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Sie war sich nicht sicher, ob er das mit Absicht machte, oder ob es einfach nur eine Unachtsamkeit war. Letzteres schloss sie aber eigentlich aus, da der Lord NIE unachtsam zu sein schien. Also blieb nur die schwarze böse Absicht übrig, die sie ihm, nach seinem Verhalten einfach viel zu gerne nachsagte. Und natürlich nicht sinnlos, denn sie bemerkte sofort, dass ein aufgeregtes Tuscheln durcfh die Menge um sie herum ging. Worte wie:"Seht der Lord,...Wie besitzergreifend er doch ist,...junge Liebe,...so ungeniert...unsittsames WEIB!", kamen ihr zu Ohren und sie hätte sich schon wieder tierisch aufregen können. Was viel diesem aufgeblasenen Pack eigentlich ein? Es war ja nicht ihre Hand, sondern die seine, die ihren Körper berührte. Stinksauer wandte sie dem Mann an ihrer Seite ihr Gesicht zu, ein aufgesetztes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Seine Augen ausdruckslos auf die Menschen gerichtet die Magda ihr ganz offensichtlich hatte vorstellen wollen. Seine Haltung war elegant, aber angespannt. So angespannt, dass sich Sonja sicher war, das er zerbersten würde, wenn jemand ihn berühren würde. 

Doch das alles interessierte sie im Moment nicht im Geringsten. Ihre ganze aufmerksamkeit war auf ein anderes seiner Körperteile gerichtet.

"Ich fühle mich ja sehr geehrt, dass ihr mir doch noch Gesellschaft leistet, aber seid euch gewiss, dass wenn ihr nicht sofort euere Hand von meinem Hintern nehmt ihr euer blaues Wunder erleben werdet, LORD!", schlich sie sich ruckartig in seine Gedanken ein, während sie beide falsch Lächelnd auf das Paar vor ihnen zuschritten.

Die Frau war etwa in Sonjas alter, aber etwas kleiner als sie. Was jedoch die breite anging standen sie sich in nichts nach. Ihre Blonden langen Haare umrahmten auf vorteilhafte Weise ihr rundliches Gesicht in denen ihre strahlend blauen Augen sie schon von weitem anstrahlten. In diesem kleinen Persönchen schien ein wacher Geist zu wohnen, der nur darauf wartete auf die Menschheit losgelassen zu werden. Sonja entging keinesfalls das belustigte glitzern in ihren Augen, aber auch nicht die Freundlichkeit und Offenheit, mit der sie ihr gegenüberstand. 

Der Mann war groß und wahnsinnig Muskulös, obwohl er sich kaum von dem Lord unterschied. Die selben, aufmerksamen aber düsteren Augen. Der selbe strenge Zug um den Mund und die selbe sorgenfalte auf der Stirn, wie sie der Lord immer bekam. Nur etwas älter. Das musste sein Bruder sein.

"Ihr solltet euch auch geehrt fühlen, schließlich ist meine Zeit kostbar und knap bemessen. Eigentlich habe ich keine Zeit für diese Spielchen. Ich muss mich mit meinen Verbündeten beraten und austauschen. Stattdessen stehe ich jetzt hier...", antwortete er ihr im Gedanken höchnäsig. 

ARSCH! Blöder eingebildeter Idiot!, dachte Sonja, doch sie ließ es ihn nicht wissen, stattdessen antwortete sie ihm:" Dann hättet ihr einfach weiterhin Magda das überlassen sollen...Eure Hand Lord...", fersuchte sie ihn nochmals zu warnen, doch nichts geschah. Keine Antwort, kein spöttisches Grinsen, nichts.

Sie waren mitlerweile bei dem Paar angekommen und der Lord küsste zuerst der Frau die Hand, dann verneigte er sich vor dem Mann, nätürlich nicht ohne seine Hand weiter auf ihrem Hinterteil ruhen zu lassen. Während der ganzen Prozedur bewegte sich die Hand erstaunlicher weise keinen Millimeter. Die Stelle auf der sie lag, brannte wie Feuer, obwohl sie wusste, dass das gar nicht sein konnte. Plötzlich war es ihr als fuhr ein Blitzschlag durch sie hindurch. Ohne ihr Zutun machte sie einen eleganten Knicks vor der Frau und einen noch tieferen Knicks vor dem Mann. Verwirrung machte sich in ihr breit. sie wollte etwas sagen, doch ihre Lippen schienen ihr nicht mehr zu gehorchen, stattdessen bemerke sie, wie sich ihr Gesicht zu einem Lächeln verzog. Die Hitze an ihrem Gesäß wurde immer stärker. Es war als kochte ihre Haut. Doch sie war nicht dazu in der Lage sich von dem Topf zu entfernen, an dem sie sich so sehr verbrannte.

"Königin Lilyth, werter Bruder, König Taylor, wie schön, das ihr den Weg in mein bescheidenes Schloß gefunden habt. Ich hoffe, es ist alles nach euerer Zufriedenheit?", fragte der Lord freundlich.

Plötzlich kam ihr die Idee. Es musste seine Magie sein! Natürlich, was sonst könnte sie dazu zwingen Dinge zu tun, die sie nicht wollte, als diese vermaledeite Magie! Sie hochte in ihren Körper hinein, alles in ihr rebelierte und wollte nicht gefangen sein in der eigenen sterblichen Hülle.

Es war Königin Lilyth, die kleine dickliche Frau seines Bruders, die ihm strahlend antwortete:" Oh, lieber Schwager, es ist reizend!!! Absolut reizend!", plapperte sie munter drauflos. Wie konnten sie so fröhlich vor sich hin plappern, wenn sie hier so zu leiden hatte? Sah denn niemand was hier in Wirklichkeit los war? Die Verzweiflung schlug in Wut um und sie merkte, wie sich etwas in ihr regte. Nein, nicht etwas, sondern ihre Magie. Ja, sie konnte sie klar und deutlich in sich spüren, in einem Ort, von dem der Lord mit seiner Magie keinen Einfluss hatte. In ihrem Herzen! Ja, ihre Magie. Er konnte sie ihr nicht nehmen, sie nicht kontrollieren. Sie gehörte nur ihr. Ein Geschenk von wer weiß schon wem. Ihr Lebenselexier in dieser völlig verqueren Welt.

"Lilith!", stopte der König den Redeschwall seiner Frau, jedoch nicht ohne ihr einen sanften, liebevollen Blick zuzuwerfen. Missbilligung spiegelte sich in dem Blick von Liroy. Genau das war der Grund, warum er sich niemals verlieben würde. Wie lächerlich es doch war, sein Bruder die Lachfigur! Er würde niemals so werden. NIEMALS! Das schwor er sich im Stillen, bevor sich sein Bruder wieder ihm zuwandte und Liroy gute Miene zum bösen Spiel machte.

"Bruder, wie immer hast du nur das Beste für uns bereitgehalten und wie immer sind wir mehr als zufrieden.", da war er wieder, der traurige Blick, "wir haben uns sehr über deine einladung gefreut. Sie kam zwar plötzliche, aber dennoch waren wir sehr sehr froh, wieder deine Gesellschaft genießen zu dürfen." Ja, dieser Blick war ihm nur allzu bekannt. Diesen Blick hatte er immer auf seinem Antliz, selbst in seinen Träumen verfolgte ihn dieser Zug um die Augen und um den Mund, doch er wollte sie nicht sehen! Nein! Er hasste diesen Blick, ein stiller Tadel an ihn, weil er dieses Getrutel nicht mit ansehen konnte. Doch nun, würde er in die Fußstapfen seines großen Bruders treten müssen.

"Aber nun sagt, warum die kurzfristige Einladung?", fragte sein Bruder nun, wurde aber zugleich von seiner Frau unterbrochen, die sich gedankenverloren, aber überschwenglich zu Sonja hinbeugte und sie neugierig, aber nicht feindseelig von oben bis unten musterte: "Und wer ist dieses bezaubernde Geschöpf an deiner Seite?" Wieder handelte sie sich einen kurzen tadelnden Blick ihres Mannes ein, den sie aber gefließentlich ignorierte.

Spott schwang in seinen Worten mit, als er ihnen die Worte vor die Füße spuckte:" Meine Verlobte...", als es einen lauten Donnerschlag tat und Sonja zu leuchten begann. Blitze schienen von ihr zu ihm zu zucken und ihn erstarren zu lassen. Sie aber hatte die Augen geschlossen, die Hände ruhten links und rechts in den Falten ihres Rocks. Der Efeu in ihren Haaren leuchtete, gepaart mit dem Schimmer ihrer Magie, die sie umgab wirkte sie wie eine Fee. Ein zauberhaftes Geschöpf. Ein wütendes zauberhaftes Geschöpf. Ein stinkwütendes zauberhaftes Geschöpf.

Von Zeit zu Zeit ist doch die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt