29 • Zuhause

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Ich merkte fast gar nicht, wie sich ebenfalls zwei Arme um mich schlossen. Die ganze Zeit also stand ich neben meinem Bruder und habe es nicht realisiert.

Alle Gefühle, Ängste, sämtliche Erinnerungen der letzten Jahre stiegen in mir auf und ich legte alles in diese Umarmung.

Jackson war gut einen Kopf größer als ich, weshalb es auf Dauer anstrengend wurde, ihn zu umarmen.

Vorsichtig löste ich mich mehr oder weniger freiwillig von ihm.

„Ich hab dich vermisst." flüsterte ich unter Tränen.

„Glaub mir Lina, jeden Tag, seit dem Unfall, habe ich an dich gedacht. Jeden Tag habe ich mich gefragt wie es dir geht, was du wohl machst und wo du bist. Du warst was ich hatte und verdammt - das bist du immer noch." Er lächelte gequält, weshalb ich ihn erneut in meine Arme schloss und ihm beruhigend über den Rücken strich.

„Jetzt bin ich hier.", wisperte ich. „Und so schnell wirst du mich nicht mehr los."

Während wir da so standen, hatte sich die Menschenmenge um uns herum langsam aufgelöst. Sie konnten Gefühle wohl nicht so recht vertragen. Doch das war mir in diesem Moment herzlich egal.

Denn ich hatte meinen großen Bruder wieder und irgendwie, ja, irgendwie war ich einfach nur glücklich, zumindest für einen kleinen Moment.

Die Frau in der Bäckerei hatte recht behalten: Das Leben war unfair, doch manchmal erhielten gewisse Menschen einen Joker.

Lange noch lagen wir uns in den Armen, bis niemand mehr außer Alex und Magnus neben uns standen.

„Lasst uns mal nach drinnen gehen.", schlug Magnus vor. „Bevor euch noch mehr Leute sehen."

Wir nickten zustimmend und folgten dem schwarzhaarigen ins Schloss.

Der äußere Eindruck der Akademie sah innen nicht anders aus. Alles war in sehr dunklen Tönen gehalten, kaum Sonnenlicht drang durch die länglichen Fenster.

„Willkommen in unserem zu Hause." sagte Jackson und lächelte schief. Wie Dad es immer getan hat.

„Ich schlage vor, wir sagen erstmal Major Rave Bescheid, dass wir Besuch haben." bemerkte Magnus nach einiger Zeit und Jackson nickte nur zustimmend.

„Rave ist unser Schulleiter." erklärte Jackson Alex und mir, während wir weiter den düsteren Gang entlang schlenderten.

Irgendwie kam ich mir hier mächtig fehl am Platz vor. Magnus und Jackson trugen beide einen schwarzen Mantel, eine schwarze Hose und hohe dunkelblaue Stiefel. Jackson hatte ein dunkelblaues Hemd in der passenden Farbe zu seinen Schuhen an, während Magnus einen schwarzen Pullover mit Ketten trug.

Alex und ich dagegen sahen aus wie bunte Vögel.

Ich trug eine hellgelbe Bluse, dazu eine hellblaue Jeans und meine geliebte Jeansjacke. Alex trug einen dunkelgrünen Pullover mit einer blauen Hose.

Wir vier sahen aus, als wären wir einer schlechten Komödie entsprungen.

„Bevor wir da jetzt reingehen." Jackson hielt an und drehte sich zu uns um. „Ihr müsst wissen, dass Rave ein paar besondere Fähigkeiten hat."

Ich verschränkte belustigt die Arme. „Übernatürliches ist nichts Neues für uns."

Magnus und Jackson sahen sich an, ehe Magnus das Wort ergriff. „Sagt nachher nicht, wir haben euch nicht gewarnt."

Wir brauchten gar nicht anklopfen, denn die schweren Türen öffneten sich von alleine.

Das erinnerte mich an meine erste Begegnung mit Ares Osaris, als ich ihn für verrückt erklärt hatte, weil er eine Wand als Tür benutzen wollte.

Wie ewig das schon her ist.

Die Beiden setzten sich in Bewegung, Alexander und ich folgten.


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Irgendwie ist gerade alles ein bisschen seltsam in meinem Leben. 

Wie dem auch sei, was denkt ihr was Rave für besondere Fähigkeiten hat?

-Gleam

elected - rise of elementsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt