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Ohne, dass ich es bemerkt hatte, meine Aufnahmefähigkeit war anscheinend doch nicht mehr so brillant wie ich es vorhin gedacht hatte, war die Gruppe aus Frauen, der sich nun auch Edward angeschlossen hatte, weiter gelaufen und als ich meine Umgebung das nächste Mal gezielt wahr nahm, gingen wir einen Weg entlang, der strack auf ein riesiges Gebäude hinführte. Es war noch einmal separat von einer wuchtigen steinernen Mauer umgeben, in der, in einigen Abständen, immer mal wieder Tore eingelassen waren. Tore, so groß, dass sie bei uns schon als Schloss durchgegangen wären. Das helle Weiß der Mauer konnte nicht darüber hinweg täuschen, wie stark diese war und dass Eindringlinge keine Chance hatten dort einzubrechen, nicht zuletzt, weil die Mauer auch noch von dutzenden und tausenden dieser Wesen bewacht zu werden schien. Kaum durch das riesige Tor geschritten, wer waren bloß meine Begleiter, es war als würden sie zu der obersten Liga gehören, keiner hielt sie auf, geschweige denn kontrollierte sie, wurde der Blick auf eine gigantische Burg, nein ein gigantisches Schloss frei gegeben. Die ebenfalls weißen Türme reckten sich gen Himmel, wie Blumen sich der Sonne entgegenstreckten. Wie viele es insgesamt waren konnte ich nicht sagen, denn die Sonne und die 5 Türme, die ich sah, verdeckten die restlichen, und da war ich mir sicher, mindestens eben so viele Türme. Wie schon in der Stadt, rankten sich hier überall bunte Blumen und Pflanzen an den Wänden und Türmen hoch, die in einem wunderschönen Kontrast zu den Wänden standen ohne aber zu aufdringlich zu wirken.

"Willkommen auf Schloss Aurelion!", weckten mich meine Begleiter aus meinen Gedanken. Mist! Ich war wirklich sehr unaufmerksam. 

"Komm bloß nicht auf den Gedanken ihr jetzt Raum für Raum erklären zu wollen! Sie wird sowieso in den Kerker geschmissen. Dafür werde ich persönlich sorgen...", ließ Edward mich wissen. Wirklich ein sehr netter Zeitgenosse. Meinen Unmut musste man mir angesehen haben, denn sofort erntete er dafür einen Klaps auf den Hinterkopf von seiner Schwester. 

"Erzähl ihr doch bitte nicht so einen Unsinn! Wir werden sehen, was die Macht dazu sagt. Sie wird sie an den Ort schicken zu dem sie gehört.", mischte sich nun die schrille Schönheit ein.

Fragend schaute ich in die Runde. Was meinten sie denn jetzt damit? Wie sollte eine unsichtbare Macht darüber entscheiden, wo ich hin gehörte?

"Sobald du einen Fuß auf unseren Boden setzt, wird die Macht, die diesen wunderbaren Ort schützt und zusammen hält, sich auch deiner Seele annehmen und deine wahre Natur zu Tage fördern. Sie wird dich umschließen, und dich liebkosen, bis sie deinen Platz in unserer Gemeinde gefunden hat. Wir zum Beispiel, wohnen alle dort oben, in einem der Türme. Als wir die heilige Erde betreten haben, Tat sich die Erde auf und es wuchs einer dieser Türme aus dem Boden. Es war magisch, einfach unglaublich."

"Die Erde hat sich "auf getan"? Das klingt irgendwie...abenteuerlich...", lachte ich nervös. Ich musste verhindern, dass sie meine Magie sahen. Um jeden Preis! Aber wie? Wenn sie die Blaße platzen ließen, würde ich den Boden berühren müssen.

"Abschaum wie du, die nicht die Macht besitzen können das nicht nachvollziehen...", säuselte Edward, offensichtlich höchst erfreut darüber mir eins rein würgen zu können. Na warte! Eine Handbewegung genügt, um ihn stolpern und hinfallen zu lassen. Der länge nach und wie in Zeitlupe fiel er zu Boden. Ein Anblick für die Götter. Genugtuung durchflutete mich. 

"Wer war das?", schrie er erbost, doch keiner hier schien ihn für voll zu nehmen. 

"Was meinst du Edward? Wer war was?", fragte die Erscheinung in Grün.

"Wer von euch hat mir ein Bein gestellt?", schrie er und schaute in die verdutzten Gesichter der Mädchen, die allesamt mindestens einen Meter von ihm entfernt standen. 

"Meinst du nicht du übertreibst ein bisschen? Wie genau sollten wir dir ein Bein stellen? Bist du nicht eher über deine eigenen Füße gestolpert?", fragte nun seine Schwester.

"Schlechtes Karma, mein Lieber...", rutschte es mir heraus und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Schnösel! Wenn ich nicht denken würde, dass er stärker war als ich, dann hätte er sie schon längst gefasst. Ehrlich. So eingebildete Leute konnte ich auf den Tod nicht ausstehen. Aber leider wusste ich nicht, wer von uns der Stärkere war. Beklommen schaute ich auf die Türme. Sie hatten Türme. Im Schloss. Sie mussten eine wahnsinnig große Magie haben. Ich hingegen, mein Blick schweifte auf die Häuser hinter mich, würde wahrscheinlich dort meine neue Bleibe finden. 

Ja, eine neue Bleibe...doch für wie lange würde es dieses Mal sein? Die letzte war innerhalb weniger Minuten zerstört worden. Schreie, Feuer, Flammen, die an allem nagten, was sich ihnen in den Weg stellte. Jemand liegt am Boden. Lebt er noch? Ich wollte an seinem Hals den Puls fühlen, doch ich spüre etwas Warmes an meinen Fingern. Erschrocken ziehe ich sie zurück. Blut. An meinen Fingern. Unter meinen Füßen, auf den Wänden. Überall.

"Hey! Hörst du mir überhaupt zu? Ich sagte, wir sind da...", erschrocken spürte ich wie mein Herz einen Satz machte. Zu real waren die Erinnerungen, die mich immer wieder einholten. 

Die Elfenwesen gaben den Blick auf einen Wunderschönen Garten frei, der von gepflasterten Wegen durchzogen wurde. Sie schienen sich überall lang zu schlängeln, fanden aber ihren Uhrsprung in einem großen Runden Platz. Er war umgeben von Büschen und Blumen, Bäumen und Sträuchern, die wunderschöne Schatten auf ihn warfen. Er war nicht verziert, es rankten sich keine magischen Kreise auf ihm oder gar Runen. Nichts. Es war ein Kreis aus Pflastersteinen, die Farbe war vielleicht etwas außergewöhnlich, erstrahlte er doch in der Farbe von Rosenquarz, aber ansonsten gab es nichts, was auf heiligen Boden hindeuten würde.

"Da, sie haben noch jemanden gefunden...", merkte jemand an und ich schaute in die angegebene Richtung. Dort stand ein junger Mann, oder eher, er schwebte. So wie ich. Er schwebte in die Mitte des Kreises. Seine Begleiterin, eine Fee von ausgesprochener Schönheit, machte eine Kurze Handbewegung und die Blase platzte. Der Mann schwebte zu Boden. Plötzlich fing der Boden an zu leuchten. Wahnsinn, dachte ich mir, dabei hat er den Boden doch grade mal mit den Zehenspitzen berührt. Es war als würde Wind aus dem Kreis nach oben schießen und den Mann wieder zum fliegen bringen. Seine zerzausten brauen Haare flatterten wild im Wind, als plötzlich viele kleine Lichter aus dem Kreis aufstiegen. So etwas Wundervolles hatte ich noch nie gesehen. Die Lichter tanzten um ihn herum. Erst langsam, um nicht zu sagen anmutig, fast sanft, dann immer schneller, bis sie sich komplett über seiner gestallt zu einem Kokon aus Licht schlossen. Geblendet hielt ich mir schützend den Arm vor die Augen. Dann, plötzlich Funkensprühen und eine Erscheinung. Der Mann war, so kam es mir zumindest vor, von einem dunkelblauen Schimmer umgeben. Seine Kleidung, die noch wenige Sekunden zuvor aus einer normalen Jeans bestanden hatte, erinnerte jetzt eher an eine Rüstung. Die Rüstung der Wachen des Schlosses. Ein ebenso blauer Strahl, wie der Schimmer der ihn umgab schoss in den Himmel und traf mit genau der selben Geschwindigkeit nur wenige Gehminuten von uns entfernt in der Nähe der Mauer wieder auf den Boden. Es fühlte sich an wie ein Erdbeben, als plötzlich ein Haus dort auftauchte, wo wenige Minuten zuvor noch nichts gestanden hatte. 

Zu geschockt um zu sprechen schwieg ich und starte immer wieder von dem Kreis zu dem Haus und zurück. Meine Begleiter dachten wahrscheinlich, dass ich zu gerührt war um zu sprechen, doch in mir machte sich gerade die Panik breit. Was würde mir die Macht bescheren? Bisher hatte sie mir nicht viel gutes Gebracht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich im Kerker landete war so groß wie die Gefahr direkt zum Tode verurteilt zu werden. Ich durfte den Boden auf keinen Fall berühren!

Plötzlich setzte sich meine Blaße in Bewegung. Obwohl ich mich gegen die entgegengesetzte Wand drückte, schwebte sie unaufhaltsam auf den Kreis zu. Mein Todesurteil! Ich war mir sicher! Ich schwebte im Kreis, den Blick gen meiner Begleiter gerichtet. Flehend, die Blaße nicht zu zerstören, doch sie hörten mein stummes Flehen nicht. Nur eine Handbewegung. Die Blase platzte.


Hallo Leute, 

bitte entschuldigt, dass ich schon so lange nichts mehr geschrieben habe.

Ich hoffe aber, dass euch dieses Teil-Kapitel als Entschädigung reicht. 

Ich freue mich wie immer über Kommentare, likes und über Empfehlungen.

Eure JJ



Von Zeit zu Zeit ist doch die LiebeWhere stories live. Discover now