19 - Der glücklichste Mensch auf Erden

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Plötzlich war der Tag da.
Ein sonniger Tag im Juli, den sie heute zu etwas Besonderem machten, sodass er ihnen immer in Erinnerung bleiben würde.

Severus stand in seinen Räumen und zog gerade den neuen Gehrock an, als es klopfte und Potter eintrat.
„Aufgeregt, Mylord?", fragte dieser mit einem Grinsen im Gesicht und trat näher.
„Nein", gab er kühl zurück. Es war eine Lüge und er konnte dem jungen Zauberer für einen Moment nicht in die Augen sehen.
Er war aufgeregt. Und noch immer schwang leichter Unglaube in all seinen Gedanken mit. Heute tat er das, was er sich sein Leben lang nie hätte träumen lassen, dafür war er zu realistisch gewesen und hatte zu nahe an der Schwelle des Todes und des Wahnsinns gelebt: Er heiratete eine wunderschöne, intelligente, junge Frau — und ausgerechnet eine Gryffindor!
Sein Blick glitt durch die großen Fenster seines Schlafzimmers. Von hier aus sah er bis zur Wiese hinab, wo ein mit Blumen verzierter Pavillon und die Stühle für die Gäste aufgestellt waren, auf denen sich bereits viele niedergelassen hatten. Andere standen noch in Grüppchen zusammen und unterhielten sich.

Molly hatte bereits am Vormittag die Gewalt über die Organisation an sich gerissen und er war zumindest heute froh darüber. Er wollte nicht, dass Hermine sich allzu viele Gedanken machen musste und Ginevra war ihre Trauzeugin und somit den ganzen Tag noch nicht von ihrer Seite gewichen, um ihr beizustehen. Die beiden jungen Hexen sollten sich um sich selbst kümmern, statt zu prüfen, ob alle Blumengestecke an ihrem Platz waren oder der Ballsaal im Erdgeschoss bereits dekoriert war.

Severus richtete ein letztes Mal seine Manschetten, dann griff er nach der Schatulle mit den Ringen auf seinem Nachttisch und hielt sie Potter entgegen. Erst dann begegnete er wieder diesen grünen Augen mit seinem Blick, die bis vor einigen Jahren nichts als Schmerz in ihm ausgelöst hatten. Inzwischen konnte er mehr darin sehen: Die Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden, auf eine neue Liebe, auf Vergebung.
Potter nahm die Schatulle und ließ sie in der Innentasche seines schwarzen Festumhangs verschwinden. Dann sah er ihn wieder an und ein Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel. „Es wird Zeit, Lord  Prince."
Severus nickte knapp und holte unauffällig etwas tiefer Luft.
Sein Trauzeuge bedachte ihn mit einem weiteren prüfenden Blick. „Sie halten sich gut, Mylord. Ich werde nachher wahrscheinlich meinen eigenen Namen vergessen, so aufgeregt werde ich sein", stellte er mit einem schiefen Grinsen fest und schob die Hände in seine Hosentaschen.
Severus hob eine Augenbraue und warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Sie sind der Heilige Weltenretter, Potter. Das wird doch eine Ihrer leichtesten Übungen."
Der Jüngere schüttelte den Kopf und strich sich sichtlich nervös mit der Hand durch die wilden Haare, die dadurch noch mehr von seinem Kopf abstanden. „Ein erneuter Endkampf gegen das Böse wäre mir im Moment lieber", gab er zu und Severus konnte ihn verstehen, war es ihm doch nicht viel anders gegangen.
„Bringen Sie es einfach hinter sich — es lohnt sich", riet Severus ihm mit leiser Stimme und verließ sein Schlafzimmer. Potter folgte ihm nach einem Moment und sie schritten schweigend durch die Flure des großen Hauses.

Überall waren Stimmen zu hören, die leisen Schritte der Hauselfen tapsten geschäftig über die frisch polierten Böden und der Duft der vielen Blumengestecke wehte durch das Haus und ließen ihn etwas tiefer einatmen. Das Haus selbst summte vor Geschäftigkeit und strahlte eine ebensolche Aufregung aus, wie er sie im Moment spürte: Es wusste, dass es bald ganz offiziell eine Lady bekam und die Magie der Familie Prince sich dadurch verstärkte und weiter in seinen Grundmauern festigte.

Am Ausgang zum Park hielt Severus noch einmal an und drehte sich zu Potter. Dieser sah ihn fragend an. „Haben Sie Zweifel, Mylord?", fragte dieser und sofort trat der Gryffindor in ihm zutage und er wollte zu einer leidenschaftlichen Rede zugunsten seiner besten Freundin ansetzen, doch Severus hob die Hand und schüttelte den Kopf, brachte ihn damit aus dem Konzept und der junge Zauberer blinzelte ihn nur an.
„Bevor wir da raus gehen, möchte ich noch eine letzte Sache klären." Er streckte ihm die Hand entgegen. „Severus."
Potter sah erst die Hand, dann ihn an und seine Augen wurden hinter der Brille ein Stück größer, bevor er zu grinsen begann und nach seiner Hand griff. „Harry."
Die beiden Zauberer sahen sich einen Moment an, dann ließen sie die Hände sinken.
„Lass uns gehen ... Harry", sagte Severus und es kostete ihn Überwindung, den Namen auszusprechen.
Dieser Name, geschrien von Lily im Moment ihres Todes, hatte ihn jahrelang in seinen Albträumen verfolgt und er hatte es vermieden, ihn zu benutzen. Doch es war Vergangenheit und es war an der Zeit, nach vorn zu sehen. Er hatte diesen Jungen jahrelang beschützt und er war der beste Freund von Hermine — er war das, was ihr im Moment an Familie geblieben war und Severus wusste, dass sie es nicht gutheißen würde, wenn er einen der wichtigsten Menschen in ihrem Leben weiterhin mit Nachnamen ansprach.

Lady of Prince Manor [Eine Sevmione Fanfiction]Where stories live. Discover now