Part 27

16.9K 1K 55
                                    

Denken wir einfach mal, es sei schon Freitag :D
Widmung geht an Anonymitaetin <3

Viktorias POV:

Harold küsste mein Haar und strich mir sanft über den Rücken. Meinen Kopf hatte ich auf seine Brust gebettet. Es war schon etwas seltsam, keinen Herzschlag zu hören. Zusammen starrten wir in die Flammen und er wiegte mich hin und her, wie ein kleines Kind, was mich zum Kichern brachte. »Was ist?«, fragte er und sah mich verwirrt an. Eine Locke war ihm in die Stirn gefallen. Ich strich sie zur Seite strich ihm über die Wange. »Ich bin kein kleines Kind, Harold«, lachte ich. Er schien zu verstehen, denn auch auf seinem Gesicht bildete sich ein Lächeln. Er presste mich noch näher an sich. »Für mich wirst du immer das kleine Mädchen aus dem Wald bleiben«, murmelte er in meine Haare und strich mir ebenfalls eine lose Strähne hinter die Ohren. Das kleine Mädchen aus dem Wald? Was meinte er damit? Ich war früher oft im Wald, oft auch mit Ryan, was uns eigentlich verboten war, doch wir hatten uns nicht daran gehalten. Oft musste ich dann auch seine Aufschürfungen versorgen. Und dann war ich noch oft mit Großmutter Kräuter sammeln. Ich erinnerte mich noch genau daran, wie sie mir zugerufen hatte, ich solle die Brennnesseln nicht berühren, doch es war schon zu spät. Lange hatte ich auf ihrem Schoss geweint und sie hatte mir gesagt, ich sollte meine Hände in das kühle Wasser des Flusses halten. Seit diesem Vorfall ging ich mit mehr Vorsicht auf mir nicht bekannte Pflanzen zu. Aber was meinte er jetzt damit? Er küsste meine Stirn und sah mich abwartend an. Wollte er, dass ich ihm die Frage stellte, die mir so sehr auf der Zunge lag? Ich gähnte und schloss die Augen. Seine Brust vibrierte als er lachte. »Ich hatte dich lange beobachtet. Vor fünf Jahre beobachtete ich dich und deine Großmutter beim Kräutersammeln. Du bist mit einem strahlenden Gesicht durch den Wald gerannt und hast alle möglichen Pflanzen zu deiner Großmutter gebracht. Deine Lebensfreude war so einzigartig, dass ich mir schwor, dich zu mir zu holen, wenn du alt genug bist. All die Jahre hatte ich beobachten können, wie du aufgewachsen bist. Immer mehr hast du mich verzaubert, was ich allerdings nicht wahrhaben wollte. Ich redete mir ein, dass es nur das Verlangen nach deinem Körper war, doch als ich dich dann hier hergebracht hatte, dich sozusagen in meiner Gewalt hatte, war dieses Feuer in meiner Brust viel stärker. Ich vertraute mich Louis an, und auch er sagte mir, dass ich in dich verliebt seie. Wieder glaubte ich nicht daran, bis ich dich in diesem nachtblauen Kleid gesehen habe und ich wusste, dass du wirklich mein Herz eroberst hast.« Sein Atem traf auf meinen Nacken und bereitete mir eine Gänsehaut. »Und den Rest kennst du ja. Ich habe dich zu meiner Ballpartnerin gemacht und dir meine Liebe gestanden«, verträumt sah er mich an, »und jetzt bin ich einfach nur glücklich.« Seine Worte rührten mich zu Tränen, die mir langsam über die Wange liefen. Mit dem Daumen strich er sie weg und hob mein Kinn mit deinen Fingern an. »Ich liebe dich, Viktoria«, flüsterte er und küsste mich. »Und ich liebe dich.«

Glucksend kam Felia auf mich zu gekrabbelt. Es waren nun schon drei weitere Monate vergangen, in denen ich bei Harold lebte. Täglich brachte er mich in mein Dorf und auch die Einwohner schienen sich an seine Anwesenheit zu gewöhnen. »Morgen, Liebling«, hörte ich eine raue Stimme hinter mir und drehte mich zu Harold, der mit verschlafenen Augen zu uns sah. Sein Hemd war verknittert und seine Locken standen in alle Richtungen ab. »Guten Morgen«, erwiderte ich und ging auf ihn zu. Er schlang seine Arme um meine Taille und zog mich an sich. Verlangend drückte er seine Lippen auf meine. »Ich bin heute ohne dich aufgewacht«, murmelte er in mein Ohr und strich mir durch die Haare. »Das war nicht sehr erfreulich.« Etwas beschämt sah ich zu Boden. »Die Kleine wurde wach und ich wollte dich nicht wecken«, erklärte ich und legte meinen Kopf gegen seine Brust. »Und ich mag es, dir beim Schlafen zuzusehen.« Sein Lachen erfüllte den Raum. »Dada«, kicherte Felia und Harold löste sich von mir. Ungläubig sah er sie an. »Hat sie gerade »Dada« gesagt?« Ich nickte. Es kam immer öfters vor, dass sie versuchte Worte nachzahmen oder versuchte zu sprechen. Er ging auf sie zu und hob sie auf seine Arme. »Dada«, gluckste sie wieder und klatschte mit ihren kleinen Händen. Harold wirbelte sie in der Luft herum und drehte sich dabei im Kreis. Sie fing an zu schreien und zu kichern. Lächelnd betrachtete ich das Geschehen und setzte mich in einen Sessel. Trotz der fröhlichen Stimmung musste ich trotzdem an ihre Mutter denken. Sie hatte sie einfach im Wald ausgesetzt und sich erhängt. Ein Leben ohne Felia hatte ich mir gar nicht mehr vorstellen können. Denn noch überlegte ich manchmal, wie mein Leben jetzt wohl sein würde, wenn sie nicht da wäre. Hätte Harold mir seine Liebe gestanden? Hätte er mich wieder in mein Dorf gelassen? Die Menschen dort brauchten mich. Die ganze Zeit über hatte ich mehr gelernt und die Leute heilen können. Einen kleinen Jungen jedoch nicht:

Ich presste den Mull stärker auf seine Wunde, doch die Blutung wollte einfach nicht stoppen. Er war beim Spielen einen Hang hinunter gefallen und hatte sich den Kopf eingeschlagen. Sein Gesicht war bleich und blutverschmiert. Nur noch zittrig nahm er Atem und seine Mutter schluchzte neben mir und drückte seine Hand. »Tu doch etwas«, schrie sie. »Ich versuche es ja.« Selbst meine Hände waren beschmiert mit seinem Blut. Und dann, hörte er einfach auf zu atmen. Ich gab ihm eine Ohrfeige, doch er reagierte nicht. Meine Hände übereinander gelegt drückte ich auf seinen Brustkorb, doch nicht passierte. Seine Mutter schrie noch mehr. Minutenlang versuchte ich ihn zu retten, doch er atmete nicht wieder. Mit zitternden Händen fühlte ich den Puls an seinem Hals, doch er war nicht da. Der Junge war tot, ich hatte ihn nicht retten können.

Ich war aus dem Haus gerannt und hatte mich in Harolds Arme geworfen. Er verstand zunächst nicht, was passiert war, doch als er die Mutter des Jungen schreien hörte, wurde es ihm bewusst. Er hatte auf mich eingeredet, dass es nicht meine Schuld gewesen war, doch ich wollte ihm keinen Glauben schenken und war schließlich in seinen Armen zusammengebrochen.

Dark LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt