One Shot 33 - erstes Treffen

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Louis P.o.V.

Als ich ihn im Internet kennen lernte, war ich sechzehn, depressiv, hatte nicht wirklich viele Freunde und wurde in der Schule gemobbt; mein Vater schlug mich und meine Mutter verschwand, als sie mitbekam, dass er mich misshandelte. Jungs verarschten mich, vertrieben sich die Zeit damit, mich zu ärgern und zu schikanieren und machten Witze über meine Magersucht. In der Schule ließ ich alles von mir abprallen, versuchte so gut es ging, die Beleidigungen zu ignorieren, nicht zu weinen. Denn das wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte. Gerade war ich auf dem Weg zur Bushaltestelle, hatte den Kopf gesenkt und sah nicht auf, als die anderen zu reden anfingen. Ignorieren, einfach ignorieren, dachte ich mir und sah auf mein Handy. Ich hatte eine neue Nachricht von Harry.

Harry: Na Schatz? :)

Louis: Hey :) Wie gehts dir?

Harry: Ganz gut... Ich denk an dich :*

Sofort schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht, schnell antwortete ich ihm. Dass jemand hinter mir stand und über meine Schulter lugte, bemerkte ich nicht.

Louis: Und ich an dich. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde :*

Harry: Ich will ich endlich sehen... :(

Louis: Ich dich auch...

„Ach, hat da jemand eine Fernbeziehung?" Erschrocken drehte ich mich um, vor mir stand Josh. Sein Mund war zu einem hässlichen Grinsen verzogen, in seinen Augen stand der Spott geschrieben. Ich schluckte, schüttelte stumm den Kopf und schrie leise auf, als er mir mit einem gehässigen „Ha!" das Handy aus der Hand riss. Ich wollte es ihm noch wegnehmen, wurde jedoch von zwei anderen Armen davon abgehalten, die mich fest umschlangen. Verzweifelt zappelte ich hin und her, versuchte mich zu befreien. „Aha.", kam es von Josh, während er sich unseren Chat durchlas. Ich hatte Tränen in den Augen, denn es ging niemanden etwas an, was wir schrieben. Niemanden! „Und du sagst, du hast keine Fernbeziehung? ‚Ich will dich endlich sehen', ‚Ich vermisse dich', ‚Wann können wir uns nur treffen?'? Und jetzt sag mir noch ein einziges Mal, dass er nicht weit weg wohnt!"

Jetzt sahen alle von der Bushaltestelle zu, sogar Madeline, die ich eigentlich ganz gut leiden konnte; sie hatte auch kein Problem damit, dass ich schwul war. „Lass das!", brachte ich mit zitternder Stimme hervor und riss mich aus den Armen meiner Peiniger los, schnappte mir mein Handy und rannte zurück nach Hause. Dort erwarteten mich dann ein paar Schläge von meinem Vater, da ich angeblich Schule schwänzen würde, weil ich Angst vor Klausuren hätte. Wenn der wüsste. Nachdem er mich dann fertig verunstaltet hatte, rannte ich nach oben in mein Zimmer, schloss ab und warf mich aufs Bett. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht im Kissen, weinte all meinen Kummer über mein Leben hinein. Harry war der Einzige, den ich hatte. Mein Zentrum. Wenn er nicht wäre, dann würde ich auch nicht mehr leben. Am nächsten Tag wachte ich zerschlagen auf, spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht, dass ich wenigstens halbwegs akzeptabel aussah, und machte mich auf den Weg zur Schule. Diesmal ging ich jedoch und vermied somit die Schikane im Bus. Es sprach sich natürlich wie ein Lauffeuer herum, dass ich eine Fernbeziehung führte und ihn endlich sehen wollte. Es wäre ja so theatralisch und dramatisch schön, dass sie gleich übertreiben mussten und sagten, ich wäre zu verzweifelt und würde mit Selbstmordgedanken spielen – das war schon sehr übertrieben und überhaupt nicht an der Wahrheit. Nun ja, zumindest derzeit.

Früher hatte ich Selbstmordgedanken, jetzt aber nicht mehr, und das alles nur wegen Harry. Ein paar Jungs fragen, ob wir uns schon einmal gesehen hätten. Nein, antwortete ich, nein, noch nicht. Manche waren einsichtig und belästigten mich nicht weiter, aber andere nutzten die neue Angriffsfläche natürlich richtig aus und schikanierten mich fast jede Stunde mit ihren dämlichen Sprüchen. Wenn ich Zuhause ankam, freute ich mich immer. Auch wenn mein Vater mir wie jeden Tag mit dem Rauswurf drohte, mir ein paar Ohrfeigen verpasste, da ich unartig wäre und mich aufs Übelste beschimpfte, blieb meine Freude nicht aus. Denn ich konnte wieder mit Harry telefonieren, schreiben und skypen. Und das war das momentan Schönste in meinem ganzen Leben.

Harry: Baby?

Louis: Ja?

Harry: Ich muss dir was sagen!

Ich bekam Angst. Was, wenn er Schluss machen würde? Meine Welt würde zusammenbrechen, ich könnte nicht mehr leben, würde mir sofort Schlaftabletten einwerfen.

Louis: Okay...

Harry: Ist nichts Schlimmes, Boo :)

Erleichtert atmete ich aus. Er wollte also nicht Schluss machen.

Louis: Und was ist es dann? :*

Harry: Ich darf zu dir! *-*

Louis: OH MEIN GOTT WIRKLICH?!

Harry: Jas :)

Obwohl ich Schmerzen hatte, sprang ich auf, hüfte quietschend in meinem Zimmer herum und merkte, wie mir vor Freude Tränen die Wangen hinab liefen. Ich musste mich wirklich anstrengen, um mich nicht zu vertippen, als ich ihm antwortete. Doch nach dieser Nachricht konnte ich nicht mehr schreiben, ich musste mit ihm telefonieren. Und das taten wir dann auch. Lange und ausgiebig. Die Anmachen in der Schule störten mich nicht mehr, ich blockte alle um mich herum ab und bekam wieder Selbstvertrauen. Lernte, allein zurecht zu kommen, mich allein durchzukämpfen, obwohl ich das ja schon immer gemacht hatte. Aber irgendwie war es jetzt anders. Jetzt hatte ich ein Ziel vor Augen, und das wollte ich auf keinen Fall verlieren. Und als ich ihn dann endlich sah, meine Lippen auf seine legte und in seinen Armen lag, hätte ein Orkan wüten, ein Feuer brennen, ein Tsunami um uns herum brausen können. Es hätten tausende Tonnen von Wasser um uns spülen und uns mitreißen können, und es wäre mir egal. Denn ich hatte Harry. Hatte endlich meinen Freund gefunden, mein Zentrum, ohne das ich nicht leben konnte.

Larry Stylinson One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt