One Shot 31 - Siehst du es nicht?

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Harry P.o.V.

Schon wieder dieses Funkeln in seinen Augen, dieses wunderschöne Lächeln, in das ich mich schon vor einer Ewigkeit verliebt hatte. Das Lachen, die Lachfältchen, die Fröhlichkeit. Wie zärtlich und liebevoll er sie behandelte. Schluckend wendete ich meinen Blick ab, konnte es nicht ertragen, ihn mit ihr zu sehen. Presste die Zähne zusammen, atmete tief durch und bekam im Augenwinkel mit, wie er seine Lippen auf ihre legte.

Ein blitzartiger Schmerz durchzuckte mein Herz, durchschoss es wie eine Pistole und bohrte es an eine Wand. Man könnte sagen, dass auf ihr "Pain" stand. Meine Augen wurden wässrig, ich rannte aus den Wohnzimmer und schloss mich in meinem Zimmer ein. Schluchzend sank ich an meiner Zimmertür zusammen, vergrub den Kopf in den Händen, fühlte nur noch den Schmerz in meinem Herzen. Es war zerrissen, zerstört, zertrampelt, verletzt. Weitere Tränen bahnten sich aus meinen Augen, immer mehr wurden es.

Wieso muss er mit Eleanor zusammen sein? Wieso? WIESO?! Meine Hände krallten sich in meinen Armen fest, hinterließen tiefe, mondartige Abdrücke, aus denen ein klein wenig Blut herausquoll. Wieso sollte er dich auch lieben? Du bist ein Nichts! Nicht mal die Jungs merken, dass du dich verändert hast! Meine innere Stimme hatte Recht. Anscheinend war es niemandem aufgefallen, dass ich dünn und ausgezehrt geworden war. Dass ich nicht mehr lachte, Witze riss oder Sonstiges tat.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Noch immer liefen mir Tränen an den Wangen hinunter, benetzten meine Wangen mit Wasser. Zitternd stand ich auf, kümmerte mich nicht um mein Aussehen und öffnete langsam die Tür. Sofort wurde ich in eine feste Umarmung gezogen, ich atmete tief ein und merkte, dass es Liam war. Ich erwiderte die nette Geste nur leicht, zu groß war der Schmerz in meinem Herzen. "Shhht", murmelte er immer wieder und strich mir beruhigend über den Rücken. Durch mein Schluchzen hatte ich nicht bemerkt, wie er mich ins Zimmer geschoben, die Tür geschlossen und mich aufs Bett gedrückt hatte.

"Du liebst ihn, stimmt's?", fragte er sanft, nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte. Ich nickte nur. "Wie lange schon?" Ich blickte auf, sah in zwei treue, braune Teddyaugen, die mich freundlich ansahen. "Seit vier Jahren schon." Sein Mund klappte auf, die Augen wurden groß. "V - vier J - Jahre?" Wieder nickte ich nur und schloss entkräftet die Augen. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie ... wie weh es tut, ihn mit ihr zu sehen. Wie er sie berührt, ansieht und Dinge mit ihr unternimmt, die nur wir früher getan haben. Er wird mich nie so lieben, wie ich es tue. Nie." In meinen Augen hatten sich kleine Seen gebildet, sie wurden jedoch von einem Damm zurück gehalten. Einem Damm, der dünn und instabil war Papier.

"Du musst es ihm sagen!" Ich lachte nur sarkastisch nach Liam's Rat, schüttelte den Kopf und sah ihn an. "Glaubst du, dass das was bringt? Wenn er sie liebt, wird er mich nicht lieben. Warum sollte er auch?" Mein bester Freund schüttelte den Kopf, stand dann urplötzlich auf, ging nach unten und kam wieder nach oben. Doch dieses Mal war er nicht allein, nein. Denn jetzt war Louis dabei. Der Junge, der mich innerlich zerstörte. Schluckend wendete ich meinen Blick ab und zog mir meine Bettdecke bis zum Kinn hoch. "Was ist denn? Ich wollte mit Eleanor zum See fahren!"

Outch. Er will das mit ihr mahen, was nur wir beide gemacht haben? Er will unseren ersten Treffpunkt mit ihr teilen?! Meine Lippen waren fest zusammengepresst, meine zitternden Hände ballte ich zu Fäusten. "Harry? Was ist los?", drang seine engelsgleiche Stimme zu mir durch und riss mich aus meinem Ballon, den ich um mich herum aufgeblasen hatte. "Was soll schon los sein?", flüsterte ich gepresst und versuchte angestrengt, die Tränen zurück zu halten, die sich aufgestaut hatten. "Bitte rede mit mir, Haz." Fast klang es schon verzweifelt, doch das bildete ich mir sicherlich nur ein. Wieso sollte er sich auch wegen mir Sorgen machen?

Ich spürte Liams ermutigenden Blick noch, als er aus dem Zimmer ging und leise die Tür schloss. Meine Augen richteten sich auf Louis. "Siehst du es nicht?" Verwirrt sah er mich an, wollte gerade zu einer Frage ansetzen, doch ich stand auf und zog mir meinen dicken Pulli aus. Er war überrascht, bis sein Blick auf meinen abgemagerten Oberkörper fiel und er scharf die Luft einzog. "Siehst du es?" Mittlerweile war meine Stimme fester geworden, härter. Ich wollte all den Frust von vier Jahren endlich rauslassen. Demonstrativ streckte ich ihm auch noch meine Unterarme entgegen. "Und das?" Als er die Narben und Schnitte sah, begann seine Unterlippe zu zittern, doch ich wollte mir endlich von der Seele reden, was ich in mich hineingefressen hatte.

"Siehst du nicht, dass ich mich verändert habe? Siehst du nicht, wie weh du mir mit jeder Minute tust, in der du mit ihr zusammen bist? Ich kann bald nicht mehr, Louis. Ich vermisse unsere Filmabende, unsere Kinobesuche, unsere unlustigen Witze. Ich vermisse unsere Unternehmungen. Ich vermisse alles an dir. Du hast nur noch Zeit für Eleanor, nicht für mich. Aber du hast nichts gemerkt. Ist dir überhaupt irgendwas an mir aufgefallen?"

Mit Tränen in den Augen sah ich ihn an, stand zitternd vor ihm. Er schien nicht so recht zu verstehen, was ich meinte. Wenn er dich lieben würde, hätte er schon längst gesagt, dass er es tut. Aber was macht er? Genau, nichts! "Ich liebe dich, Louis William Tomlinson." Mit offenem Mund sah er mich an, seine Unterlippe hatte aufgehört zu zittern, Unglauben zierte seine Gesichtszüge. "I - Ich dich auch, Hazza." Es war nur ein Flüstern, kaum hörbar, und doch waren es die wunderschönsten Wörter, die ich seit vier Jahren gehört hatte. Seit vier schmerzvollen, schweren Jahren. Aber alles Hoffen und Warten hatte sich gelohnt, denn jetzt legte ich meine Lippen endlich auf seine.

Larry Stylinson One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt