14. Perverses Flair

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Elaine beschleunigte jetzt ihren Gang und überquerte den Rasen geschwind, sodass ich genervt aufstöhnte. Was oder wer auch immer sie hier erwartete, musste ihr viel bedeuten.

Ich eilte ihr nach und beobachtete ihre kleine Gestalt dabei, wie sie voller Freunde auf eine Bank zu flitzte. Erst verstand ich nicht, was sie da tat, bis ich mich etwas näher traute und hörte, wie sie leise einen Namen rief.

„Ray! Wo bist du?", sie setzte sich seufzend auf die nächste Bank und kramte ihr Handy heraus. Ray... Also doch ein geheimer Freund? Was war los mit den ganzen reichen Kinds? Erst Amor, nun Elaine?

Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht hatte sie so zu verfolgen, doch jetzt trat ich zwischen dem Gebüsch hervor, um sie wieder zurückzuschleppen. Gerade, als ich nach ihr rufen wollte, mischte sich eine männliche Stimme ins Theater.

„Elaine?", sie klang rau und müde. „Du bist alleine gekommen? Wo ist denn dein Freund, von dem du mir erzählt hast? Carter? Ich dachte, er würde dich begleiten..."

Ich runzelte verwirrt die Stirn und beobachtete den bestimmt 2 Meter großen Kerl, der hinter den Bäumen hervortrat und seine Arme lachend um das Äffchen legte, als dieses ihn praktisch quietschend ansprang. „Er konnte doch nicht kommen, aber sein Haus ist gleich um die Ecke. Keine Ahnung, wie ich vergessen konnte das zu erwähnen, aber er ist Julies Bruder. Ihre Eltern leben wieder zusammen."

Er führte sie zur Bank und als die beiden sich umdrehten, um zu sitzen, entdeckte mich Elaine plötzlich und schnappte erschrocken nach Luft. Unter dem Licht der Straßenlaterne erkannte ich, dass der Kerl bestimmt doppelt so alt wie sie war und bekam eine Gänsehaut, als sie ihn panisch umarmte.

„Oh, mein Gott! Carter!", ungläubig sprang sie auf starrte mich entgeistert an. „Was machst du denn hier?!"

Im ersten Moment war ich zu baff, um ihr zu antworten, doch dann riss ich mich zusammen und zuckte die Achseln. „Ich konnte dich doch nicht alleine lassen."

Sie verzog das Gesicht und verdrehte dann die Augen, ohne dass Mr Alt sie sehen konnte. Dieser entschloss dann auch, mich freundlich rüberzubitten. „Setz dich zu uns, Carter. Ich muss Elaine nur kurz was geben und dann kannst du sie ja wieder zu Bett bringen."

Ich starrte ihn nur an, da ich automatisch zweideutig denken musste und als er dann lachte, ihr übers Haar strich und „Dieses eine Mal, für mich" sagte, hätte ich fast erbrochen. Extrem misstrauisch näherte ich mich den beiden und setzte mich dann zögerlich an Els Seite. Ihr Freund glaubte wahrscheinlich, dass ich wusste, was hier lief, aber ich hatte nur ein paar unschöne Vorstellungen.

„Ich habe meinen Laptop jetzt wieder", erzählte dieser im nächsten Augenblick. „Ich hoffe, du hast deinen nicht zu oft gebraucht?"

Elaine schüttelte den Kopf. „Und wenn, dann hab ich Louis' benutzt. Die Datei ist drauf, oder?"

„Ja", er nickte und strich ihr schon wieder übers Haar. Es juckte mir in den Fingern, seine Hand einfach wegzustoßen. „Ich werde dich so vermissen, Süße."

„Ich dich auch", murmelte das Äffchen und kuschelte sich bei ihm ein. Ich sah ihren seitlichen Blick und konnte sonst nicht glauben, was sich vor meinen Augen abspielte.

„Aber ich denke, Schweden wird mir echt helfen, weiterzukommen. Ich werde in der Heimatstadt deiner Mum bleiben", er strich ihr über den Rücken und seufzte leise. Schweden? Die Heimat ihrer Mutter?

„Diese vier Wochen werden wie im Flug vergehen, glaub mir", meinte er dann, als sie nichts erwiderte und ich wollte ja echt nicht wie ein eifersüchtiger Freund klingen, aber jede Sekunde weiteres Schmusen trieb mich ein bisschen mehr in den Wahnsinn.

BorderlineWhere stories live. Discover now