8 • "Bist du glücklich?"

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"Hey Lina! Warte mal." Logan joggte vom Ende des Ganges nach vorne und blieb neben mir stehen.

"Was gibts?" fragte ich zufrieden und zog meine Jacke enger zu. "Geht es dir besser?" fragte er und musterte mich besorgt. "Besser." antwortete ich knapp. Ich versuchte seinem Blick auszuweichen und sah auf den Boden, aber er hob mit einem Finger mein Kinn an und sah mir direkt in die Augen. "Du hast dein Element erwählt!" bemerkte er glücklich. "Augenfarbe?" seufzte ich und erntete nur ein einfaches "Yep." und ein Lachen des grün-äugigen Jungen. 

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"Bist du froh eine Luft-Erwählte zu sein?" fragte er beiläufig als wir eine Zeit lang später in der Bibliothek saßen und Bücher wälzten. "Ich glaube ich bin garkeine...." murmelte ich, was Logan aber überhört hatte.

"Und?" hakte er nach, als ich nach ein paar Minuten immer noch nicht geantwortete hatte. "Hm?" "Lina, hörst du mir überhaupt zu?" scherzte Logan und warf mir einen gespielt beleidigten Blick zu. "Tut mir leid.. ich- mir ist heute nur so etwas seltsames passiert..." gab ich zu und kaute auf meiner Unterlippe rum.
"Was denn?" wollte er wissen, doch darüber reden wollte ich nicht. Noch nicht.

Ich stand auf und hing mir meine Tasche um. "Ich.. ich schreib dir später, okay?"

"Ja, klar.?" antwortete er über diese mangelnde Information. Ich konnte sehen, dass er enttäuscht war, denn er ließ die Schultern hängen.

"Sorry." rief ich ihm noch zu, ehe ich aus der Bücherei verschwand.


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"Es war toll, oder? Jetzt bist du genauso wie ich!" schwärmte Audrey und warf Lily einen liebevollen bösen Blick zu. "Schade, Lina, dass du die dunkle Seite der Macht erwählt hast, aber-" als sie das sagte schlug Audrey sie mit ihrem Buch, woraufhin sie nur lachte. "aber ich freue mich für dich." beendete sie ihren Satz und zwinkerte ihrer besten Freundin zu, die sich anscheinend den Finger verletzt hatte, als sie mit dem Buch zuschlug. "Karma schlägt immer zurück, Liebes." bemerkte Lily in einer singenden Tonlage, woraufhin sie schon wieder einen Schlag mit dem Buch erntete, diesmal aber von mir.
"Hey!" lachte sie.

"Ja, Audrey, es war toll." Ich versuchte mich weiter auf den Verlauf der Stunde zu konzentrieren, was aufgrund meiner euphorischen Freundinnen allerdings nicht funktionierte, die sich unbedingt über mein Element unterhalten mussten.

Nach dem Ende der Stunde ging ich mit Audrey zu unserer Element-Stunde.

"Miss Cercal ist wirklich nett, du wirst sie sehr mögen." erzählte mir Audrey und stupste mich mit dem Ellebogen an. "Ja, da hast du wahrscheinlich recht." stimmte ich ihr zur.
"Natürlich habe ich Recht, immerhin bin ich eine Bennett."
Gespielt arrogannt warf sie ihr Haar zurück, worüber ich nur lachte. "lass das mit der Arroganz, das steht dir nicht." sagte ich ihr, weshalb sie mir ein Lächeln schenkte.

Kurz danach erreichten wir die Wiese, wo das Training stattfinden sollte. "Miss Cercal!" begrüßte Audrey die Lehrerin, die sich überrascht zu uns umdrehte. "Miss Bennett! Haben sie mir meine neue Schülerin gebracht?"
"Lina Grayson, freut mich sehr." stellte ich mich vor uns streckte meine Hand aus, die sie dankend annahm. "Mein Name ist Miss Cercal, ich bin an dieser Schule die Lehrerin für das Element Luft und ich führe manchmal die Historiestunden." Sie lächelte mich zaghaft an und erinnerte mich damit an meine Tante, wenn sie zum Elternabend kam. Damals trug sie auch diesen roten Lippenstift und grinste meine Lehrerin so an, damit sie mich doch nicht zum Nachsitzen schickte. Es hatte funktioniert.

"Stellt euch alle in einer Reihe auf!" wies sie die Klasse an, welche aus 20-30 Schülern bestand.

"Nun stellt erinnert sich jeder an sein Erkennungszeichen und übt, es auszuschmücken. Für die neuen: Ihr müsst euch ein Erkennungszeichen ausdenken, das ihr auch ohne eine Handbewegung hervorrufen könnt. das steuert ihr mit euren Gedanken. Wir üben jetzt fünf Minuten und fangen dann der Reihe nach an, mit den Vorführungen."

"Was ist deins?" fragte ich Audrey, welche mich mit wackelnden Augenbrauen angrinste und flüsterte: "Das siehst du gleich."

"Du bist echt so kindisch." scherzte ich und verdrehte die Augen. "Ich weiß." bekam ich als Antwort.

Nach fünf Minuten hatte ich mir etwas gutes überlegt, besser gesagt, ich hoffte dass es gut war.

"...Audrey Bennett!" Meine Freundin hob den Kopf und trat vor, als sie die Stimme unserer Lehrerin vernahm. Sie schloss die Augen und formte mit ihren Lippen ein Wort, was ich allerdings nicht lesen konnte.

Als ich klein war, brachte mir meine Tante das Lippen-lesen bei, was ich immernoch ein wenig beherrsche.

Kurz darauf erschien eine Katze aus Luft, die zwischen den Schülern umhersprang und als sie vor mir stand, sich in einen großen Löwen verwandelte. "Lina?!? Was machst du?!" rief Audrey erschrocken.

"Das warst nicht du?" fragte ich sie nervös. "Nein." antwortete sie peinlich berührt.

"Okay.. ähh Lina Grayson, sie sind als nächstes dran." Vorsichtig schritt ich nach vorne, wo Audrey an mir vorbeiging und mir unauffällig die Daumen drückte. Ich schluckte hart und drehte mich mit dem Gesicht zur Klasse.

Ich atmete tief durch und schloss die Augen, als ich sie wenige Sekunden später öffnete, hatte sich nichts verändert.

"Lina.. Sei nicht traurig, wenn es beim ersten Mal nicht klappt." munterte mich meine Lehrerin auf. "Versuch es uns doch mit deinen Händen zu zeigen."

Ich hob eine Hand und vor mir erschien eine drei Meter hohe Blume aus Luft. Miss Cercal klatschte. "Ein schönes Zeichen, Miss Grayson."

Doch es blieb nicht dabei, denn die Luft veränderte sich in Wasser. Schockiertes Gemurmel breitete sich unter meinen Klassenkameraden aus. Das Gemurmel wurde stärker, als sich die Blume in Erde verwandelte.

"Miss Grayson! Stopp!" schrie meine Lehrerin aufgebracht und ich zog die Hand zurück. Schockiert sah ich zwischen ihr und Audrey hin und her, die mich mit offenem Mund anstarrte.

"Miss..Miss Grayson?" Ich riss meinen Kopf herum und sah die grauen Augen von Ms Cercal, in denen sich Sorge, Verwirrung und auch Angst spiegelte.







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