Kapitel 22

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"Verdammt Gül, gib nicht auf", murmelte ich, um mich zu motivieren. Meine Sicht wurde dunkler und heller. Ich sah alles verschwommen.

Paar male blinzelte ich und meine Sicht wurde wieder klarer.

Jetzt hör auf zu weinen- mahnte ich mich im Inneren selbst.

Nach paar Minuten beruhigte ich mich und setzte ein Lächeln auf. "Wars das?", fragte ich die Ärzten höfflich. Sie nickte und fragte, ob es mir gut ginge. Ich bejahte und ging anschließend.

Ich warf ein Blick auf's Spiegel, der im Hausarzt hing und verließ das Hausarzt.an sah mir nichts an, solange man nicht in mein Inneres sehen kann.
Artig ging ich zurück zum Auto.

"Warum haben sie so lange gebraucht, Miss", fragte mich Agit.

"War etwas viel los", sagte ich wahrheitsgemäß.

Er nickte und fuhr los.

"Agit Abi?", fragte ich ihn vorsichtig. "Ja", sagte er ohne ein Blick von der Straße ab zu wenden. "Fährst du mich zu meinen Lieblingplatz?", fragte ich ihn leise.

Er war der einzigste, der wusste wo ich mich aufhielt. Ich darf nicht alleine raus, aber ich brauche meine Ruhe, deshalb wird Agit Abi immer mit geschickt.

Klar stört es mich, aber was soll ich tun? Im Haus finde ich meine Ruhe nicht.

Kurz schaute er zu mir, wendete sein Blick aber direkt auf die Straße. "Halbe Stunde. Nicht mehr", sagte er. "Wir sind schon spät dran. Can kommt bald nach Hause", fügte er hinzu.

Ja, wenn Can Zuhause ist, soll ich auch da sein. Was es bringt? Das weiß ich nicht. Ich kann ihn nicht leiden. Ich muss für ihn Hausfrau spielen.

Lächelnd nickte ich. Und mein Inneres blutete einfach weiter. Ich blieb hart, ich zeige keine Gefühle.

Warum sollte man auch? Menschen sind rücksichtslos und egoistisch.

Sie würden das ausnutzen und dich noch mehr runter ziehen. Vielleicht nicht alle, aber sehr viele.

Immer wieder frage ich mich, warum gibt es kaum mehr Gute. Aber die Antwort ist doch, dass jeder Mensch eine kalte Seite hat, eine Rücksichtslose.

Sind wir nicht alle gleich?

"Miss", holte mich Agit Abi aus meinen Gedanken. Verstört schaute ich ihn an. "Ich warte hier", sagte er.

Ich nickte und stieg aus dem Auto. Nach 3 Minuten kam ich auch bei mein Lieblingsplatz an und setzte mich.

"Gülcan", hörte ich eine tiefe Stimme mich rufen. Sofort öffnete ich meine Augen und mein Körper versteifte sich.

Diese wunderschönen blauen Augen, die mein Vater auch hatte schauten mich traurig an.

"Wo warst du solange?", fragte er sanft. "Ich habe doch gesagt ich gehe nur für zwei Wochen mit meiner Frau in die Türkei".

Bevor ich was erwiedern konnte nahm er mich in den Armen. "Ich habe dich vermisst kleine", flüsterte er und löste sich wieder. "Ich kenne dich kaum aber..", er brach ab.

Ich sagte immer noch nichts. "Du bist wie eine Schwester, die ich nie hatte", sagte er leise. "Vielleicht habe ich ja auch eine, aber du wirst immer wie eine Schwester für mich sein. Ob du nie wieder her kommst oder dich nicht blicken lässt.

Ich habe mir Sorgen gemacht", sprach er weiter. Meine Augen wurden glasig. Ich fühlte mich so gebunden mit ihn. Als würden wir uns lebenlang kennen.

Als hätte ich einen Bruder, von den ich nichts wusste. Als ich sah, dass ihn eine Träne die Wange entlang lief fing ich an zu schluchzten. Ich konnte nicht mehr.

Aber warum musste ich jetzt schwach werden? Manchmal kann man einfach nicht mehr. Es staut sich alles und kommt unerwartet.

Du kannst es nicht mehr kontrollieren. Deine Gefühle spielen verrückt und dein Körper tut das was es will.

Ich drückte ihn kurz fest und schüttelte meinen Kopf: "Ich muss los, es tut mir leid".

Und schon lief ich wieder zu Agit Abi. Meine Tränen wollten nicht aufhören.

Ich öffnete die Tür und Agit Abi schaute geschockt zu mir. "Fahr schon", brüllte ich ihn an. Er tat das was ich ihn sagte.

Gülcan & Can - Wird das lange halten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt