb und stellte alles auf den Küchentisch. Mit der Kleinen im Arm lief ich in den Wohnraum und setzte mich in einen Sessel vor dem Kamin. Sie wand sich in meinen Armen und schrie. Was hatte sie denn? Sacht schaukelte ich sie in meinen Armen, was sie etwas zu beruhigen schien. Nach einigen Minuten kam Viktoria mit einer hölzernen Schale und einem kleinen Silberlöffel in der Hand zu mir. »Möchtest du sie füttern?«, fragte sie und verrührte den Inhalt der Schale, wahrscheinlich Haferschleim. Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte dieses kleine Wesen einfach nur im Arm halten. Viktoria nickte und kniete sich vor dem Sessel hin. Dann nahm sie den kleinen Löffel voll mit Schleim und führte es zum Mund der Kleinen. Bereitwillig öffnete sie den Mund und Viktoria schob den Löffel hinein. Ein weiteres Mal wurde er mit Haferschleim gefüllt und wieder wurde er gierig in Empfang genommen. Die Position wie Viktoria auf dem Boden saß, musste ziemlich unbequem sein. »Willst du dich nicht auf meinen Schoß setzten? Dann würde es leichter gehen.« Sie überlegte, zögerte, setzte sich dann aber doch auf meine Beine. Zu meiner Verwunderung verspürte ich keine Erregung, wie sonst. Ich achtete nur auf das kleine Mädchen in meinen Händen. Sie aß alles bis auf den letzten Rest auf. »Sie ist wirklich sehr süß«, sagte ich und sah zu Viktoria. Sie nickte. »Harold?« Ich wendete meinen Blick auf das Mädchen auf meinem Schoß. »Ich würde gerne in mein Dorf. Vielleicht finde ich dort ihre Mutter.« Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag. »Nein«, herrschte ich, vielleicht etwas zu barsch, denn die Kleine fing wieder an zu quengeln. »Aber Harold w-« »Ich sagte NEIN«, unterbrach ich sie und sie zuckte zusammen, stand auf. »Harold, sie hat eine Mutter! Und diese möchte sie bestimmt zurück. Ich werde sie finden und ihr ihr Kind wieder zurückgeben. Wie würdest du dich fühlen, wenn du dein Kind im Wald nicht mehr finden kannst. Vielleicht hat sie sich verlaufen und ich war schon weg. Sie ist bestimmt krank vor Sorge um die Kleine«, schrie sie nun und stemmte die Hände in die Hüften. »Na gut«, gab ich nach, »wir gehen in dein Dorf, geben sie ab und verschwinden dann wieder, hast du verstanden?«

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Hey Leute,
von heute an kommt immer freitags ein neues Kapitel raus. Übrigens vielen Dank für die 25K Reads *-*

LG Celi :D

Dark LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt