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Eine eiskalte Hand schien von seinem Lebensmittelpunkt besitz zu ergreifen. Es einzufrieren, bis es aufhörte zu schlagen und dann dort in seinem Gefängnis aus Eis frieren zu lassen. Erschrocken blickte er auf die Gestallt die nun ebenfalls die Treppe herunter schwebte. Den Körper in einen geisterhaften Schimmer gehüllt, die Augen seelig geschlossen und gen Boden gerichtet. Tausend Gedanken schlugen in seinen Kopf ein während er die ihm schon so gewohnte Gestallt auf sich zukommen schwebte. Ebenfalls etwas das er leider schon zu lange gesehen hatte und ihn immer dran erinnerte, wie lange sie in ihrer geisterhaften Form durch sein Schloss getänzelt war. Immer auf der Suche nach einer Beschäftigung und in tiefer Trauer darüber, dass ihr geisterhafter Zustand es ja doch nicht zulies.

"Heiliger Hughländer!", zischte er. Erstaunt schauten sowohl Magda als auch Raven auf, völlig aus ihrem Konzept der gepflegten Alibi-Konversation gebracht. Raven sog, mindestens so geschockt wie Liroy die Luft ein. Magda hingegen blieb ruhig und fragte trocken:"Was tut ihr da, Lady? Sagt bloß euch hat das Lampenfieber gepackt?" Sonjas Augen flogen auf und ihre vorher noch so ruhige "Erscheinung" funkelte Magda ertappt an, bevor sie einmal tief durchatmete und dann ein leises "ist ja gut" flüsterte. Dann war sie weg. Der Schimmer war weg. Verschwunden mit ihrem Geist. Wortlos wandte sich Liroy zu Magda um. Wie sie es sich schon vorgestellt hatte, hatte diese Kurzschluss-Reaktion von der Lady Liroy komplett aus der Bahn geworfen. In seinem Blick konnte sie sowohl Panick als auch, und das amüsierte sie jetzt, Besorgnis erkennen. Mit einem Lächeln und einem Wink mit dem Kopf in Richtung der Treppe versuchte sie ihm klar zu machen, dass alles in Ordnung war. Auch wenn er es nicht zugab wusste sie, dass er wieder von dem Schlimmsten ausgegangen war. Entführung, Tod oder gar Folter waren wahrscheinlich nur seine harmlosesten Vorstellungen gewesen, die er sich, in dem Moment, in dem er sie in ihrer geisterhaften Gestallt gesehen hatte, ausgemalt hatte. Armer Liroy, ob er sich irgendwann eingestehen würde, dass er ihrem Scharm verfallen war? Naja, sie würde es ja sehen, wenn es so war. Nun aber wandte auch sie ihren Blick gen Treppe auf der nun die richtige Lady erschienen war. Dann zu Liroy, dem bald die Augen aus dem Kopf fallen würden. Er verschlang ihre kleine Gestallt förmlich mit seinen Blicken, saugte jeden Millimeter ihres Seins in sich auf. Der Efeu rankte sich durch ihre braunen, fast schwarzen Locken und erweckten den Anschein hochgesteckt worden zu sein. Wie eine Krone hatten sich die Efeublätter sanft ihrer Form angepasst und schienen sich von dort aus über die Schulter bis hinüber zu ihrem Arm zu schlängeln. Dort schmiegten sie sich liebevoll um ihren Arm bis hinunter zu ihrem Ringfinger, wo sie in einem Kranz aus magischen, winzig kleinen Efeublättern ihren Abschluss fanden. Zumindest an dieser Stelle, denn sah man genauer hin, so stellte man fest, dass ausgehend von der Schulter, unter der für gewöhnlich das Herz lag, die Ranken ihren Ursprung fanden. Sich von dort aus unter ihrer Brust in dem samtig weichen Stoff verloren, der an das Blinzeln der Sonne durch die Blätter eines Baumes erinnerte. Während sie Schritt... für Schritt... für Schritt anmutig die Treppe hinunterglitt, kam dann auch ihre hauchdünne Scherpe zum Vorschein. Wie die Pollen, die im Sommer über einer Wiese hin und her getragen wurden und dabei dem goldenen Kuss der wärmenden Abendsonne ausgesetzt waren. Sie war völlig umhüllt von diesem Gefühl von Sommer und es schien, als wenn jeder, der sie erblickte sofort fröhlicheren Gemütes war. Besonders, wenn sie einem dabei mit ihren im Moment strahlend grünen Augen sanftmütig lächelnd und scheu entgegen blickte.

Gerade als Magda dachte, dass es nun um Liroy geschehen sein musste, änderte sich seine Mimik schlagartig. In dem Moment in dem die Lady so weit herabgestiegen war, dass sie nur noch wenige Stufen von ihnen trennte, wurde seine Miene steinhart und eiskalt. Würde Magda diese Reaktion nicht schon zur genüge kennen, so würde sie sicherlich anfangen sich gedanken darüber zu machen, aber so schenkte sie dieser Angewohnheit seiner Hochwürden keine Beachtung. Stattdessen nahm sie die Lady in Empfang, was eigentlich er hätte tun sollen. Sturkopf, schimpfte sie ihn in ihrem Gedanken, worauf er tief rot anlief und sich von ihnen abwandte. Sofort ergriff er die Flucht. Feigling, sie einfach hier so stehen zu lassen! Schämen solltet ihr euch, schimpfte sie, bevor sie sich schwach lächelnd wieder der Lady zuwandte, die etwas verloren am Treppenabsatz stand und nicht so recht wusste wie ihr geschah. Als sich Liroy dann auch noch umdrehte und einfach ging, war sie völlig verwirrt und allem anschein nach den Tränen nahe.

Von Zeit zu Zeit ist doch die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt