Prolog

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Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch es funktionierte nicht. Immer wieder versuchte ich verzweifelt meine Augenlider zu heben, doch sie wollten mir einfach nicht gehorchen.

"Wie geht es ihr?" Ich vernahm eine leise Stimme, zuordnen konnte ich sie aber nicht. "Ihr Zustand ist stabil, aber wir können nichts mehr tun. Jetzt liegt es an ihr." Eine weitere Stimme kam dazu, aber auch diese kannte ich nicht.

Verdammt, ich wollte doch aufwachen! Ich fühlte mich gefangen in meinem eigenen Körper, unfähig etwas zu tun.
Wo waren meine Eltern? Ging es ihnen gut? Hunderte von Fragen schwirrten in meinem Kopf, vergebens auf eine Antwort wartend. Und solange ich mich nicht bewegen konnte, würde sich das auch nicht ändern.

"Miss Grayson." flüsterte eine Stimme. Sie klang weich und ich ordnete sie einer Frau zu. Mein Körper wurde sanft gerüttelt und wie auf Kommando, konnte ich meine Augen endlich öffnen.

Ich blinzelte aufgrund des blendenen Lichts, das direkt in meine Augen strahlte.

Eine Frau lehnte über meinem Gesicht und leuchtete mir mit einer Taschenlampe in die Augen. Als sie sah, dass ich wach geworden bin, nahm sie die Lampe weg.

"Sehen sie, Miss Grayson brauchte nur einen kleinen Anstupser um wieder zurückzufinden." Die Frau, die einen Arztkittel trug, sprach die Person hinter ihr an, die mich jetzt besorgt musterte.

Ich versuchte mich aufzusetzen, was mir auch gelang. Die Ärztin lächelte leicht. "Miss Grayson, könnensie sich noch an irgendetwas erinnern?" fragte sie vorsichtig nach.

Mein Kopf war wie leergefegt. So sehr ich versuchte, mich an irgendetwas zu erinnern, es klappte nicht.

Ich schüttelte heftig den Kopf. Der Arzt im Hintergrund seufzte leicht. "Das hatten wir befürchtet. Sie hatten einen Autounfall und haben jetzt keine Erinnerungen an die letzten zwei Tage mehr. Ob diese Erinnerungen jemals zurückkommen, wissen wir nicht."

Leicht bedrückt wandte er sich wieder seinem Klemmbrett zu. "Da wäre noch etwas.." Er schluckte.

Was war passiert noch passiert? Ich war mit meinen Eltern im Auto und dann... nichts.

"Hat es etwas mit meinen Eltern zu tun?" hakte ich nach. Aber wollte ich es wirklich wissen? Sicher war ich mir nicht, aber früher oder später müsste ich es sowieso erfahren.

"Ihre Eltern, sie war noch an der Unfallstelle tot. Es tut mir leid." Er klammerte sich an sein Klemmbrett und sah mich bedrückt an.

Ich ließ mich zurück ins Kissen sinken und starrte die Decke an. Meine Eltern sind tot, ich lebe. Ich lebe, meine Eltern sind tot. Egal wie ich den Satz drehte, er klang immer gleich schrecklich.

"Gehen sie bitte." hauchte ich. "Aber.." Der Arzt wollte protestieren doch seine Kollegin unterbrach ihn. "Haben sie sie nicht gehört? Das Mädchen hat gerade ihre Eltern verloren! Wir gehen jetzt!"

Mit diesen Worten stand sie auf, packte ihren Kollegen am Arm und stapfte aus dem Raum.

Sie ließen mich wie meine Eltern allein. Allein auf dieser Welt, die jetzt nur noch ein halb so schöner Ort war.

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Nachtrag: Ich widme diese Geschichte ein paar sehr besonderen Menschen, unter anderem @MysteryMelodie

Danke für alles.

{Geändert 01.08.2016; 22:10}

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