Part 50

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Viktorias POV:

»Es freut mich, dass sie dir gefällt.« Harold verschränkte seine Arme hinter meinem Rücken und zog mich noch enger an sich. »Wenigstens kann ich dir damit eine kleine Freunde bereiten«, murmelte er und vergrub sein Gesicht  in meiner Halsbeuge. Ich löste mich von Harold und lief zu Felia und setzte mich zu ihr auf den großen Teppich. »Danke, meine Kleine«, bedankte ich mich bei ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ia«, lachte sie und streckte ihre kleinen Hände nach mir aus. Ich nahm sie auf den Arm und strich ihr über den Rücken. Das beruhigte sie immer. Auf dem Gang konnte man ein Klopfen an der Tür hören und ich sah zu Harold. »Erwartest du Besuch?«, fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf. Ich lief hinunter und öffnete die Tür. Vor mir standen Louis und Penelope. »Guten Morgen«, begrüßte ich sie und gewährte ihnen den Eintritt. »Was führt euch zu uns? Wir wären heute vermutlich sowieso noch zu euch gekommen.« »Warum das?«, fragte Louis und schloss die Tür hinter sich. »Wir müssen dich etwas fragen«, ertönte Harolds Stimme hinter uns. Wir drehten uns zu ihm um setzten uns in Bewegung. Penelope nahm neben Louis Platz und ich setzte mich in den Sessel neben Harold. Penelope hatte Felia auf ihrem Schoss sitzen und spielt mit ihr und ihrer Puppe. »Was wolltest du mich fragen«, begann Louis ein Gespräch und sah zu Harold. Dieser sah zu mir und ich wendete mein Wort an Louis. »Wie du sicherlich weißt, muss der Vater oder der Bruder der Braut die Braut in die Hände des Bräutigams legen.« Er nickte und eine Falte bildete sich auf seiner Stirn. »Mein Bruder möchte nicht mehr, dass ich Harold heirate, doch er hatte sein Einverständnis schon gegeben. Er weigert sich, mich vor den Altar zu führen und wir wollten dich fragen, ob du mich führen könntest.« Sein Mund klappte einen Spalt weit auf und er lehnte sich zurück. »Das ist wirklich eine große Ehre«, murmelte er und sah zu seiner Frau, die ihn glücklich anlächelte und zunickte. »Wenn Harold nichts dagegen hat, würde ich dieses Amt sehr gerne ausführen«, sagte er dann mit fester Stimme und lächelte. Mir fiel ein Stein vom Herzen und auch Harold hörte ich neben mir seufzen. »Danke!« Ich lächelte ihn an und griff nach Harolds Hand, die auf der Sessellehne ruhte. »Benötigt ihr noch Hilfe?«, wandte sich Penelope an mich. »Nein, danke.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich wo-« Penelope wurde durch ein erneutes Klopfen an der Tür unterbrochen. Dieses Mal stand Harold auf und lief zur Tür. »Lady Marylin, guten Morgen«, sagte Harold höflich, doch ich konnte aus seiner Stimme hören, dass er gereizt wirkte. »Was führt Euch zu mir?« Lady Marylin kam in den Wohnbereich gelaufen und sah Louis und Penelope an. Dann verbeugte sie sich kurz und sagte: »Sir Louis, Lady Penelope! Wir sehr es mich freut, Euch wieder zu sehen.« »Die Freude ist ganz auf unserer Seite«, begrüßte sie Louis und erhob sich. Seine Hand griff nach Lady Marylins und er drückte einen Kuss auf ihre, bevor er sie wieder losließ und sich setzte. Penelope hatte sich ebenfalls erhoben und knickste, mit Felia im Arm, einmal. »Ist das die kleine Felia?«, fragte sie und sah auf das kleine Mädchen in Penelopes Armen hinunter. »Allerdings«, sagte ich. Es gefiel mir nicht, dass sie so gut gelaunt war. Sie war so fröhlich und ich hatte ein seltsames Gefühl im Magen. »Sie ist größer geworden, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte.« Mit einem Finger strich sie Felia über die Wange. Sie lachte und gluckste vor sich hin. »Darf ich?«, fragte sie an Harold gewandt und deutete auf Felia. »Nur zu«, brummte er und ich konnte sehen, dass auch er sie keine Sekunde aus den Augen ließ. Ebenfalls widerwillig reichte ihr Penelope Felia und setzte sich wieder. Lady Marylin sah zu mir. »Bring uns Wein«, befahl sie und sah mich angewidert an. Mir fiel ein, dass sie eine Gräfin, oder eine Prinzessin war, weshalb mich erheben wollte. »Wie bitte?«, keuchte Harold, legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte mich sanft zurück in den Sessel. »Sie ist ein einfaches Mädchen aus dem Dorf, und ihr habt keine Diener oder Knechte, weshalb sie diese Aufgabe erfüllen muss, nicht wahr?« »Wir brechen nun auf«, erklärte Louis mit starker Stimme und stand auf. »Es war uns eine Freude, Euch wieder sehen zu dürfen.« Erneut gab er Lady Marylin einen Handkuss und nahm seine Frau an der Hand. »Wir sehen uns morgen«, wisperte Penelope und starrte mit einem wütenden Blick auf sie. »Und Viktoria ist kein einfaches Mädchen aus dem Dorf. Sie wird bald Königin, vergesst das nicht.« Ich hörte Louis keuchen und nach wenigen Sekunden waren sie verschwunden. Lady Marylin schnaubte und wandte sich zu Harold. »Sir Louis sollte seiner Frau Benehmen beibringen«, knurrte sie und ließ sich in einem der Sessel nieder. »Ich warte immer noch, Mädchen!« Verzweifelt sah ich zu Harold, doch ein Blick war starr auf die Frau vor ihm gerichtet. »Was gibt Euch das Recht so mit ihr umzugehen? Sie wird meine Frau!« Felia begann zu weinen und ich sprang auf. »Bitte«, flehte ich und streckte meine Arme nach Felia aus. Mit einem abfälligen Blick gab sie mir Felia zurück und setzte sich gerade auf. »Ganz ruhig«, murmelte ich und strich Felia über den Rücken. Ihre Hände vergruben sich in meinen Haaren, ein Zeichen, dass sie Angst hatte. »Was wollt Ihr nun von mir und meiner Verlobten?« Harold betonte das letzte Wort und sah zu mir. »Nun«, begann sie und faltete die Hände in ihrem Schoss, »ich kann nicht zulassen, dass Ihr einen Menschen heiratet. Sie ist schwach und verletzlich, was keine gute Voraussetzung für eine Königin ist. Mir blieb der Mund offen stehen. »Ihr könntet sie zu einem Vampir machen, dann wäre den Gesetzten genüge getan.« Harolds Gesicht wurde rot vor Zorn und ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ihr scheint noch nicht verstanden zu haben, dass ich der König dieses Landes, und somit das Gesetz bin, und wenn ich sage, dass Viktoria meine Frau wird, ohne, dass sie ein Vampir werden muss, dann wird dies auch so geschehen. Das Volk hat nichts gegen sie in der Hand, was ein schlechtes Licht auf sie werfen könnte!« Er atmete noch einmal tief durch. »Und ich werde sie niemals in einen Vampir verwandeln!« »Das müsstet Ihr auch nicht, wenn Ihr mich als Frau nehmen würdet. Ich hätte Euch mehr zu bieten, als sie. Bei ihr müsst Ihr ja aufpassen, dass sie nicht zerbricht, wenn Ihr sie auch nur anfasst.« Der Gedanke daran, dass Harold diese Frau lieben könnte, dass er mit ihr ein Bett teile würde und sie in seinen starken Armen halten würde, trieb mir die Tränen in die Wange. Ich wollte Harold nicht an dieser Frau verlieren, doch sie hatte Recht. Harold war stark, er könnte mir mit nur einem falschen Handgriff wehtun, mich gar töten. Doch das würde er niemals tun. Er war so sanft zu mir gewesen und hatte mich nicht verletzt. Einzelne Tränen liefen mir über die Wangen und ich sprang auf. Mit Felia in den Armen rannte in die Treppen hinauf. »Verlasst auf der Stelle mein Schloss. Ihr könnt froh sein, wenn ich Euch nicht verbanne«, hörte ich Harold schreien und stieß keine Sekunde später gegen etwas. Ich sah in diese grünen Augen, die mich gequält musterten. »Ich wusste nicht, dass sie kommen würde«, erklärte er und nahm mir Felia aus den Armen. Sekunden später stand er wieder vor mir und zog mich in seine Arme. Ich schluchzte und klammerte mich an ihn. »Bitte, verlass mich nicht«, wimmerte ich. Beruhigend strich er mir durch mein Haar. »Das werde ich nicht.« »Aber sie hat Recht.« Er hielt mich eine Armlänge von sich weg und sah direkt in meine Augen. »Womit?« »Du musst aufpassen, dass du mir nicht wehtust.« Ich schniefte und wischte mir mit dem Handrücken über die Augen. »Nein, das muss ich nicht.« Verwirrt sah ich ihn an. »Ich muss nicht aufpassen, dass ich dir wegtue. Noch nie hatte ich einen Anlass dies zu tun. Ich liebe dich, Viktoria, und ich werde es für immer tun.« Seine Hände legten sich auf meine Wangen. »Ich kann gar nicht anders, als sanft und zärtlich zu dir zu sein. Selbst wenn ich es wollte; es geht nicht.« Ich nickte und lehnte mich wieder an ihn. »Komm«, murmelte er und nahm meine Hand. »Die Sonne scheint, lass uns mit Felia in den Garten gehen.« Ich stimmte ihm zu und mit einem Daumen wischte er mir die verbliebenen Tränen von der Wange.

Dark LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt