~Little Problems~ || K.T.H BTS

2. Memory

"NYAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA"

Sofort riss ich meine müden Augenlider auf und starrte mit leerem Blick das metallene Ding auf meinem Nachttisch an. Seufzend schaltete ich den Wecker aus. Dieses Henkerutensil hat mein Vater mir vor vielen Jahren mal aus Japan mitgebracht und gab schrille Katzengeräusche von sich. Etwas umständlich versuchte ich mich aus dem Kopfhörergewirr um meinen Kopf herum zu befreien und nahm mein Handy vom Ladegerät bevor ich stöhnend die Bettdecke beiseite schlug. Ohne Elan quälte ich mich aus dem Bett und machte an meinem Schrank halt um mir eine dunkelrote Hotpants und schwarze Kniestrümpfe aus dem untersten Regal zu ziehen. Darauf folgte irgendein schwarzes T-Shirt, was ich mir im Bad irgendwie in die Hose stopfte und mir anschließend zwei geflochtene Zöpfe band, die mir locker über die Schultern fielen. Mit meiner Tasche über der Schulter lief ich die Treppen hinunter und marschierte geradewegs in die Küche um mir mein Frühstück zu machen. Die Tasche stellte ich auf dem Boden ab als ich mir Milch in ein Glas füllte und einen prüfenden Blick in den Kühlschrank warf. "Was mach ich mir denn schönes..." murmelte ich als meine Finger automatisch nach den übrigen Eiern griffen. "Omelett, wie wunderbar...", trällerte ich seufzend vor mich hin und zog die Bratpfanne aus einer Schublade.
~*~
Erst als ich nach dem Frühstück auf die Uhr gesehen hatte fing der Montagmorgen an, stressig zu werden. Schneller als je zuvor putzte ich mir meine Zähne und zog zur selben Zeit meine Chucks an die Füße. Mit schnellen Schritten eilte ich zur Bushaltestelle, an der ein paar weitere Personen standen die geduldig auf den Bus warteten. Nicht mal eine Minute später sah ich meine Linie auf mich zufahren. Ich stieg ein und setzte mich auf einen freien Platz an der Tür und blickte durch die Fenster nach draußen auf die Straße. Auf den Fotos im Internet hat die Universität toll ausgesehen, aber wer weiß wie sehr dieses Foto auch der Wirklichkeit entspricht. Doch als ich einige Minuten später an der Universität ausstieg, wusste ich, dass das Foto untertrieben hatte. Die Yonsei University war unbegreiflich schön. Vor mir erstreckte sich der grüne Campus, dahinter das überwältigende Gebäude dessen Mauern mit Efeu überwachsen war. Okay, du gehst da jetzt rein und lernst, bis dein Kopf platzt! Zielstrebig marschierte ich auf die Türen zu, überquerte den ewig langen Weg und erklomm motiviert die vielen Stufen hinauf zu den Türen der Universität.

Nach langem suchen hatte ich dann doch den Weg zu meiner ersten Lesung gefunden. Der Professor da vorne redete so schnell das ich gar nicht mehr mit dem schreiben hinterher kam und bloß irgendwelche einzelnen Wörter auf meinen aufgeschlagenen Collegeblock kritzelte, bevor ich es gänzlich aufgab. Ich hörte einfach nur noch zu und versuchte mir das wichtigste von dem einzuprägen was der Mann da vorne von sich gab. Nach seiner langen Rede, die zu drei Viertel aus seinen Erfahrungen seines eigenen Studieenganges bestanden, kam er auch irgendwann mal zum Schluss. Wenn der immer so schnell redet, muss ich eindeutig schneller schreiben lernen dachte ich und notierte mir schnell die relevanten Infos die ich mir noch merken konnte. 

"Das erste Thema wird sein: Menschliche Bedürfnisse" begann der Professor nach einer kurzen Pause und schaute schweigend in die Reihen. 

"Was glaubt ihr sind Bedürfnisse die wir als Mensch miteinander teilen?" Stellte er die erste Frage und ich schlug eine neue Seite in meinem Block auf. Ich meldete mich. 

"Ja?" Er nickte mir zu. 

"Liebe" sagte ich präzise und bekam als Antwort ein vielsagendes nicken bevor er jemand anderen dran nehmen wollte .  "Liebe? Du bist dir wahrscheinlich nicht mal sicher was Liebe überhaupt ist!", unterbrach ihn ein Mädchen ein paar Reihen hinter mir mit einem verächtlichen Unterton in der Stimme. Ich drehte mich perplex zu ihr um und begegnete ihrem abwertenden Blick. Was hatte sie damit gemeint?  

Plötzlich wurden die Türen geöffnet und jemand stolperte außer Atem in den Saal. 

"Ihr seid zu spät" nahm ich die strenge Stimme des Professors wahr, der den Vorfall eben schon vergessen hatte.